Ex-Bürgermeister von Neukölln:Heinz Buschkowsky kritisiert SPD als "Klugscheißerpartei"

Heinz Buschkowsky

Heinz Buschkowsky als Neuköllner Bezirksbürgermeister im Jahr 2014

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Der frühere Berliner Bezirksbürgermeister rechnet in einem Interview mit seiner Partei ab. Die Volkspartei SPD habe sich vom Volk entfernt.

Der frühere Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, wirft seiner Partei mangelnden Realitätssinn vor. Die SPD habe sich zu einer "Klugscheißerpartei" entwickelt, sagte er im Interview mit der Welt am Sonntag. "Der Volkspartei SPD ist das Volk abhandengekommen und sie hat es nicht bemerkt", so Buschkowsky.

Seine Partei habe sich "in weiten Teilen von der Lebenswirklichkeit, den Sorgen und Nöten der Menschen völlig entfernt", sagte der langjährige Kommunalpolitiker. Als ein Kernproblem seiner Partei sieht Buschkowsky, dass es immer weniger Vertreter aus Arbeiterfamilien in den Gremien gibt. "Wenn ich in den 70er Jahren hier in Berlin-Neukölln in eine Ortsvereinsversammlung der SPD gegangen bin, dann saßen da etwa 50 Leute, die in der Gegend zu Hause waren: Polizeibeamte, Müllfahrer, Rentner - ein Querschnitt der Stadtbevölkerung, so der SPD-Politiker. "Wenn Sie heute in die gleiche Versammlung des gleichen Ortsverbandes gehen, dann sitzen da vielleicht acht Figuren, von denen mindestens ein Drittel erst vor sechs Monaten nach Berlin gezogen ist."

Berliner SPD der "unterirdischste Landesverband der deutschen Sozialdemokratie"

Besonders scharfe Kritik übte Buschkowsky am stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Ralf Stegner und an Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD). "Herr Stegner ist dem Sozi-Herzblut nur sehr schwer vermittelbar. Ihm fehlt nahezu alles dazu, eine politische Führungspersönlichkeit zu sein, hinter der man sich versammeln möchte", sagte er im Interview. Die Berliner SPD gelte "nicht umsonst als unterirdischster Landesverband der deutschen Sozialdemokratie". Angesichts schlechter Zustimmungswerte schließt Buschkowsky aus, dass Müller noch einmal SPD-Spitzenkandidat werden könnte.

Heinz Buschkowsky war von 1991 bis 1992 und erneut von 2001 bis 2015 Bezirksbürgermeister von Neukölln. Er bezog vor allem zu Integrationspolitik Stellung und wandte sich während seiner Amtszeit mit zwei Büchern an die Öffentlichkeit, die beide zu Bestsellern wurden und Buschkowsky zu größerer Popularität verhalfen.

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