Bier:Den deutschen Brauern geht das Leergut aus

Müll an der Isar

Leergut verzweifelt gesucht: Einige Brauer könnten bestimmte Sorten nicht mehr abfüllen, weil die leeren Flaschen fehlen.

(Foto: dpa)
  • Vielen Brauereien in Deutschland fehlt es an Bierflaschen und -Kästen.
  • Grund dafür ist der erhöhte Bierabsatz wegen der Fußball-WM und des anhaltenden guten Wetters.
  • Eine Bochumer Brauerei hat zum Wochenende sogar auf Facebook einen Hilferuf an die Kunden gerichtet, ihr Leergut zurückzubringen.

Erst kam der Fußball, und mit ihm stieg der Bierabsatz im Land. Dann kam die Hitze - und jetzt? Fehlt den Brauern das Leergut. So hat die Bochumer Brauerei Fiege zum Wochenende sogar einen Hilferuf an die Kunden auf Facebook gerichtet: "Obwohl wir regelmäßig neues Leergut nachkaufen, werden in unserer Abfüllung gerade die Flaschen knapp", heißt es dort. Sorgen bereiten der Branche derzeit leere Kästen, die während der Urlaubszeit ungenutzt in den Kellern stehen. "Erst Pfand, dann (P)ferien", bittet Brauer Moritz Fiege deshalb.

Die meisten Bundesländer haben Ferien, die Sonne scheint oft, und die Produktion in den Brauereien läuft auf Hochtouren. Doch mittlerweile sind bei vielen Brauereien die Leergut-Vorräte bedenklich geschrumpft. Die ungewöhnlich lange Hitzeperiode habe die Berechnungen der Brauereien über den Haufen geworfen, berichtet Niklas Other, Herausgeber des Branchenmagazins Inside. "Es ist eine branchenweite Dramatik in dem Thema", so Other. Einige Brauer könnten bestimmte Sorten nicht mehr abfüllen. Am härtesten treffe es die Getränkehändler, die sich über mangelnde Investitionen der Brauereien bei der Anschaffung von Getränkekästen beklagten.

Auch der Deutsche Brauer-Bund berichtete von einer in diesem Jahr "besonders ausgeprägten" Leergutknappheit. Gerade in den Sommermonaten könne es immer wieder zu Leergutengpässen kommen, sagt ein Sprecher. Die Branche appelliert deshalb an ihre Kunden, Leergut möglichst "zeitnah" in den Handel zurückzubringen.

Auch bei den Fiege-Konkurrenten Veltins und König-Pilsener berichteten Sprecher, es seien bereits zusätzliche Bierkästen bei den Herstellern geordert worden. Denn mit den Flaschen fehlen auch die "Biertragerl", wie sie in Bayern heißen. Und die sind wichtig, denn nicht jede Flasche passt in jede beliebige Kiste. Längst haben viele Brauereien aus Marketinggründen individualisierte Formen und Designs eingeführt, die einen Austausch von Kisten oder Flaschen unter den Brauereien meist praktisch unmöglich machen.

Bundesweit sind nach einer Hochrechnung der Brauer 500 Millionen Mehrweggetränkekästen im Einsatz, davon rund 180 Millionen von den Brauereien. Auch einzelne Mineralbrunnen hatten zuvor über Leergutengpässe geklagt. Allerdings sind die Pfandpreise in den vergangenen Jahren kaum gestiegen. Für Mehrweg-Bierflaschen gibt es standardmäßig acht Cent, für Flaschen mit Bügelverschluss gibt es zwischen 15 und 25 Cent, ganz selten mal 50 Cent. Und für leere Kisten, an denen es ja auch fehlt, zahlen Händler Umfragen zufolge zwischen 1,50 und maximal drei Euro je Stück. Grundsätzlich gilt: Je seltener und hochwertiger ein Exemplar und je geringer die Stückzahl, die einer Brauerei zur Verfügung steht, desto mehr Pfand gibt es.

Direkt vor der Fußball-WM hatte sich der Bierabsatz in Deutschland spürbar erhöht. Die Befürchtung, dass mit dem Ausscheiden der Deutschen der Bierkonsum drastisch zurückgehen könnte, hat sich dank der Hitzewelle über weiten Teilen Deutschlands offenbar nicht bewahrheitet. Gut lief für die Brauereien auch das Geschäft mit Biermischungen - Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen, wie das Statistische Bundesamt berichtete.

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