Neue MVV-Tarife:So einen großen Unterschied kann eine Haltestelle machen

Berufsverkehr

Nicht jeder Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel proftiert von der MVV-Reform.

(Foto: dpa)
  • Viele Menschen werden von der Tarifreform des MVV profitieren und weniger für ihre Fahrkarte zahlen.
  • Doch es gibt auch Verlierer beim Zuschnitt der neuen Zonen und Kreise.
  • Mitunter müssen sogar Pendler aus verschiedenen Teilen des gleichen Ortes unterschiedliche Preise zahlen.

Von Robert Meyer

Vom Geld, das Pendler aus Vaterstetten für Monatskarten künftig sparen werden, könnten sich manche fast eine zweite Isarcard leisten. Zumindest, wenn die Pendler den richtigen Arbeits- oder Schulweg haben. Vaterstettener und Zornedinger nämlich, die regelmäßig nach Ebersberg pendeln, sind die großen Gewinner der MVV-Tarifreform. Anstatt sieben Ringe durchqueren zu müssen, fahren sie in Zukunft nur noch durch zwei Tarifzonen. Kostet die Isarcard für die Pendler aktuell noch 116,50 Euro, sind es vom 9. Juni 2019 an nur noch 59,90 Euro.

Die Reform hat es aber nicht nur mit den Bürgern aus Vaterstetten gut gemeint. Glück haben Pendler aus jenen Orten, die bald Teil des neuen Innenraums (M-Zone) sind, unter anderem Gemeinden wie Aschheim, Ottobrunn, Feldkirchen und Haar. Auch Deisenhofen gehört künftig dem M-Raum an, sodass Pendler auf dem Weg in die Stadt nicht mehr 90,40 Euro zahlen müssen, sondern nur noch 59,90 Euro. Vorbei sind zudem jene Tage, in denen der MVV mit seinen Tarifgrenzen ganze Siedlungsstrukturen entzweit hat. Zudem gibt es künftig großzügige Überlappungsbereiche, in denen zwei Tarifzonen gelten - beispielsweise in Attenkirchen, Hallbergmoos oder Markt Schwaben.

Überall geklappt hat das jedoch nicht. Durch die Tarifreform entstehen hier und da im Münchner Umland falsche Anreize für die Fahrgäste. So liegen Olching und sein Stadtteil Esting nicht in derselben Tarifzone. Pendler nach München werden verleitet, mit dem Auto bis zum Olchinger Bahnhof zu fahren, um monatlich knapp 30 Euro zu sparen. Und das ist paradox, schließlich will man doch den Autoverkehr mithilfe des öffentlichen Nahverkehrs spürbar begrenzen.

Dasselbe Phänomen spielt sich auch in Hohenschäftlarn ab. Bürger aus diesem Ortsteil Schäftlarns gehören künftig zur ersten Zone und zahlen für die Isarcard knapp 14 Euro weniger. Der Orststeil Ebenhausen soll Teil des M2-Bereichs werden - und damit teurer für Pendler, obwohl die beiden Ortsteile nur eine S-Bahnstation voneinander entfernt sind.

Trotzdem werden viele Kunden aus dem Münchner Umland von der Reform profitieren. Vor allem jene, die bis in die Innenstadt fahren. Durch die neue Flatrate im gesamten Stadtgebiet zahlen zum Beispiel Fahrgäste aus Feldafing oder Ebersberg auf dem Weg zum Marienplatz für eine Monatskarte nicht mehr 163,40 Euro, sondern nur noch 143,90 Euro. Doch nicht jeder Pendler aus dem Umland muss die Innenstadt durchqueren.

Die Verlierer bleiben in der Minderheit

Fahrgäste, die nur bis an den Rand der Landeshauptstadt fahren, verlieren daher bei der Tarifreform. Sie müssen wegen des neuen Einheitstarifs in der M-Zone draufzahlen. Mussten sie bisher nur die günstigeren Ringe drei und vier buchen, schlägt künftig der Einheitspreis für den M-Raum zu Buche. Besonders hart trifft es zum Beispiel Pendler aus Gauting, die nur bis nach Pasing müssen. Sie zahlen für eine Isarcard bisher 55,20 Euro, bald sind es 89,90 Euro. Ähnlich geht es Fahrgästen aus Vaterstetten, die nach Trudering wollen. Für sie steigt der Monatspreis der Isarcard von 66,60 Euro auf ebenfalls 89,90 Euro.

Auch Gelegenheitsfahrer werden es nicht immer günstiger haben. Der Tageskarten-Preis für das Gesamtnetz steigt um drei Euro auf 16 Euro. Auch Einzelfahrscheine werden zum Teil teurer. Will man von Tutzing oder Herrsching aus in die Stadt fahren, müssen Fahrgäste vom kommenden Jahr an nicht mehr 8,70, sondern 9,90 Euro zahlen. Beachtenswert ist zudem der Preissprung zwischen der zweiten und dritten Tarifzone. Steigt der Preis für eine Tageskarte mit jeder Zone sonst um einen Euro, sind es hier 3,20 Euro. Betroffen sind davon unter anderem Orte wie Neufahrn, Grafing oder Ottenhofen.

Die Verlierer bleiben aber in der Minderheit. Die große Mehrheit der MVV-Kunden dürfte profitieren. Hermann Seifert, ÖPNV-Koordinator in Fürstenfeldbruck, schätzt, dass zum Beispiel in seinem Landkreis knapp 70 Prozent der Fahrgäste günstiger wegkommen.

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Von 2019 an gibt es nur noch eine Zone in der Stadt und sechs im Umland. Die Monatstickets kosten dann deutlich weniger als ursprünglich geplant.

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