Nowitschok in Salisbury:Todesopfer bekam Fläschchen von Freund geschenkt

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  • Die Britin, die an einer Nowitschok-Vergiftung starb, kam offenbar durch ein Geschenk ihres Lebensgefährten mit dem Kampfstoff in Berührung.
  • Der Mann fand eine kleine mit Nowitschok gefüllte Flasche und schenkte sie seiner Freundin. Er hielt den Inhalt für Parfüm.
  • Die britischen Behörden schließen nicht aus, dass weitere Gegenstände und Orte in der Gegend kontaminiert sein könnten.

Ein fataler Irrtum hat wohl den Tod der mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok in Berührung gekommenen Britin Dawn Sturgess verursacht. Der Lebensgefährte der 44-jährigen Frau, Charlie Rowley, sagte in einem Interview mit der Zeitung The Sun, er könne sich daran erinnern, "eine kleine Kosmetikflasche" gefunden zu haben, die er aufhob und ihr schenkte.

Der 45-jährige Brite und seine Freundin waren am 30. Juni mit Vergiftungssymptomen in eine Klinik im südenglischen Salisbury gebracht worden - die Frau starb am 8. Juli. Der Mann wurde am vergangenen Freitag aus dem Krankenhaus entlassen, ist aber noch gesundheitlich angeschlagen.

Die kleine Flasche mit dem Nervengift, die das Paar offenbar für Parfüm hielt, hatten Ermittler in der Wohnung des Mannes in Amesbury entdeckt. Bislang war nicht bekannt, wie sie dort hingekommen war. An den Fundort der Flasche kann sich der Mann nicht erinnern.

Ermittler gehen von Zusammenhang mit Fall Skripal aus

Die britischen Behörden schließen nicht aus, dass noch weitere Gegenstände und Orte in der Umgebung von Salisbury mit Nowitschok kontaminiert sein könnten. Sie warnten davor, unbekannte Dinge vom Boden aufzuheben.

Die Ermittler glauben, dass der Fall mit dem Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal, 67, und dessen Tochter Julia, 33, zusammenhängt. Sie waren Anfang März bewusstlos auf einer Parkbank in Salisbury entdeckt worden, nur wenige Kilometer von Amesbury entfernt. Beide haben überlebt.

London bezichtigte Russland, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion entwickelt, später experimentierten aber auch andere Länder mit dem Kampfstoff. Der Kreml wies die Vorwürfe zurück, der Fall löste eine schwere diplomatische Krise zwischen Großbritannien und Russland aus. Ein Bericht, wonach die Polizei angeblich russische Verdächtige identifiziert hat, wurde bislang nicht bestätigt.

© SZ.de/AFP/dpa/swi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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