Schwabing:Schutz vor Tollwood

Das Parkraumkonzept für die Siedlung am Ackermannbogen stößt auf Kritik der Anwohner

Von Ellen Draxel, Schwabing

Zwei Jahre noch, bis voraussichtlich Mitte 2020. So lange müssen sich die Bewohner der Siedlung am Ackermannbogen noch arrangieren mit dem "Tollwood-Wahnsinn", wie sie das Verkehrs-Chaos in ihrem Quartier während der Veranstaltungen im benachbarten Olympiapark nennen. Dann soll bei ihnen das Parkraummanagement eingeführt werden.

Vorgesehen ist, die bestehende Wapperlzone "Winzererstraße" nach Westen zu erweitern. Für sich genommen dürfte die Neubausiedlung keine Lizenzzone werden, da am Ackermannbogen rein rechnerisch ausreichend Stellplätze auf Privatgrund vorhanden sind. Als Teil eines größeren Parkraummanagement-Gebiets aber, in dem die Bestandssiedlung ein hohes Defizit an privaten Parkraum aufweist, können die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden. Details der Planung hat das Planungsreferat jetzt auf Bitten des Bezirksausschusses Schwabing-West und der Projektgruppe Forum des Vereins Ackermannbogen den Anwohnern vorgestellt.

Der Entwurf sieht vor, in der südlichen Elisabeth-Kohn-Straße, der Therese-Studer-Straße, der Adams-Lehmann-Straße und der Petra-Kelly-Straße Mischparken einzuführen. Anwohner mit einem Lizenzausweis dürfen dort künftig wie überall im Quartier kostenlos ihr Fahrzeug abstellen; Besucher oder Anlieger ohne Parklizenz müssen an Parkautomaten Tickets lösen. Eine Stunde Parken kostet einen Euro, für 24 Stunden sind maximal sechs Euro fällig. Diese Regelung ist gedacht, um Langzeitparker abzuschrecken - Pendler, die in der Gegend arbeiten, in der Lizenzzone aber nicht den ganzen Tag kostenlos stehen dürfen wie derzeit noch im Neubaugebiet. "Solche Leute reagieren sehr sensibel auf dauerhafte Gebühren", weiß Verkehrsplanerin Melanie Grötsch.

Tollwood Festival

Das Tollwood-Festival zieht die Besucher an.

(Foto: Stephan Jansen/dpa)

In allen anderen Bereichen des Ackermannbogens soll in Zukunft Mischparken mit Parkscheibe gelten. In der Lissi-Kaeser-Straße, der Nordseite der Schwere-Reiter-Straße und dem südlichen Teil der Ackermannstraße bis zur Einmündung in die Elisabeth-Kohn-Straße können sämtliche Fahrzeuge bis zu vier Stunden gratis parken, ebenso im Centa-Herker-Bogen, der Agnes-Neuhaus-Straße und der nördlichen Elisabeth-Kohn-Straße. Am Gustav-Landauer-Bogen, Felix-Fechenbach-Bogen und Rosa-Aschenbrenner-Bogen ist die Parkdauer mit Parkscheibe auf zwei Stunden begrenzt. Nicht bewirtschaftet werden soll hingegen die nördliche Ackermannstraße, seit Jahren beliebter Parkraum für Lastwagen und Wohnmobile.

So durchdacht und auf die Anwohnerdichte und Gebäudenutzung abgestimmt der Vorschlag der Verkehrsplaner auch ist, richtig glücklich sind am Ackermannbogen die wenigsten damit. Viele Nachbarn hätten zumindest gerne an den Zufahrten zum Quartier reines Bewohnerparken, um Parkplatzsuchende schon am Rand der Siedlung abzuschrecken. "Wir haben viele Spielstraßen, da sind Kinder unterwegs", erklärt eine Mutter. "Trotzdem erdreisten sich die Auto- und Lastwagenfahrer, sogar auf Gehwegen und Grünzonen zu stehen." Die Situation sei deshalb oft "mega-gefährlich". Reines Bewohnerparken am Ackermannbogen ist laut Benjamin Stjepanovic vom Planungsreferat jedoch nicht möglich - wegen der vielen vorhandenen Tiefgaragen. Dafür fehlten die rechtlichen Voraussetzungen: Wer einen Stellplatz hat, kann keine Parklizenz mehr erwerben.

Wohnsiedlung Ackermannbogen in München, 2015

Kehrseiten der Idylle: Tollwood-Besucher parken rund um den Ackermannbogen die Siedlung zu, die abseits der Straßen sehr beschaulich ist.

(Foto: Johannes Simon)

Auch dass die Tiefgaragen des Motels und Boardinghauses im Süden des Quartiers die Gäste Geld kosten und die Anwohner deshalb in der Petra-Kelly-Straße und Lissi-Kaeser-Straße schon "Schlangenlinien" fahren müssen, um durchzukommen, ärgert viele Bürger. Die Tiefgaragenmiete sei teurer als das Parkraummanagement, das müsse man ändern. Doch auch in diesem Fall, erläutert Stjepanovic, seien der Verwaltung die Hände gebunden: "Das sind private Unternehmen, die dürfen verlangen, was sie wollen." Ohnehin sei das Ganze lediglich ein Vorschlag, nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. "Nichts davon ist in Stein gemeißelt. Und sollte sich nach einer gewissen Zeit herausstellen, dass Nachjustieren nötig ist, dann machen wir das." Die Erfahrung zeige aber, dass das Konzept zu 90 Prozent passe.

Die geplanten Neuregelungen für den Ackermannbogen sollen nun im Herbst dem Stadtrat vorgelegt werden, sie sind Teil eines größeren Pakets zum Parkraummanagement. Danach muss das Baureferat die Parkscheinautomaten europaweit ausschreiben, das Kreisverwaltungsreferat die Schilder besorgen und Personal zur Überwachung der Lizenzzonen eingestellt werden. Geschätzte Dauer bis zur Umsetzung: zwei Jahre.

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