Nahverkehr:Der Landkreis steigt um auf Elektrobusse

Nahverkehr: In München sind dseit 2017 Elektrobusse unterwegs. Im Bild: Zweiter Bürgermeister Josef Schmidt und Ralf Willrett von der MVG.

In München sind dseit 2017 Elektrobusse unterwegs. Im Bild: Zweiter Bürgermeister Josef Schmidt und Ralf Willrett von der MVG.

(Foto: Catherina Hess)

Bis zu fünf Linien sollen in den kommenden Jahren mit batteriegetriebenen Fahrzeugen bedient werden. Fest eingeplant ist eine in Unterföhring, weitere in Taufkirchen, Oberhaching, Garching und Neuried könnten folgen.

Von Martin Mühlfenzl, Unterföhring

In der Landeshauptstadt sind sie schon unterwegs und ziehen die Blicke von Fußgängern und Radfahrern auf sich. Wenn sie an Kreuzungen nahezu lautlos anfahren und sich wieder in den Verkehr einordnen: batteriebetriebene Elektrobusse der Münchner Verkehrsgesellschaft, die aus Sicht der MVG die Zukunft darstellen und bald flächendeckend zum Einsatz kommen sollen. Nun zieht der Landkreis nach und will in den kommenden Jahren Elektrobusse auf insgesamt fünf Trassen einsetzen.

Konkret geplant ist bisher, mit dem Fahrplanwechsel von Dezember 2019 an die Regionalbuslinie 232, den Unterföhringer Ortsbus, im regulären Betrieb komplett zu elektrifizieren. Zusätzlich hat der Mobilitätsausschuss des Kreistags entschieden, vier weitere Strecken genauer zu beleuchten und möglicherweise bereits ein Jahr später ebenfalls mit E-Bussen auszustatten.

Konkret geht es um die Linie 225 vom S-Bahnhof Taufkirchen ins Gewerbegebiet Potzham, den Ortsbus Oberhaching (227), den 261er von Neuried zum U-Bahnhof Fürstenried West und den Stadtbus Garching (290). Alle vier Linien bieten einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) aus Dresden teils hervorragende Voraussetzungen für den Einsatz batteriebetriebener Fahrzeuge. Der Landkreis hatte die Untersuchung vergangenes Jahr in Auftrag gegeben.

Es sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um diese Technologie auch im Landkreis voranzutreiben, sagt Grünen-Kreisrat Markus Büchler, dessen Fraktion den entsprechenden Antrag im Kreistag eingebracht hat - und der von allen Fraktionen getragen wird.

Die Speicher werden an der Endhaltestelle aufgeladen

Die Planer des Fraunhofer-Instituts empfehlen auf den vier Trassen den Einsatz von vollelektrischen Batteriebussen mit sogenannter Gelegenheitsladung. Bei dieser Technologie werden die Speicher möglichst an den Endhaltepunkten zwischengeladen. Dies biete den Vorteil deutlich kleinerer Energiespeicher im Vergleich etwa mit Bussen, die über Nacht im Depot geladen werden müssen.

Allerdings, das machen die IVI-Mitarbeiter auch klar, können sich bei den Gelegenheitsladungen Verspätungen der Busse nachteilig auf die Reichweite auswirken. Als optimale Lösung schlägt das Institut ein "konduktiv-stationäres Energiezuführungssystem" vor, also ein kabelgebundenes Aufladen in Verbindung mit einem Docking-System oder einem Plug-in-System.

Beim Garchinger Stadtbus machen die Planer allerdings Einschränkungen bezüglich der Gelegenheitsladung, da die Standzeiten der Busse an den Endhaltepunkten zumindest unter der Woche nicht ausreichen könnten. An Sonn- und Feiertagen würden diese mit mindestens zehn Minuten aber genügen.

Am Beispiel des beschlossenen Umstiegs auf Elektrobusse in Unterföhring macht die Verwaltung im Landratsamt deutlich, wie die Umsetzung der Projekte auf anderen Trassen aussehen könnte. Denn die Planungshoheit bei der Errichtung der Ladeinfrastruktur liegt ausschließlich bei den betroffenen Kommunen. Im Falle des 232er-Busses wird der Landkreis laut Beschluss des Kreistags mit der Gemeinde eine Zweckvereinbarung treffen, um gemeinsam die nächsten notwendigen Schritte einzuleiten und mit dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund, der gemeinsam mit dem Kreis die Buslinien im Landkreis betreibt, zu verhandeln.

Allerdings könnte es bei der Finanzierung der geplanten Projekte noch zu Schwierigkeiten kommen. Bei der Ausschreibung der Verkehrsleistung für die Linie 232 in Unterföhring etwa wurde die Kostenschätzung für den Elektrobusbetrieb von allen Anbietern deutlich überschritten. Die Gemeinde hat sich dennoch dafür entschieden, für die Mehrkosten selbst aufzukommen; die reinen Betriebskosten trägt indes der Landkreis.

Während der Landkreis seine erste rein elektrisch betriebene Bustrasse voran treibt, ist die Landeshauptstadt schon weiter. Auf der 210er-Linie fahren zwei Elektrobusse, acht weitere - darunter vier Elektrogelenk-Busse - sind bestellt und teils schon im Einsatz. Bis zu 32 weitere Fahrzeuge könnten im kommenden Jahr hinzukommen. Die Vision der MVG ist, den Busverkehr in Zukunft zu hundert Prozent elektrisch zu betreiben.

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