Simbabwe:Aufbruch ins Desaster

Es gibt die ersten Toten nach der Wahl. Daran sind beide Seiten schuld.

Von Bernd Dörries

Bei der Wahl in Simbabwe gibt es noch keine endgültigen Ergebnisse, noch keinen wirklichen Gewinner, aber schon viele Verlierer. Es ist die erste Wahl in der Geschichte des Landes, bei der Robert Mugabe nicht mehr auf dem Stimmzettel steht, der Freiheitskämpfer, der in den 37 Jahren als Präsident zum Diktator wurde. Es sollten freie und faire Wahlen werden. Bisher sind sie das Gegenteil: Armee und Polizei gehen am Mittwoch mit scharfer Munition gegen die Opposition vor, es soll Tote gegeben haben. Es ist kein Aufbruch in eine neue Zeit. Es ist ein Desaster.

Dafür tragen beide Seiten Verantwortung. Da ist die Regierung unter Präsident Emmerson Mnangagwa, dem jahrzehntelang treuen Unterstützer Mugabes, der jetzt so tut, als sei er ein ehrbarer Demokrat. Seine Partei setzte die Menschen unter Druck, ihr Kreuz an der richtigen Stelle zu setzen. Wenig besser verhält sich die Opposition, deren Kandidat Nelson Chamisa sich schon zum Sieger ausrief, als noch keine Stimme gezählt war, der kein anderes Ergebnis akzeptieren wird.

Dabei hat er die Wahl womöglich wirklich verloren, weil er die Wähler nicht überzeugte. Für eine Opposition, die so oft betrogen wurde und sich nun endlich an der Reihe wähnte, ist das aber offenbar schlicht nicht vorstellbar. Was gefährlich an Mugabe erinnert.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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