Hausbau:Die Kunst des Weglassens

Hausbau: Platz ist in der kleinsten Hütte: Das Schwindsuchthäuschen, ein dreigeschossiger Putzbau mit Walmdach, ist das schmalste Wohnhaus in Bayreuth. Es wurde um 1750 erbaut. Auch heutzutage könnte der Eigenheimbau in vielen Fällen etwas bescheidener ausfallen.

Platz ist in der kleinsten Hütte: Das Schwindsuchthäuschen, ein dreigeschossiger Putzbau mit Walmdach, ist das schmalste Wohnhaus in Bayreuth. Es wurde um 1750 erbaut. Auch heutzutage könnte der Eigenheimbau in vielen Fällen etwas bescheidener ausfallen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine eigene Immobilie bei kleinem Budget? Das kann funktionieren. Manche Finanzierungslücke lässt sich durch kluge Planung schließen.

Von Stephanie Hoenig

Der Traum vom Eigenheim platzt häufig beim Bankberater: Denn die Kosten für das Wunschhaus und der eingeräumte Finanzrahmen passen oft nicht zueinander. Wer seinen Traum von den eigenen vier Wänden nicht beerdigen will, muss kostengünstig bauen. "Dies ist durch kluge Planung ohne Qualitätsverlust möglich", versichert Fachautor Thomas Drexel aus Augsburg, der bereits fünf Bücher über Low-Budget-Häuser geschrieben hat. "Wer am Ende ein kostengünstiges Haus haben will, muss aber bereits von Anfang an entsprechend konsequent planen - das ist eine zentrale Voraussetzung", meint er.

Das Schwierigste ist oft, ein passendes Grundstück zu finden, das nicht zu groß ist und nicht bereits den Kostenrahmen sprengt. "Schon auf ein kleines Grundstück mit 400 Quadratmetern kann ein Wohnhaus gut passen", sagt Drexel. "Bauherren sollten sich jedoch vor dem Grundstückskauf den Bebauungsplan genau anschauen." Darin könne die Stadt beispielsweise einen Mindestabstand des Gebäudes zur Grundstücksgrenze vorschreiben und auch, wie viele Stockwerke zugelassen sind. Im schlimmsten Fall lasse sich das Haus auf einem ungünstigen Grundstück nur mit großem finanziellen Mehraufwand realisieren. Drexel empfiehlt, schon beim Grundstückskauf einen Architekten einzuschalten: "Dieser kann oft besser als der Bauherr beurteilen, ob der Boden sich als Bauuntergrund eignet oder nicht." Eine Hanglage mit schwierigem Untergrund wie Fels beispielsweise mache finanziell schwer kalkulierbare Fundamentierungsarbeiten beziehungsweise Unterkellerungsarbeiten notwendig.

Wer die Wohnfläche pro Person reduziert, kann eine Menge Kosten sparen

Eine wichtige Regel beim Bauen mit kleinem Budget lautet: "Nur so groß bauen, wie der Bedarf ist", sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB). Allein die Reduzierung der Wohnfläche von 45 auf 30 Quadratmeter pro Person schlägt mit einer Ersparnis von etwa 15 Prozent zu Buche. Hinzu kommen ein positiver Umwelteffekt wegen des geringeren Energieverbrauchs und weniger Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung der Immobilie entstehen.

Viel Geld lässt sich mit der Wahl der Hausform sparen. "Wer klare Grundrisse wählt, im Inneren auf massive Wände verzichtet und stattdessen beidseitig begehbare Schränke vom Schreiner anfertigen lässt, kann sein Budget schonen", erklärt Reinhold- Postina. Auch wer schnörkellose Fassaden ohne Erker, Vor- und Rücksprünge bevorzuge und auf einen Wintergarten, eingezogene Balkone oder eine Dachterrasse verzichte, könne viel Geld sparen. "Am günstigsten ist ein Haus mit kompakter quadratischer Bauweise", ergänzt Drexel. Positiver Nebeneffekt: Die kleinere Wohnfläche senke außerdem die Betriebskosten. Ein wichtiger Sparfaktor ist zudem ein intelligenter Grundriss: Denn bei gleicher Grundfläche lässt sich durch eine effiziente architektonische Gestaltung viel mehr Wohnraum schaffen.

Ein verbreiteter Sparvorschlag beim Low-Budget-Bauen ist der Verzicht auf den Keller. "Hiervon kann ich aber nur dringend abraten", sagt Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in Bad Honnef. Denn ebenerdige Räume und Schuppen, die als Kellerersatz Waschmaschine, Trockner, Heizung und Gartenmöbel und -geräte beherbergen sollen, brauchen zusätzliche Grundfläche. Diese müsse - besonders in Ballungsräumen - teuer bezahlt werden. Zudem beuge ein Keller der Flächenversiegelung vor und sei damit ökologisch günstig. Gutes Geld lässt sich auf dem Dach sparen: "Statt einer aufwendigen Gaube können Dachflächenfenster eine deutlich günstigere Alternative sein", rät Reinhold-Postina.

"Bei der Ausstattung des Hauses kann man ohne Wertverlust sparen", betont Reinhold-Postina. "Erfahrungsgemäß investieren hier Bauherren viel mehr, als ursprünglich geplant war." Die Folge: Die Kosten explodieren. Ein Beispiel ist die Gestaltung der Küche, die nur einige Tausend Euro oder aber auch Zehntausende Euro kosten kann. Auch bei der Ausstattung des Bades müsse kein Luxus sein. Einen Whirlpool, der wegen der notwendigen zeitaufwendigen Desinfektion nur selten benutzt werde, brauche der Hausherr nicht, meint die Bauexpertin.

Je nach den handwerklichen Fähigkeiten kann ein Bauherr selbst mit anpacken

"Das Unternehmen Low-Budget-Haus erfordert absolute Disziplin, sowohl auf Seiten der Bauherren als auch auf Seiten der Architekten", betont Drexel, dessen neues Buch "Best of Low-Budget-Häuser - 50 Projekte" am 27. August (DVA) erscheint. Die Kunst des Weglassens - und zwar des Weglassens unnötiger Elemente - sei der Schlüssel zum günstigen Bauen. "Gespart werden sollte beim Bauen niemals auf Kosten des Gebäudes und der Bausubstanz, da dieses den Verkaufswert des Hauses mindert", rät Windscheif als Grundregel. Auf keinen Fall sollte der Rotstift beim Energiekonzept angesetzt werden: "Denn in einem energieeffizienten Haus fallen über Jahrzehnte geringere Kosten für Heizung und Warmwasser an." Auch auf eine intelligente Haustechnik sollte nicht verzichtet werden, sonst sei die Zukunftsfähigkeit des Hauses gefährdet, meint Windscheif.

Je nach den handwerklichen Fähigkeiten kann ein Bauherr selbst anpacken oder besser einen Handwerker beauftragen. Auch muss geklärt werden, ob massiv oder in Holzbauweise gebaut werden soll - denn hier könne man relativ viel selbst machen, erläutert Drexel. Eine Absprache mit dem Architekten und schließlich auch mit den Handwerkern sei dabei natürlich sehr wichtig. "Künftige Bauherren sollten aber realistisch sein, was sie selbst leisten können", warnt Drexel. Die neben dem Beruf zur Verfügung stehende Freizeit dürfe nicht überschätzt werden, sonst werde der Traum vom Eigenheim zum Albtraum.

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