Landtagswahl Bayern 2018:Unruhe unter Unternehmern

Landtagswahl Bayern 2018: Markus Droth, Vorsitzender der Mittelstandsunion der CSU, moderiert die "Seegespräche" am Pucher Meer.

Markus Droth, Vorsitzender der Mittelstandsunion der CSU, moderiert die "Seegespräche" am Pucher Meer.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim "Sommergespräch" der CSU-Mittelstandsunion zeigt sich, dass der Unionsstreit um die Themen Asyl und Migration die Parteimitglieder verunsichert hat

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Viele hundert Badegäste am Pucher Meer haben am Mittwochabend jenen Eindruck vermittelt, durch den sich die CSU in Bayern gerne bestätigt sieht. Den Menschen geht es gut, sie haben Spaß, der Himmel leuchtet in den Landesfarben. Bei so viel Klischee konnten auch die gut 25 Mitglieder und Gäste der Mittelstandsunion der CSU darüber hinwegsehen, dass das glasklare Wasser des Badesees ganz grün schimmert.

Eine Farbe, die der CSU im Moment nicht passt, weil ihre ärgste Konkurrentin auf dem Weg zur Landtagswahl die stärker werdende Partei der Grünen ist. Links von der CSU also die Grünen und auch noch die SPD, rechts davon ein "Mitbewerber auf der rechtsextremen Seite", wie der Stimmkreisabgeordnete für Fürstenfeldbruck-West und Landsberg, Alex Dorow, die AfD bezeichnet, ohne ihren Namen zu nennen. Und eben dazwischen genau die "Partei der Mitte", so Dorow, die CSU. Doch auch wenn der Rahmen, den die Mittelstandsunion Fürstenfeldbruck (MU) bei ihren ersten "Sommergesprächen am Pucher Meer" lockerer war, so nahm Dorow doch das Bild einer ernsten, teilweise verunsicherten Basis mit.

"Wir sind in die Defensive geraten", beschreibt MU-Mitglied Hans Lais aus Mittelstetten den Zustand der Union aus seiner Sicht. Und der Vorsitzende der CSU-Arbeitsgemeinschaft für den Mittelstand, Markus Droth aus Fürstenfeldbruck, kritisiert den "Flurschaden", den die Auseinandersetzung Horst Seehofers mit Angela Merkel angerichtet haben. Zwei Aussagen, zwei Einschätzungen, die einige der Gäste der Sommergespräche offenbar teilen, Dorow aber nicht. Der Landtagsabgeordnete aus Landsberg, der sich nun zum zweiten Mal zur Wahl stellt, findet den Streit der CSU mit der CDU über die Asylpolitik bei Weitem nicht so schlimm wie Droth und andere. Dorow nennt zwar die Art, wie Seehofer die Sache angegangen ist, eine "ruppige und nicht selbstkritische", doch im Ergebnis habe man erreicht, was man wollte: "Wir haben die Kanzlerin und Europa bei diesem Thema bewegt." Dass man in dieser Diskussion in die Defensive gekommen sei oder ein Flurschaden angerichtet wurde, das sieht der CSU-Landtagsabgeordnete nicht so. Jetzt sei die Zeit, über neue Lösungen nachzudenken, um in Deutschland zum einen weiter Asyl gewähren zu können und zum anderen die Einwanderung zu steuern. Deshalb plädiert Dorow für ein Einwanderungsgesetz, das allerdings einen "ethischen, einen christlichen Unterbau" benötige.

Dass Asyl und Migration als Thema noch lange nicht vom Tisch ist und andere Bereiche eben derzeit nicht im Vordergrund stehen und die Diskussion beherrschen, machen dem Abgeordneten jene MU-Mitglieder klar, die Asylbewerbern in ihren Betrieben eine Chance gegeben haben, um sie zu Fachkräften zu machen. Die Erfahrungen sind dabei höchst unterschiedlich.

Dorow selbst bringt das Beispiel eines jungen afghanischen Flüchtlings, der bei einer Elektrofirma arbeite und sehr gute Deutschkenntnisse habe. Doch, wie Hans Lais berichtet, seien es gerade die mangelnden Deutschkenntnisse und das Basiswissen gewesen, die nicht zu einer Weiterbeschäftigung geführt hätten.

Ähnliche Erfahrungen steuert Heidrun Hausen von der Firma Delo aus Windach bei. Hausen ist nicht nur Personalchefin bei dem Hersteller für Industrieklebstoffe, sie ist auch Vorsitzende der Mittelstandsunion im Kreis Landsberg. Ihr ist aufgefallen, dass die Flüchtlinge zwar Ausbildungsnachweise und Abschlüsse vorweisen könnten, aber nicht auf dem Qualifikationsniveau wie in Deutschland. Zudem fehle es eben an Deutschkenntnissen. Hausen stellte fest, dass auch da das Niveau zwischen Kursabschlüssen beim Goethe-Institut und den Volkshochschulen deutlich variiere.

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