Fotografie:Aenne Biermann

Name der Fotografin: Aenne Biermann
(Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/ Sabrina Walz)

Die meisten ihrer Bilder haben die Nazis vernichtet - das Museum Ludwig zeigt jetzt eine kleine, feine Schau der 1933 gestorbenen Fotografin.

Von Catrin Lorch

"Name der Fotografin: Aenne Biermann", der eigenartige Titel der Ausstellung im Museum Ludwig in Köln spielt darauf an, dass diese Künstlerin eine Unbekannte war - und auch blieb. Dabei gehört das Werk dieser im Jahr 1898 in Goch geborenen Fotografin in die erste Reihe der Avantgarde der Zwischenkriegszeit, sie muss, bildlich gesprochen, zwischen Marianne Breslauer und Ilse Bing und Lucia Moholy gehängt werden, in deren Umfeld sie damals auch ausstellte. Allein, es gibt nicht viel zu hängen. Denn der Nachlass der im Jahr 1933 an einem Leberleiden gestorbenen Aenne Biermann ist verschollen. Und so ist auch dieses Oeuvre eines, das die Nationalsozialisten auf dem Gewissen haben. Gut 3000 Negative der Autodidaktin gingen mit dem Besitz ihrer - jüdischen - Familie verloren, der bei der Emigration nach Palästina beschlagnahmt wurde.

So geben heute nur die wenigen Arbeiten, die damals schon in Sammlungen waren, bei Kollegen oder Verlagen lagerten oder von Freunden und Künstlerkollegen verwahrt wurden, Aufschluss über dieses außerordentliche Werk. Das Museum Ludwig besitzt 24 Abzüge, 11 Negative und 17 kleinformatige Archivabzüge. Und die etwas versteckte Kabinett-Ausstellung bietet nun eine der raren Gelegenheiten, Aenne Biermanns Werk im Original zu studieren. Es ist insbesondere ein kurzer, sperriger Satz, den der Kunsthistoriker und Fotograf Franz Roh ihr in die Einleitung eines Bildbandes schrieb, der in der bescheidenen Ausstellung nachhallt: "Welt kann optisch überall bedeutsam werden." Der Satz adelt die Schnipsel eines Werks, das sich wohl nie mehr zusammensetzen lassen wird, das zerfällt in liebevolle Porträtstudien, wie "Gerd 7 Jahre alt" (1930, Foto: Museum Ludwig, Köln), in die Aufnahmen von Eisblumen und Kokosnüssen und Landschaften. Eindrucksvoll ist vor allem der Bildband, der in der noch bis zum 30. September laufenden Ausstellung ausliegt, und der noch einmal das Potenzial dieser Künstlerin ahnen lässt. Gestaltet hat es kein geringerer als der große Jan Tschichold, als visuelle Kammermusik.

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