Schlafen:Und noch ein Matratzen-Start-up ist pleite

Lesezeit: 2 min

  • Kaum eine Branche ist so umkämpft wie der Matratzenmarkt. Der Anbieter Muun muss nun Insolvenz anmelden, nachdem Verhandlungen mit einem Investor gescheitert sind.
  • Zwar sind Matratzen in der Werbung überall präsent. Doch es gibt etliche Anbieter, die sich um die Kunden streiten. Und: Die geben immer weniger Geld für ihre Schlafunterlage aus.

Von Michael Kläsgen und Marlene Thiele

Den afghanischen Windhund unter den Matratzen wird es bald nicht mehr geben - das Matratzen-Start-up Muun hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Den Vergleich mit der schnellen, aber nicht besonders klugen Hunderasse etablierte der Onlinehändler selbst: Stiftung Warentest hatte Muuns Einheitsmatratze nur die Note "ausreichend" gegeben, dabei aber auch Handhabung, Deklaration und Werbung einbezogen. Als Antwort schaltete das Unternehmen einen Werbeclip. Die Aussage des Videos: Afghanische Windhunde müssen schnell sein und mehr nicht, auf Matratzen muss man gut schlafen - da ist es doch egal, ob sie Tragegriffe hat oder ein bisschen zu viel wiegt.

Doch es war nicht egal. Eine Matratze ist kein schneller Kauf, sondern eine Investition in einen guten und erholsamen Schlaf, aus dem man am nächsten Morgen ohne Rückenschmerzen erwacht. Durchschnittlich wechseln die Deutschen sie alle 13,5 Jahre. Entsprechend ausgiebig informieren sich potenzielle Kunden - niemand möchte 13,5 Jahre nur "ausreichend" schlafen. "Im Zuge der intensiven Wettbewerbslage auf dem deutschen Matratzenmarkt hat das Unternehmen eine strategische Neuausrichtung forciert", so Muun-Mitgründer Vincent Brass. Weil Verhandlungen mit einem Großinvestor überraschend gescheitert seien, habe man vorläufige Insolvenz anmelden müssen. "Wir sind zuversichtlich, zu einem positiven Ergebnis zu gelangen, um das nachhaltige Weiterbestehen des Unternehmens zu sichern."

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Die Branche ist hart umkämpft: Matratzen machten zuletzt nur vier Prozent des Gesamtumsatzes des Möbelfachhandels aus. Laut Statistischem Bundesamt lag der Umsatz der deutschen Matratzenindustrie 2017 bei 933 Millionen Euro - rund elf Prozent weniger als im Vorjahr. Der Trend geht zur günstigen Matratze, die man dann eben häufiger auswechselt, sagt Marcus Diekmann, ehemaliger Digitalchef von Matratzen Concord: "Heute gilt die Matratze für 199 Euro als gut, vor fünf Jahren noch hätten die meisten gesagt, eine gute Matratze kostet mindestens 350 bis 400 Euro."

Bei der Matratze für 199 Euro handelt es sich um den Testsieger bei Stiftung Warentest, die "One-Fits-All"-Matratze Bodyguard des Online-Händlers Bett1. Gründer und Geschäftsführer Adam Szpyt war einer der ersten, der in Deutschland Matratzen über das Internet verkaufte. In den letzten Jahren kamen zahlreiche Start-ups hinzu, die alle eine ähnliche Strategie verfolgen: Online werben sie mit Design-Schlafzimmern, meistens gibt es nur ein Produkt, auf dem jeder gut schlafen soll. Die Matratze kommt mit dem Kurier und kann 100 Tage getestet werden. "Der Online-Anteil wird dieses Jahr auf mindestens 27 Prozent steigen und er wird weiter zulegen", sagt Diekmann, der vor Kurzem von Europas größter Matratzenkette ins E-Bike-Geschäft gewechselt hat.

"Alle Trittbrettfahrer werden gerade vom Markt gefegt"

In Deutschland sieht man Matratzen Concord noch immer in zahlreichen Straßenecken, doch aus Belgien, den Niederlanden und Polen hat sich der Händler bereits zurückgezogen. Und auch online läuft es nicht für alle gut. Kurz vor der Insolvenz von Muun verließ der britische Matratzenhändler Eve den deutschen Markt. Gründe dafür nannte das Unternehmen nicht.

"Alle Trittbrettfahrer werden gerade vom Markt gefegt. Am Ende wird es nur Platz für zwei, drei Player geben", sagt Diekmann. Gut scheint es bei Adam Szpyt von Bett1 zu laufen, der den Testsieger unter den Matratzen verkauft: Deren Absatz hat sich "explosionsartig vervielfältigt", heißt es im Jahresabschlussbericht des Geschäftsjahres 2016. Das Unternehmen konnte den Umsatz um 270 Prozent steigern. Ein weiterer Gewinner ist Casper, ein Start-up aus den USA, das im Heimatland von prominenten Investoren wie Leonardo Di Caprio, Kevin Spacey und 50 Cent unterstützt wird. Auch die Casper-Matratzen kommen mit dem Kurier und können 100 Tage getestet werden. Man kann aber auch Probeliegen - in den USA kooperiert Casper mit einer großen Einzelhandelskette. "Wir wollen eine universelle Schlafmarke werden und müssen unsere Produkte deswegen überall anbieten", sagt Firmenchef Philip Krim. Als nächstes plant Casper, in den USA 200 Shops zu eröffnen.

© SZ vom 10.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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