Leichtathletik-EM:"Ey, die haben mich beflügelt"

European Championships - Leichtathletik

Ungläubig nach dem großen Coup: Europameister Mateusz Przybylko.

(Foto: dpa)
  • Bei der Leichtathletik-EM holen Mateusz Przybylko und Malaika Mihambo binnen weniger Minuten Gold im Hoch- und Weitsprung.
  • Es ist ein sehr erfolgreicher Abend für die deutschen Athleten, denn auch im Diskuswerfen gibt es zwei Medaillen.
  • Hier geht es zum Zeitplan der Leichtathletik-EM.

Von Saskia Aleythe, Berlin

Das Gute an einem Leichtathletik-Stadion ist, dass ständig irgendwo geklatscht wird. Es war kurz nach 21 Uhr in der Berliner Arena, als Malaika Mihambo als Führende im Weitsprung gerade zu ihrem vierten Versuch Anlauf nahm. Zum gleichen Zeitpunkt führte Nadine Müller im Diskuswurf vor Claudine Vita. Und an der anderen Ecke des Stadions hob Mateusz Przybylko im Hochsprung ab, er schien die ganze Begeisterung der Zuschauer mit über die Latte zu nehmen. 2,33 Meter hatte er da überquert, Saisonbestleistung und Platz eins. Doch Minuten später wurde es noch lauter.

60 500 Zuschauer waren an diesem Samstagabend gekommen, um die Sportler bei der Leichtathletik-Europameisterschaft zu begutachten, es war Großkampftag, so viele waren es die letzten Tage noch nicht gewesen. Als Przybylko schließlich auch 2,35 Meter übersprang, war der Jubel so laut wie, man es sonst nur von seinem Bruder Kacper, zurzeit vereinsloser Fußballprofi, bei Toren in Bundesliga-Stadien kennt. 2,35 Meter, so hoch ist Przybylko bisher nur einmal in seiner Karriere gesprungen, es war persönliche Bestleistung, zum perfekten Zeitpunkt. "Es war so ein spannender Wettkampf. Danke, danke für alles", rief er ins Stadionmikrofon.

Sein Trainer wollte ihn lieber bremsen

Kein einziges Mal hatte der Mann vom TSV Bayer Leverkusen bis zu seinem besten Sprung an diesem Abend die Latte gerissen, es war ein perfekter Wettkampf für ihn. Als klar war, dass ihn der Weißrusse Maxim Nedasekau (2,33) nicht mehr übertreffen konnte, machte der 26-Jährige fröhliche Hüpfer über die Tartanbahn, Maskottchen Berlino packte ihn. Eine deutsche Goldmedaille im Hochsprung hatte es zuletzt 1982 gegeben, damals wurde Dietmar Mögenburg Europameister. Bronze ging an Ilja Iwanjuk aus Russland (2,31). Dessen Landsmann Danil Lyssenko, 2018 bereits 2,40 Meter gesprungen, hatte kurz vor EM die Startberechtigung verloren, weil der Weltverband IAAF einen Verstoß gegen die Auflagen für Russlands Athleten sah. Die Begründung: Lyssenko habe versäumt, seinen Aufenthaltsort bekannt zu geben, und sei deshalb nicht für Dopingkontrollen verfügbar gewesen.

Doch auch nur drei Europäer sprangen in diesem Jahr vor der EM höher als Przybylko: 2,31 Meter, bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg. Er müsse noch etwas an seinem Sprung feilen, sei mit der linken Schulter oft zu weit vorne, sagte er in den vergangenen Tagen. Doch er habe gewusst: "Da geht was." So erzählte er es am Samstagabend im Fernseh-Interview, überwältigt vor Freude. "Ey, die haben mich beflügelt", rief er - und meinte die Zuschauer im Stadion. Sein Trainer Hans-Jörg Thomaskamp erklärte, er habe Przybylko nicht mehr motivieren müssen: "Er war aufgedreht, da war eher Bremsen angesagt."

Der dritte Versuch von Malaika Mihambo

Als Przybylko schon auf die Stadionrunde ging, um sich noch mehr Jubel abzuholen, konnte auch Weitspringerin Malaika Mihambo endlich feiern: In den ersten beiden Versuchen patzte sie, kam nur auf jeweils 6,36 Meter. Ein weiterer kurzer Sprung, und Mihambo wäre raus gewesen - doch dann kam der dritte Versuch: Mihambo sprang nervenstark auf 6,75 Meter, es war eine Weite, die bei einigem Gegenwind keine der Konkurrentinnen mehr übertreffen sollte. Maryna Bech aus der Ukraine kam zwar bis auf zwei Zentimeter heran, Shara Proctor aus Großbritannien holte Bronze (6,70 Meter). Schon vor zwei Jahren hatte Mihambo in Amsterdam Bronze geholt.

Nur im Diskuswurf der Frauen änderte sich die Rangfolge nochmal: Nadine Müller wurde von Sandra Perkovic überholt, die favorisierte Kroatin gewann mit 67,62 Metern. Müller gewann mit 63 Metern Silber, Craft mit 62,46 Metern Bronze.

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