Pädagogik:Erfolgreiche Familienförderung

Pädagogik: Susanne Schwarz koordiniert das Projekt Opstapje zusammen mit Monika Prommer.

Susanne Schwarz koordiniert das Projekt Opstapje zusammen mit Monika Prommer.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit zehn Jahren unterstützt das Projekt "Opstapje" im Landkreis Eltern bei der Kindererziehung. Ehrenamtliche Besucherinnen bringen Spiel- und Lernsachen mit

Von Ariane Lindenbach

Fürstenfeldbruck - Zwei Männer tragen zwei Aluminiumleitern vor die Anwesenden im großen Saal des Landratsamtes. Sie klappen sie auf und beginnen, ihren ungewöhnlichen Instrumenten mit Schlagstöcken einen mitreißenden Rhythmus zu entlocken. Dieser Auftritt zweier Mitarbeiter aus dem Landratsamt zum Auftakt der Geburtstagsfeier aus Anlass von zehn Jahren Opstapje scheint zunächst extravagant. Aber als Susanne Schwarz, die das Projekt zusammen mit Monika Prommer koordiniert, in ihrer Rede erklärt, dass Opstapje auf niederländisch "kleine Leiter" bedeutet, ist die Verbindung zu dem Förderprojekt für junge Familien klar.

Wie Schwarz den gut 60 überwiegend weiblichen Gästen erzählt, war es die Medizinerin und sogenannte Donum-Vitae-Bevollmächtigte Marian Leitenstern-Gulden, die vor mehr als zehn Jahren von dem aus den Niederlanden stammenden Projekt erfuhr, den damaligen Jugendamtsleiter davon überzeugte und mit zwei Benefizkonzerten der Well-Schwestern und der Fraunhofer Saitenmusik Opstapje auf den Weg brachte. Die Idee dahinter ist einfach: Geschulte Hausbesucherinnen mit einem ähnlichen sozialen Hintergrund, etwa weil sie aus dem gleichen Herkunftsland stammen, besuchen regelmäßig Familien mit Kindern im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren. "Unsere Hausbesucherinnen bringen Spiel- und Lernsachen mit, die die Familien behalten dürfen", erzählt Schwarz. So sollen die motorischen, sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten der Kinder gefördert werden. Und die Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder besser wahrnehmen. Einmal pro Woche findet ein Hausbesuch statt, alle zwei Wochen können sich die Familien bei Gruppentreffen in den einzelnen Kommunen austauschen.

"Die Familien sind im Wohnzimmer und können sich ganz unbeobachtet fühlen", lobt Thomas Karmasin das Opstapje-Konzept. Er sei von Anfang an von der Idee begeistert gewesen, berichtet der Landrat. Als das Projekt 2008 begann, nahmen 34 Familien teil, in diesem Jahr sind es 88 aus 72 Nationen. Insgesamt haben inzwischen 612 Kinder aus 79 Nationen daran teilgenommen. Wie der Landrat ausführt, wurde Opstapje vor drei Jahren wegen seines Erfolges vom Kreistag auf Babys ab einem halben Jahr ausgeweitet. Davor richtete es sich nur Familien an mit Kindern zwischen einem und zwei Jahren.

Die Kosten, auch wenn sie nicht genannt werden, dürften überschaubar sein: Im Grunde ist da nur die pädagogische Leitung, die sich Prommer und Schwarz teilen und die von 20 auf 30 Wochenstunden ausgeweitet wurde, Räumlichkeiten für sie und die Gruppentreffen sowie Aufwandsentschädigungen für die Besucherinnen.

"Ein Vorzeigeprojekt im besten Sinne", nennt Dekan Markus Ambrosy Opstapje. Es sei niederschwellig und helfe den Familien, die nächste Stufe zu erreichen. "Glückliche Kinder sind das beste Fundament für ein freies und friedliches Europa." Georg Sedlmeier, Vorsitzender des Sozialdienstes Germering, betont den integrativen Charakter. "Den Familien hat es als Präventionsprojekt den Einstieg in unsere Gesellschaft erleichtert." Mit Blick auf den Landrat erklärt er, dass er weiterhin auf eine angemessene Finanzierung hoffe.

Zum krönenden Abschluss bekommen die elf Familienbesucherinnen ein herzliches Dankeschön. "Wir sind sehr stolz auf Eure Arbeit, vielen, vielen Dank", sagt Prommer und überreicht mit Schwarz jeder einen Blumenstrauß. Wie man erfährt, sind einige der Mütter schon seit Anfang an dabei. Und eine der Besucherinnen wurde früher selbst besucht.

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