Meine Woche:Blühende Fantasie gefragt

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(Foto: Lea Weinmann)

Karin Pressel bewertet Deutschlands beste Floristen

Von Lea Weinmann

Grün-rote Blumenprints auf dem T-Shirt, eine bunte Kette und Blumen-Ohrhänger aus Silikon - Karin Pressel versteckt sie ganz und gar nicht, ihre Leidenschaft für Blumen. Diese Woche sitzt die Münchnerin zum ersten Mal in der Jury der Deutschen Meisterschaft der Floristen, bei der am Wochenende neun Kandidaten in Berlin gegeneinander antreten. Aber worin messen sich Floristen? Im schnellen Strauß-Binden? Im Blumenarten-Quiz?

In den fünf Kategorien müssen die Teilnehmer vor allen Dingen Kreativität beweisen. Erste Aufgabe: "Digitale Illusion trifft Realität: Gestalten Sie einen Raumschmuck, der Ihre Sichtweise auf die digitale und reale Welt darstellt" - ganz schön interpretativ. Etwa drei Monate haben die Kandidaten Zeit, die Aufgaben vorzubereiten. Karin Pressel und die vier anderen Jury-Mitglieder bewerten die Idee und die Umsetzung. Die Floristin spricht von Proportionen, von Farben, Formen, Charakter, Struktur, Haltbarkeit, Stabilität, Technik - ein bisschen fühlt man sich wie an einer anspruchsvollen Kunstakademie: "Wir haben klare Gestaltungsregeln", sagt sie.

Das Material für den Wettbewerb muss jeder Kandidat selbst stellen - die paar Blümchen kann man sich noch leisten, sollte man meinen. Pressel zählt auf: der passende Tisch für den Tischschmuck, Gläser, Blumen, Gestelle für den Raumschmuck, Deko-Material. "Kauft man alles selbst, kostet so ein Wettbewerb locker 5000 Euro." Manch ein Teilnehmer hat Glück und wird von seinem Landesverband oder vom eigenen Blumengeschäft unterstützt.

Der Aufwand lohnt sich: So ein Wettkampf macht Spaß, sicher, aber er ist vor allem die Eintrittskarte in den Olymp der deutschen Floristenbranche. Wer in Berlin kandidiert, der "hat einen Namen", sagt Pressel. Die Jurorin kennt sich aus: Als Bayerische Landesmeisterin 2010 und Slowakische Vizemeisterin 2011 feierte sie eigene Erfolge. Seit Jahren gibt Pressel das Handwerk der Floristik an den Nachwuchs weiter - erst an der Berufsschule in München, mittlerweile an der Staatlichen Fachschule in Weihenstephan.

Diese Woche freut sie sich besonders darauf, ihre "Floristenfamilie wiederzusehen". Die Branche ist nicht groß, man kennt sich. Leider werde die Familie immer kleiner. Der Fachkräftemangel macht auch bei den Floristen nicht Halt. Beschäftigung gebe es genug, meint Pressel. An fast jedem Blumenladen hängt ein Zettel: "Florist gesucht". Außerdem: Es sei der schönste Beruf der Welt: "Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der unglücklich aus einem Blumengeschäft gelaufen ist."

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