Höhenkirchen-Siegertsbrunner Hörpfade:Ortsgeschichte fürs Ohr

Höhenkirchen-Siegertsbrunner Hörpfade: Dem Schulgarten der nach Erich Kästner benannten Grund- und Mittelschule ist eine eigene Station gewidmet.

Dem Schulgarten der nach Erich Kästner benannten Grund- und Mittelschule ist eine eigene Station gewidmet.

(Foto: Claus Schunk)

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn sind mit Hilfe der Volkshochschule acht Hörpfade entstanden.

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

"Opa, trinkst du eigentlich gerne Wasser?" "Ja selbstverständlich, Wasser ist ja von Haus aus sehr gesund, und in Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowieso." Mit diesen Sätzen beginnt der lehrreiche Dialog, bei dem Zuhörer an die Ursprünge der Geschichte der heutigen Doppelgemeinde geführt werden. Denn der Zugang zum Wasser bildete vor mehr als 1000 Jahren die Voraussetzung dafür, dass sich Ackerbauern dort niederlassen konnten. Dazu mussten sie einen Brunnen graben, an den bis heute ein Zierbrunnen direkt gegenüber der Kirche Sankt Peter in Höhenkirchen erinnert. Wer mehr darüber erfahren will, kann sich in 4,25 Minuten schnell informieren. Die Hörstation "Der erste Brunnen" liefert auf unterhaltsame Weise tiefe Einblicke.

Erstellt wurden die Beiträge von Bürgern der Gemeinde in Zusammenhang mit dem Projekt "Hörpfade" der Volkshochschule Südost und des Arbeitskreises Zusammenleben. Die Idee des Projektes ist es, einen Ort mit seinen Geschichten hörbar zu machen - vergleichbar mit einem Audioguide für unterwegs. Hörpfade gibt es unter anderem schon für Sauerlach, Oberhaching und Ottobrunn und nun also auch in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Acht kurze Hörstücke wurden unter anderem unter Beteiligung des Ortschronisten Günter Schmid und des Gymnasiums verfasst. Ein weiteres Hörstück in Zusammenarbeit mit dem Kleintierzüchterverein ist noch in Planung.

Brunnen

Als der kleine Ferdinand mit seinem Großvater am Zierbrunnen in Höhenkirchen steht, darf er mit einem Meißel kurz klopfen, um zu erleben, wie schwer es ist, ein Loch in der Schotterebene zu graben. Und dann begeben sich die beiden noch in den Wald zu den heutigen Brunnen der Gemeinde. Im Wasserwerk erfährt der Bub noch, dass die Wasserqualität heute einwandfrei ist - weil das Naturwasser nicht mit Chlor aufbereitet und nicht entkalkt werden muss.

Partnerschaft mit Chéroy

Nach Kriegsende wird der Franzose Robert Lacroix in Höhenkirchen verabschiedet, der in einer Holzverarbeitungsfirma als Zwangsarbeiter eingesetzt worden ist. 20 Jahre später geht im Rathaus Höhenkirchen ein Brief von dessen Tochter ein. Diese schreibt aus Chéroy und bietet im Auftrag auch des Bürgermeisters dort eine Partnerschaft an. So kommt es zu der Verbindung, die inzwischen seit mehr als 50 Jahren existiert.

Jugendzentrum Blue-Box

Im Hintergrund sind typische Geräusche aus einem Jugendzentrum zu hören. Der Ball im Kicker scheppert gegen die Bande, Billardkugeln knallen aneinander. Und Martin Schneider stellt seinen Treff vor. "Heute ist die Blue-Box ein blaues Haus, früher war sie ein blauer Container, der Name ist geblieben", ist zu hören. Man erfährt von Tanzgruppen und davon, dass mittwochs immer Mädchentreff in der Freizeitstätte ist.

Schulgarten

Ein Spatz erzählt von seinem Alltag im Schulgarten. Doch dann kommt eine Klasse mit ihrem Lehrer. Der Schulgarten der Erich-Kästner-Grund- und Mittelschule ist auf Initiative und unter der Leitung von Andreas Jägemann samt Insektenhotel entstanden. Zusammen mit allen Klassen, mit Eltern, Lehrern und weiteren Freiwilligen wird er gepflegt und verschönert. Es gibt darin sogar eine Tafel und Bänke, um den Unterricht nach draußen zu verlegen. Vor allem im Sommer bei heißen Temperaturen ist das grüne Klassenzimmer beliebt.

Gymnasium

Drei Gespenster verirren sich morgens um 8 Uhr nach Höhenkirchen. "Wir machen jetzt Radau, das wird eine Schau", sagen sie. Und schon sind sie drinnen im Gymnasium, wo sie erfahren, dass die "Bruchbude" der Mathematikraum ist und Schüler in der Hexenküche die Grundlagen der Chemie vermittelt bekommen.

Leonhardifest

Es ist ein Job für Frühaufsteher. Wenn um 5 Uhr am Morgen die Siegertsbrunner Burschen die Glocken an der Leonhardikirche läuten lassen, muss Hans Loidl bereitstehen. Er ist beim traditionellen Lercharts-Fest für fast alles zuständig und kümmert sich, dass die früh eintreffenden Marktleute ihre Standplätze finden. Der zweitägige Markt am Fuß der Wallfahrtskirche ist fester Bestandteil des jährlich im Juli stattfindenden Leonhardifests.

Hochzeitsbaum

Immer wenn die Burschen ein weiteres Mitglied an den Traualtar verlieren, geben sie diesem eine Botschaft mit auf den Weg. Sie stellen einen Hochzeitsbaum auf, der das Paar daran erinnern soll, sich um Nachwuchs für den Siegertsbrunner Burschenverein zu bemühen. Ein zwei Meter tiefes Loch wird gegraben, damit der gut 20 Meter hohe Baum als Zeichen der Fruchtbarkeit sicher steht.

Zwergerlbasar

"Wahnsinn, was hier alles los ist." Spielsachen, Bücher, Fahrräder. Die Größe des Zwergerlbasars begeistert am meisten. Auch internationales Publikum freut sich über die gut erhaltenen Waren, die zweimal im Jahr bei dem Basar der Mutter-Kind-Gruppe Zwergerlstube über die Tische gehen.

Die Hörstationen kann man jetzt per Smartphone ansteuern und hören. Wer in Zukunft zum Beispiel am Gymnasium, der Zwergerlstube oder der BlueBox vorbei kommt, findet dort Schilder mit den entsprechenden QR-Codes. Unter www.klingende-landkarte.de wird dann eine Geschichte erzählt, vergleichbar mit einem Audioguide für unterwegs.

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