"Tatort" aus Weimar:Ganz schön bekloppt, aber auch ganz schön gut

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Auf Ermittlung in der Kloßmanufaktur: Die Kommissare Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) in "Die robuste Roswita", dem neuen "Tatort" aus Weimar. (Foto: dpa)
  • Im neuen "Tatort" aus Weimar ermitteln die Kommissare Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen), wer den Geschäftsführer einer ortsansässigen Kloßmanufaktur ermordet hat.
  • Eine politische Botschaft oder eine zweite Ebene hat "Die robuste Roswitha" nicht.
  • Dafür gibt es gelungene Pointen und zwei Hauptdarsteller, denen man gerne zusieht.

Von Katharina Riehl

Im Polizeiruf vom vergangenen Sonntag ging es mal wieder um alles: um Fremdenhass, Frauenhass, rechte Gewalt, die Rolle des Verfassungsschutzes beim Kampf gegen rechte Gewalt, um Ermittler, die gegeneinander arbeiten, um verbrecherische Zuwanderer und verzweifelte, rechtschaffene Zuwanderer, und dann noch ganz grundsätzlich um die Unmöglichkeit von Gerechtigkeit.

Im Tatort von diesem Sonntag geht es um Klöße.

Ein Teil der Republik befindet sich noch in den Sommerferien, trotzdem feuert die ARD nach dem schnittfreien Film aus der Schweiz nun schon den zweiten besonderen Tatort dieser Herbstsaison ab, einen Krimi aus Weimar. Die Reihe mit Christian Ulmen und Nora Tschirner war mal als sogenanntes Event für hohe Feiertage an den Start gegangen. Aus der Platzierung an einem stinknormalen Sonntag im August darf man wohl schließen, dass die thüringischen Kommissare Dorn und Lessing ihren offiziellen Sonderstatus im Sonntagskrimibetrieb inzwischen verloren haben.

Aber zurück zu den Klößen, denn diesmal ermitteln die Kommissare Dorn und Lessing im Mordfall Christoph Hassenzahl, den Geschäftsführer einer ortsansässigen Kloßmanufaktur hat dessen Mörder ganz naheliegend im eigenen Betrieb zu Granulat verarbeitet. Gleichzeitig taucht Hassenzahls verschwunden geglaubte Ehefrau Roswitha (Milena Dreissig) wieder auf, die nach einem Gedächtnisverlust ein neues Leben als Klofrau an der Autobahnraststätte begonnen hatte. Klingt und ist alles ziemlich bekloppt, aber es ist ja auch ein sehr heißer Sommer und die Klöße aus Weimar sind schön leicht verdaulich.

Eine politische Botschaft oder auch nur eine zweite Ebene hat "Die robuste Roswitha" (Buch: Murmel Clausen und Andreas Pflüger; Regie: Richard Huber) nicht, und im Hinblick auf das bisherige Tatort-und-Polizeiruf-Jahr ist das eine eher gute Nachricht. Vermutlich mehr durch einen Mangel an Planung als durch ein Zuviel davon wirkten die Sonntagskrimis zuletzt wie eine lose Filmreihe über die rechte Szene in Deutschland. In Weimar gibt es keine Volksaufklärung, dafür ein paar gelungene Pointen und zwei Hauptdarsteller, denen man gerne zusieht. Und einen Kloß, in dem die Soße schon drin ist. Und mehr braucht es wirklich nicht.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 25.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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