Sieg gegen Aufsteiger Nürnberg:Im alten Trott

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Herthas Torschütze und Kapitän Vedad Ibisevic macht Ansagen. (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Der Angreifer Vedad Ibisevic beschert Berlin das 1:0 in einem Spiel der Grauschattierungen. Ebenso wichtig für den Erfolg ist aber eine Parade des Hertha-Torwarts Rune Jarstein.

Von Javier Cáceres, Berlin

Hertha BSC ist mit einem Sieg voller Grauschattierungen in die neue Saison gestartet. Die Berliner besiegten den offensiv weitgehend harmlosen Aufsteiger aus Nürnberg schmucklos mit 1:0. Das Tor für die Berliner erzielte, passend zum Grundfarbton der Partie, Herthas Mittelstürmer Vedad Ibisevic, der längst zu den graumelierten Profis der Bundesliga zählt. Die Hertha konnte sich allerdings vor allem bei Torwart Rune Jarstein bedanken, der vor 52 729 Zuschauer in der 84. Minute einen umstrittenen Handelfmeter von Mikael Ishak parierte - und somit die ersten drei Punkte für Hertha festhielt. Ishak nahm die Schuld auf sich: "Das war einfach schlecht geschossen", erklärte der Stürmer zerknirscht nach der Partie. "Wir sind sehr zufrieden, dass wir das Spiel zu Ende gebracht haben", sagte Berlins Trainer Pal Dardai.

Der Ungar setzte gegen den neunmaligen Meister auf das 3-4-3-System, das er in der Vorbereitung einstudieren ließ und beim mühsamen Pokalsieg in Braunschweig (2:1) bereits zur Aufführung gebracht hatte. Das System bedingte, dass der serbische Zugang Marko Grujic, eine Leihgabe des FC Liverpool, bis zur 84. Minute auf der Reservebank saß. Dort war für den etablierten "Sechser" Per Skjelbred gar kein Platz mehr: Der Norweger saß auf der Tribüne, zusammen mit verletzten Kollegen wie Davie Selke, Vladimir Darida oder Matthew Leckie.

Die Nürnberger ließen bei ihrem Start nicht erkennen, auf der Bühne namens Bundesliga Angst zu verspüren. Und das, obwohl sie der ersten Liga letztmals 2014 angehört hatten. Allerdings erschöpfte sich ihre Kunst hauptsächlich auf das Spiel gegen den Ball. Die Berliner standen ihren Gästen in dieser Hinsicht in nichts nach. Das Resultat: Erst in der 24. Minute kam es durch den Nürnberger Yuya Kubo zum ersten Torschuss der Partie - aus über 25 Metern. Doch dieser war zu schlapp, als dass er Herthas norwegischen Schlussmann Jarstein vor Probleme hätte stellen können. Die Berliner wiederum taten sich extrem schwer, ihre offensiven Spieler einzusetzen - bis Valentino Lazaro in der 27. Minute mit dem Ball an der rechten Außenlinie loszog, Nürnbergs Linksverteidiger Tim Leibold überspielte, in den Strafraum drängte und Kapitän Ibisevic von der Grundlinie mit einem Rückpass bediente. Herthas völlig ungedeckter Mittelstürmer hatte keine Mühe, einzuschieben.

Jarstein rettet zweimal

Allerdings war Ibisevic in der Entstehung der Torchance dem Nürnberger Abwehrchef Margreitter in die Hacken gelaufen - und hatte ihn zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter schaute sich die Videobilder an und blieb bei seiner Entscheidung: Tor für die Hertha. "Das hätte man zurückpfeifen müssen", wetterte Gästetrainer Michael Köllner. Denn durch sein Foul habe Ibisevic die Abwehr in ihrer gesamten Struktur aus den Angeln gehoben. Es war Ibisevic' fünfter Treffer aus seinen vergangenen sechs Spielen gegen Nürnberg.

Nach der Pause wirkte Hertha zunächst zielstrebiger. In der 50. Minute zwang Hertha-Verteidiger Niklas Stark den Nürnberger Torwart Fabian Bredlow zu einer bemerkenswerten Parade, als er einen Freistoß von Marvin Plattenhardt per Kopf verlängerte. Doch schon bald verfiel die Partie wieder in den Trott der ersten Hälfte, die bereits von einem Mangel an Dynamik und Tiefe in der Vorwärtsbewegung geprägt gewesen war. Nach knapp einer Stunde gelang es Kubo, sich an der Grundlinie gegen den ehemaligen Nürnberger Stark durchzusetzen, aus kurzer Distanz und spitzem Winkel scheiterte er allerdings an Herthas Keeper Jarstein (59.).

Für richtige Aufregung sorgte jedoch erst die Elfmeterszene: Herthas Innenverteidiger Karim Rekik bekam eine Kopfballablage Ishaks an die Fingerkuppe, ohne die Richtung des Balles zu verändern - Schiedsrichter Tobias Welz entschied dennoch sofort auf Strafstoß und blieb auch nach der Ansicht der Videobilder bei seiner Entscheidung. "Ich werde Rune demnächst mal zum Dinner einladen", sagte Rekik, nachdem Jarstein den Elfmeter pariert hatte. Denn durch die Parade des Torwarts blieb es bei dem nicht unverdienten, aber doch glücklichen Auftaktsieg der Berliner. Das Schlusswort sprach der Torschütze: "Ein Sieg zum Auftakt ist immer besonders wichtig. Daher freue ich mich, dass ich der Mannschaft mit meinem Tor helfen konnte", sagte Vedad Ibisevic. "Doch das war nach der super Vorarbeit von Tino zum Glück nicht mehr so schwer. Das Tor war aber nur 50 Prozent, die anderen 50 hat Rune beigesteuert mit dem gehaltenen Elfmeter."

© SZ vom 26.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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