Sendling:Dem Umbruch auf der Spur

Friedenskundgebung auf der Theresienwiese in München, 1918

Machtvoll: Kundgebung 1918 auf der Theresienwiese.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Zum Jubiläum der Revolution 1918/19 versucht eine Gruppe von Enthusiasten, ein neues Licht auf die Ereignisse zu werfen

Von Birgit Lotze, Sendling

Es gibt offenbar noch viel zu erfahren über die bayerische Revolution und die Räterepublik 1918/19. Das "Plenum R" will hier Lücken füllen, es bereitet allein 40 der 150 in München geplanten Veranstaltungen zum Jubiläum vor. Plenum R, das ist kein Verein, sondern ein Zusammenschluss von wissenschaftlich, künstlerisch und politisch engagierten Menschen, 25 aktiv Beteiligte und 200 weitere, die an der Erinnerungskultur interessiert sind. Seit vier Jahren treffen sie sich mit dem Ziel, die Jubiläen so vorzubereiten, dass mehr herauskommt als das, was Interessierte bisher über die für München und Bayern bedeutende Zeit wissen. 15 sehr gut besuchte Werkstätten zur Revolution in München haben sie mit ihrer Kooperationspartnerin Sendlinger Kulturschmiede 2017 schon organisiert, in den 40 Veranstaltungen von November bis Mai soll das revolutionäre Geschehen in Bayern im Fokus stehen.

Im Sprecherrat von Plenum R sitzen Menschen wie Fritz Letsch, der bereits vor 30 Jahren Veranstaltungen zur Revolution organisierte, die Autorin und Dramaturgin Cornelia Naumann, sie arbeitete vor allem über die vergessene Sarah Lerch, die an der Seite Kurt Eisners kämpfte. Mit dabei ist auch die Pädagogin Eva Maria Volland, die den Frauen-Arbeitskreis im Plenum R leitet, und der langjährige Betriebsrat im Metall-Verband Reinhard Mosner, zuständig für die Arbeitsgruppe Denkmäler.

Geplant sind Beiträge oder Spaziergänge zu einzelnen Themen wie den Wittelsbacher Ausgleichsfonds (7. Februar) oder ein Stadtrundgang zur geheimen Thule-Gesellschaft (14. April) mit Rudolf Sturmberger, eine Versammlung im Hofbräuhaus unter dem Thema Betriebs- und Soldatenräte mit der Friedrich-Engels-Stiftung aus Wuppertal (13. April). Der Frankfurter Siegbert Wolf widmet sich dem Anarchisten Gustav Landauer am Denkmal auf dem Waldfriedhof (2. Mai). Der Künstler Wolfram Kastner macht in der Kulturschmiede eine Ausstellung zu Kurt Eisner (Vernissage am 15. November). Günther Baumgartner hat in Bayern in vielen kleinen Gemeinden und Städten die Archive auf die Revolution in Stadt und Land analysiert.

Allein 13 der 40 Veranstaltungen sind Frauen gewidmet. "Denkt man an die Revolution, fallen einem erst mal Männer ein", konstatiert Julia Killet, Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Kurt-Eisner-Vereins und Partnerin von Plenum R. Dabei hätten Frauen eine große Rolle gespielt, viele aktuelle Fragen seien damals Thema geworden: darunter gleiche Bezahlung für gleiche Leistung, Gleichberechtigung, der Paragraf 218.

Infos unter http://plenum-r.org

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