In den Bierzelten in Abensberg geht es an diesem Montag weniger um politische Korrektheit oder Fakten als um derbe Worte, scharfe Attacken und Applaus. Und natürlich um Bier, Blasmusik und Schweiß.
In den Umfragen für die Wahl des neuen Landtags am 14. Oktober sieht es für die CSU konstant mau aus: Die seit Jahrzehnten regierende Partei verliert wohl die absolute Mehrheit. Bei den zeitgleichen Rednerduellen dürfte deshalb vor allem eine Frage interessant sein: Wer sendet welche Signale für eine sich andeutende Koalition an die CSU?
In einem Punkt haben fast alle Redner Waffengleichheit: Neben verbalen Attacken auf politische Gegner geht es auch darum, die eigenen Anhänger für den Endspurt bis zur Wahl zu motivieren. Dies gilt in besonderem Maße für die Vertreter der Parteien, die derzeit - wie die CSU - weit hinter ihren eigenen Ansprüchen hinterherhinken, allen voran die SPD.
Neben deren Spitzenkandidatin und Landeschefin Natascha Kohnen wird auch Parteichefin Andrea Nahles versuchen, den seit Monaten ungebremsten Sinkflug zu beenden. Da haben die Grünen und die Freien Wähler es deutlich einfacher: Beide Parteien konnten sich zuletzt nicht über schlechte Umfragen beklagen, beide sind deshalb im Reigen der potenziellen Koalitionspartner für die CSU ernstzunehmende Mitstreiter. Erst vor wenigen Tagen hatte Söder die Grünen zum Hauptgegner der CSU im Wahlkampf erklärt.
Gleiches gilt auch für die AfD, die mit Parteichef Jörg Meuthen einen Vertreter des gemäßigten Flügels als Hauptredner nominiert hat. Für die zurzeit im Landtag nicht vertretene FDP, die um einen Wiedereinzug ins Maximilianeum kämpft, spricht Spitzenkandidat Martin Hagen.
So sehr eine Einladung als Redner beim Gillamoos auch ein wenig mit einem Adelstitel zu vergleichen ist, Schutz vor dem Abdriften in die politische Bedeutungslosigkeit garantiert sie nicht: Das wissen etwa der längst geschasste Ex-SPD-Chef Martin Schulz oder der ehemalige CSU-Hoffnungsträger und Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg - beide waren im vergangenen Jahr Hauptredner.
Der Gillamoos ist einer der ältesten Jahrmärkte in Niederbayern, immer rund um das erste Septemberwochenende. Am letzten Tag des fünftägigen Festes treten traditionell Spitzenpolitiker parallel in Bierzelten auf, die nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind. Nach dem Politischen Aschermittwoch ist dies das größte Politikspektakel in Niederbayern. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Gillamoos 1313. Mehr als 250 000 Besucher strömen jedes Jahr auf das Volksfest.