Viele Aktionen:Kreativer Protest

In Vaterstetten findet ein fünftägiges Klimacamp statt

Von Moritz Kasper, Vaterstetten

Zwei Schmetterlinge machen es sich auf einem Wasserball gemütlich, der auf einem Münchner Bächlein dahintreibt. Dahinter kommt ein auf ein Kajak gestelltes Fahrrad, an dem ein Banner angebracht ist. Auf diesem sind Menschen mit erhobenen Händen und Flaggen zu sehen, daneben ein Drahtesel, Windräder und Indianerzelte. Für die akustische Untermalung sorgt eine Band mit Trommeln und Blasinstrumenten, die in einem ziemlich überladenen Schlauchboot hinterherfahren.

Dieser außergewöhnliche Auftritt ist ein Vorbote dessen, was die Vaterstettener bald bei sich zu Hause erleben könnten. Er stammt aus einem Werbevideo für das Klimacamp München, das vom 5. bis 9. September auf einem Acker der Gemeinde an der Richard-Wagner-Straße stattfinden wird. Ähnlich bunt wie das Filmchen ist auch das Programm der Klimaaktivisten. Vom PET-Flaschen begrünen und Blütenseife herstellen für die Kleinen bis hin zu Diskussionen zu Klimawandel und Mobilität reicht die Themenpalette, die in den vier Vortragszelten abgedeckt wird. Auch Workshops für kreative Protestaktionen soll es geben.

Das Know-how und die logistische Unterstützung für das privat organisierte Camp stammt vor allem aus Mittel- und Norddeutschland, wo mit vergleichbaren Veranstaltungen gegen den Braunkohlebergbau protestiert wird, für den dort oft ein ganzer Wald oder ein bewohntes Dorf weichen muss. Im Fokus ist in Süddeutschland allerdings ein anderer Klimasünder: das Auto. Die Benutzung dieses beliebten Verkehrmittels soll eingedämmt werden, um Raum für alternative Formen von Mobilität zu schaffen.

An der Frage, wie weit man für diese "Mobilitätswende" gehen sollte, scheiden sich die Geister aber schon im Programm des Camps. Einige Beiträge wirken eher zahm - um geteilte E-Lasträder oder selbsterzeugten Strom geht es da etwa, oder um eine Initiative, die in Berlin ein neues Mobilitätsgesetz auf den Weg gebracht hat. Bei anderen Vorträgen geht es aber kontroverser zu. Der bekennende Schwarzfahrer Jörg Bergstedt bietet etwa einen Workshop an, in dem er Teilnehmern beibringt, wie sie nach seiner Rechtsauslegung zum Nulltarif öffentliche Verkehrmittel benutzen können. Außerdem sollen das "Aufmalen von Fahrradspuren" und "alltägliche Kleinblockaden" trainiert werden. "Am Ende kann eine Übungsaktionsschwarzfahrt stehen", heißt es im Programm. Von möglicherweise illegalen Schritten möchten sich die Organisatoren aber gleichzeitig distanzieren, wie sie sagen. "Wir als Camp gestalten keine direkten Aktionen. Wir bieten nur den Rahmen, damit unsere Teilnehmer an den Aktionen der anderen teilnehmen können", stellt eine Sprecherin klar.

Auch in der Gemeinde Vaterstetten seien keine Aktivitäten außerhalb des Camps geplant, unterstreicht sie. Allerdings fällt der vorletzte Tag mit dem globalen Aktionstag "Rise for Climate" am 8. September zusammen. Im Programm klafft dort eine große Lücke mit der Überschrift "Aktionen und Party!". Auf die Nachfrage, was denn damit gemeint sei, verweist die Sprecherin des Camps wieder auf die Aktivitäten der "anderen", die an diesem Tag möglicherweise stattfinden.

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