Irgendwie süß, wie Paul McCartney auf "Egypt Station" (Capitol), seinem ersten neuen Album seit fünf Jahren, zugleich den total verliebten Gatten ("Happy with You"), den ewigen Zweifler ("I Don't Know") und die beleidigte Leberwurst ("Who Cares") gibt - um dann im Refrain von "Fuh You" zu angetäuschten Hip-Hop-Beats und einer leiernden Kirmesorgel-Melodie genau dieses "Youuuuuu" so herauszuheulen wie ein Wolf, der seit fünf Jahren keinen Sex mehr hatte. Ja genau, man soll sich hier eben nicht sicher sein, ob "Fuh You" als "For You" oder "Fuck You" zu hören ist. Beides, duh! McCartney hat dieses hübsche Sex-Liedchen mit Ryan Tedder von OneRepublic geschrieben und es selbst als "raunchy love song" bezeichnet. Und irgendwie bekommt das ja tatsächlich nur er, Sir Paul, hin, als Pop-Oldie mit 76 Jahren so etwas zu singen, ohne als dirty old man dazustehen. Die höhere Schule des unaufdringlichen, ganz sympathischen Schürzenjärgertums! Ansonsten sticht auf dem Album wohl das locker hinausgeschrammelte Triptychon "Hunt You Down/Naked/C-Link" am Ende am deutlichsten heraus - also wirklich drei Songs in einem, sechseinhalb Minuten mit zig Tempi- und Metren-Wechseln. Hier erinnert "Egypt Station" vielleicht am meisten an das legendäre Beatles-Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" von 1967, mit dem sich McCartney zuletzt dem Vernehmen nach noch einmal intensiv auseinandergesetzt hat. Was will man mehr? Songs für die Ewigkeit? Von denen hat McCartney doch so schon genug geschrieben. Und beurteilen lässt sich das doch sowieso immer erst mit ein wenig Abstand.