Fall Skripal:Die Fakten sprechen

Mit ihren Ergebnissen zeigen britische Ermittler im Nowitschok-Fall, wie ein Rechtsstaat aufklären kann und muss.

Von Stefan Kornelius

Ähnlich wie nach der Polonium-Vergiftung des Agenten Litwinenko in London und nach dem Abschuss des malayischen Flugzeugs MH 17 über der Ukraine brauchte der Rechtsstaat auch im Nowitschok-Fall Zeit, viel Zeit, um ein politisch motiviertes Verbrechen aufzuklären. Klassische strafrechtliche Ermittlungen, die Beweissicherung und eine umfassende Indiziensammlung zahlen sich aber aus. Die britischen Ermittler haben zwei mutmaßliche Täter benannt. Die Belege reichen aus, um einen Prozess mit guten Erfolgsaussichten zu eröffnen.

Dazu wird es wohl nie kommen. Russland ist an einer Verurteilung nicht gelegen, es wird wohl keine Auslieferung geben. Umso wichtiger die beiden Botschaften, die von dem kühl servierten Ermittlungsergebnis ausgehen. Erstens ist die Zeit der Ausflüchte und Irreführerei vorbei; Russland kann es nicht dabei belassen, seine Verwicklung in das Verbrechen nur zu bestreiten. Das Halbwelt-Image haftet dem Putin-System an wie Harz.

Und zweitens sollte niemand die Kraft des Rechtsstaates unterschätzen. Wenn ein unabhängiger Ermittler in aller Transparenz eine Beweiskette vorlegt wie jetzt im Fall Skripal, dann verpufft das politische Getöse und es sprechen die Fakten. Neben den mutmaßlichen Tätern findet sich ein Staat auf der Anklagebank.

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