Erfolg in Montreal:Mit Humor zum Zenit

Robert Papst und seine Crew bei Filmfestival auf zweitem Platz

Von Anja Blum, Grafing/Montreal

Voller Euphorie ist Filmkomponist Robert Papst aus Kanada nach Grafing heimgekehrt: Sein neustes Werk "Kill me today, tomorrow I'm sick" war beim internationalen Filmfestival in Montreal sehr erfolgreich, es hat in der Kategorie "First Fiction" den zweiten Platz belegt. Der silberne Zenit, heißt die begehrte Trophäe. Die Konkurrenz: Ein gutes Dutzend "Erstlingsfilme" aus aller Herren Länder, zum Sieger wurde ein Tanzfilm aus Mexico gekürt. Doch auch der zweite Platz auf dem Treppchen war für die bayerische Filmcrew die totale Überraschung: "Wir haben mit gar nichts gerechnet", sagt Papst, "dementsprechend lange hat es bei der Preisverleihung gedauert, bis wir überhaupt kapiert haben, was da gerade passiert ist." Als er das erzählt, strahlt der 57-Jährige immer noch wie ein Scheinwerfer.

"Kill me today, tomorrow I'm sick" von den beiden Münchner Filmemachern Joachim Schröder und Tobias Streck ist eine bitterböse Tragikomödie über die Verblendung des satten Westens und beruht auf einer wahren Geschichte. Der Film spielt im Kosovo des Jahres 1999: Es herrscht Waffenstillstand, viele internationale Organisationen haben Tausende Mitarbeiter geschickt, um die Region zu befrieden. Idealisten treffen dort auf Glücksritter, Gauner, Desillusionierte, Zyniker, Opportunisten. Und so wird der Einsatz für das Gute schnell zur Farce... Lediglich eine kleine Radiostation funkt mit Humor und lässigem Sound Hoffnung in die verzweifelten Herzen.

Die Story dreht sich also um ein schwieriges Thema - und doch ist der Film, von dem es bislang nur einen Trailer zu sehen gibt, keine schwere Kost: Das Publikum erwarte beste Unterhaltung, verspricht Komponist Papst, keine Dokumentation, sondern viel Spannung, ein bisschen Liebe und jede Menge schwarzer Humor. Das hätten auch die Zuschauer der zwei öffentlichen Vorführungen in Montreal, darunter viele Journalisten, so gesehen: "Wir haben erstaunlich langen Applaus und sehr viel Zustimmung bekommen", berichtet der Grafinger. "Vor allem haben die Leute ihr Erstaunen darüber ausgedrückt, dass man so ein tragisches Thema mit so viel Unterhaltungswert und ganz ohne erhobenen Zeigefinger transportieren kann." Besonders berührt habe ihn das Lob eines Menschen, der selbst aus einem Krisengebiet stamme: "Er hat uns bestätigt, dass der Humor das Einzige ist, das bleibt."

Dank der wundervollen Resonanz könne das Team um Schröder und Streck nun "mit einem sehr guten Gefühl weitermachen", sagt Papst - und meint: "weiterkämpfen". Schließlich sei es nicht einfach, sich in einer von Blockbustern dominierten Branche mit einem solch außergewöhnlichen Projekt durchzusetzen. Der "Ritterschlag" in Form des silbernes Zenits aber, so hofft der Komponist, könnte in Zukunft ein Türöffner sein. Noch bei zwei Festivals haben sich die Filmemacher mit "Kill me today" bereits beworben, einmal in den USA und einmal in Japan, und beim deutschen Filmpreis wollen sie auch einreichen. "Wir müssen jetzt einfach schauen, was alles geht."

Auch über Papsts Soundtrack, der viele eigens komponierte Songs enthält und auf CD erscheinen wird, soll der Film vermarktet werden. Daran mitgewirkt haben die Grafinger Sängerin Janina Dietz, der Komponist Harald Zimmermann, der ebenfalls aus Grafing stammt, und der Münchner Musiker Hugo Siegmeth. "Toll wäre natürlich, wenn der Titelsong im Radio laufen würde!" Bis zum Filmstart steht also noch viel Arbeit ins Haus, geplant ist dieser für Anfang 2019 - "nach dem Weihnachtskino", sagt Papst.

Das Filmfestival in Montreal - sein erstes internationales - wird der Grafinger auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten: Das Ambiente in einem schönen alten Kino sei nüchtern und leger gewesen, erzählt er, "das hat mir gefallen". Besonders begeistert haben ihn aber die menschlichen Begegnungen: Keiner der Filmemacher sei auf den anderen neidisch gewesen, im Gegenteil, es hätten sich viele interessante Gespräche und Kontakte ergeben. "So hab ich das auch noch nicht erlebt: Man hat sich über die Tage angefreundet."

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