Mit gerade mal fünf bis sieben Zentimeter Körperlänge zählen Waldbirkenmäuse zu den kleinsten Säugetieren überhaupt. Und mit höchstens elf Gramm Gewicht zu den leichtesten. Vor allem aber sind die winzigen Tiere, die sich am Boden hüpfend fortbewegen, aber auch sehr geschickte Kletterer sind, extrem selten.
In Bayern wurde Sicista betulina, wie die Waldbirkenmaus auf Lateinisch heißt, in jüngerer Vergangenheit nur im Bayerischen Wald nachgewiesen. Dort besiedeln sie bevorzugt Moore und moorige Wiesen. Jetzt ist am Riedberger Horn im Allgäu eine in eine Fotofalle getappt. Das ist der erste Beleg seit den 1980er-Jahren, dass es an dem Berg immer noch die kleine Population gibt, die seinerzeit dort nachgewiesen war. Sie galt bislang als ausgestorben.
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Unweit der einst geplanten Skischaukel am Riedberger Horn will der Liftbetreiber nun ein Geflecht aus Wegen anlegen. Naturschützer sind alarmiert.
Norbert Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) ist begeistert. Aus seiner Sicht geht es nämlich nicht nur um die extrem seltene Waldbirkenmaus an sich. "Der Fund zeigt einmal mehr, wie wertvoll das Gebiet um das Riedberger Horn als Lebensraum für hochgradig gefährdete Tier- und Pflanzenarten ist", sagt er. Die Waldbirkenmaus ist sehr gut an dem dunklen Strich auf ihrem Rücken, dem sogenannten Aalstrich, zu erkennen, der sich markant von ihrem gelblich-grauen Fell abhebt. Außerdem ist ihr Schwanz eineinhalb Mal so lang wie ihr Körper.
Die winzigen Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber oder bei schlechtem Wetter fallen sie in einen Lethargiezustand, um Energie zu sparen. Waldbirkenmäuse ernähren sich von Insekten, Baumfrüchten, Beeren und Samen.
An dem 1787 Meter hohen Riedberger Horn, das bisher vor allem als Lebensraum für das ebenfalls hoch bedrohte Birkhuhn bekannt ist, tobte bis vor einem halben Jahr ein heftiger Streit um eine Skischaukel. Naturschützer leisteten heftigen Widerstand gegen die Pläne, inzwischen hat die Staatsregierung ihnen eine Absage erteilt.
Nach dem Nachweis der Waldbirkenmaus bekräftigt der LBV die Forderung, dass bei allen Projekten an dem Berg viel mehr Rücksicht auf den Naturschutz genommen werden müsse als bisher. Der LBV vermutet, dass es auch an weiteren Oberallgäuer Bergen Waldbirkenmäuse gibt. 2019 will er die Nachforschungen ausweiten.