Petition gegen Lärm:Notfälle bitte nur tagsüber

Rettungswagen im Einsatz

Rettungsdienste machen notgedrungen Lärm.

(Foto: dpa)

Eine Online-Petition fordert, dass sich Einsatzkräfte bitteschön an Ruhezeiten halten sollen. Doch das kann nur der Anfang sein.

Kolumne von Dominik Hutter

Es gibt Leute, die lassen sich allen Ernstes in der Mittagsruhe vom Rettungswagen abholen. Oder erleiden ausgerechnet nachts, wenn alle anderen schlafen wollen, einen medizinischen Notfall und müssen dann mit Martinshorn durch die Straßen transportiert werden. Oft mit schlimmen Folgen - für die Anwohner der so beschallten Straßen: Das Baby wacht auf und quengelt, die Eltern kriegen schlechte Laune, die Folge ist ein Familienknatsch.

"München muss wieder ruhiger werden", lautet die Forderung einer Lerchenauerin, die deshalb nun eine Online-Petition gestartet hat. Das Martinshorn müsse endlich wieder sachgemäß eingesetzt werden. Also: seltener. Aktuell würden die Ruhezeiten nicht eingehalten, und die Sirene heule ganz unabhängig von der Dringlichkeit des Einsatzes. Was sich natürlich aus der Wohnung heraus vortrefflich beurteilen lässt. Ferndiagnose, sozusagen.

Man kommt nicht umhin, die Politik verantwortlich zu machen, dass dieses Problem immer noch besteht. Schon vor sehr vielen Jahren, zu Zeiten der Bürgermeisterin Sabine Csampai, beklagte eine Bewohnerin der Maxvorstadt in einer Bürgerversammlung den unverhältnismäßigen Lärm der Einsatzfahrzeuge. Die Grünen-Politikerin, bekanntlich nicht auf den Mund gefallen, hatte damals als Versammlungsleiterin süffisant darauf hingewiesen, dass eine gewisse Lautstärke möglicherweise der Sinn eines Martinshorns sei. Und damit die Debatte gnadenlos beendet. Die Beseitigung des Ärgernisses unterblieb - bis heute jagen Rettungs- und Polizeiautos mit Sirene durch die Straßen.

Ob die durch die Rettung anderer Menschen drangsalierten Anwohner diesmal zu ihrem Recht kommen, ist ungewiss. Erst sieben Leute haben die Petition unterschrieben, sechs davon leben in München. In der Online-Debatte lassen die Besucher aus dem Internet kein gutes Haar an der Initiative, selbst das einzige Pro-Argument lobt lediglich die geringe Zahl der Unterstützer. Dabei gäbe es so viel zu kritisieren an den Münchner Einsatzkräften. Zum Beispiel, dass die Feuerwehr immer alles nass spritzt. Muss das wirklich sein?

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