Demo gegen Mediennutzung:"Spielt mit mir! Nicht mit euren Handys!"

Kinderdemo: 'Spielt mit mir! Nicht mit Euren Handy'

Emil und die Demonstranten: sind genervt von ihren Eltern.

(Foto: Axel Heimken/dpa)
  • Am Samstag sind in Hamburg Kinder auf die Straße gegangen, um gegen die übermäßige Handy-Nutzung ihrer Eltern zu demonstrieren.
  • Etwa 150 Menschen sollen an der Veranstaltung teilgenommen haben.
  • Dem neuen Freizeit-Monitor zufolge haben die Deutschen immer weniger Zeit für andere, weil sie sich lieber mit ihrem Smartphone beschäftigen.

Wenn ein siebenjähriger Junge seinen Samstagnachmittag freiwillig dafür hergibt, mit anderen Dreikäsehochs durch ein Stadtviertel in einem der reichsten Länder der Welt zu ziehen, um gegen tatenlose, ja eigentlich sogar teilnahmslose Erwachsene zu demonstrieren - dann muss sich in dieser Kinderseele so einiges an Frust aufgestaut haben.

So geschehen bei Emil Rustige, sieben Jahre alt wie gesagt, der am vergangenen Samstag mit - laut Polizeiangaben - 150 Teilnehmern (keine Gegendemonstranten) durch das Hamburger Schanzenviertel zog. Demonstriert wurde gegen Eltern, die sich statt mit ihrem Nachwuchs mit dem Handy beschäftigen. Motto der Kinder-Demonstration: "Spielt mit mir! Nicht mit euren Handys!"

Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur trug Initiator Emil Rustige ein rot-weißes Megaphon in der Hand, wurde aber noch von seinem Vater auf den Schultern getragen. Er skandierte dabei mit den anderen Kindern: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr auf eure Handys schaut!" Auch die Anmeldung bei der Polizei hatten Rustiges Eltern übernommen.

"Internet ist doof. Da sitzt Papa stundenlang drin und redet nicht mit uns"

Die Demonstranten trugen auch selbstgebastelte Plakate mit Slogans wie "Am Sandkasten bitte Handyfasten" und "Chatte mit mir!". Laut Medienberichten äußerte sich eine sechsjährige Demonstrantin wie folgt: "Ich finde es nicht gut, dass mein Papa immer am Telefon daddelt." Der Vater der Sechsjährigen reagierte auf die Aussage seiner Tochter mit dem Hinweis, er sehe in der Demo eine "gute Übung in Demokratie", bestätigte aber im Großen und Ganzen die Kritik.

Ein Zehnjähriger soll sich mit den Worten geäußert haben, er habe genug von Erwachsenen, die ständig auf ihr Handy starren. "In der U-Bahn sehe ich oft Eltern am Handy, die ihre Kinder gar nicht beachten", sagte der Junge. Er selbst, sagte der Zehnjährige noch, hätte übrigens trotzdem gerne ein Smartphone.

Laut dem neuen Freizeit-Monitor haben die Deutschen immer weniger Zeit für andere, weil sie sich lieber mit ihrem Smartphone beschäftigen. Auch bei Kindern sind die Geräte beliebt: Knapp die Hälfte der 4- bis 13-Jährigen hat bereits ein eigenes Smartphone, fand die Kinder-Medien-Studie 2018 heraus. Kinder kennen aber auch die Schattenseiten der Online-Welt: "Internet ist doof. Da sitzt Papa stundenlang drin und redet nicht mit uns", zitiert die Studie ein sechsjähriges Kind. Reale Erlebnisse haben offenbar noch immer Vorrang für die Heranwachsenden: Als wichtigste Freizeitaktivitäten nannten die Befragten "mit Freunden zusammen sein" und "im Freien spielen".

Nach übereinstimmenden Medienbericht verlief die Demo friedlich und endete an einem Spielplatz.

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