Altstadt:Ein Forum zum Verweilen

Das Umfeld des Sendlinger Tors war bisher wenig einladend - doch im Zuge der U-Bahn-Sanierung will die Stadt die Fläche teilweise entsiegeln und zu einem ruhigen, begrünten Platz mit Stühlen umgestalten

Von Alfred Dürr, Altstadt

Der Platz vor dem Sendlinger Tor, den täglich sehr viele Menschen auf ihrem Weg zwischen Altstadt und U-Bahnhof passieren, wird grüner und gemütlicher. Außerdem sollen es Personen mit Geh- oder Sehbehinderungen künftig leichter haben, den Platz zu queren. Die in den Siebzigerjahren mit dem Bau der U-Bahn zu den Olympischen Spielen angelegte Fläche erfüllt nämlich nicht mehr die Anforderungen an die sogenannte Barrierefreiheit. Das Baureferat legt nun ein Umbau-Konzept vor, das der Stadtrat am kommenden Dienstag beschließen soll.

Im Zuge der umfangreichen Modernisierungsarbeiten am U-Bahnhof Sendlinger-Tor-Platz werden auch die Flächen vor dem historischen Stadttor und zwischen Sonnenstraße, Oberanger und Herzog-Wilhelm-Straße erneuert. Die SPD-Fraktion im Rathaus hatte vor vier Jahren den Antrag gestellt, den derzeitigen Bodenbelag zu ersetzen und Sitzgelegenheiten aufzustellen. Außerdem kommen auf den Bereich zwei Aufzüge zu den Bahnsteigen. Die beiden bestehenden Treppenabgänge werden erweitert.

Altstadt: Ruhepol in der City: Die Pläne sehen vor, Büsche und Bäume zu pflanzen sowie Sitzgelegenheiten für die Passanten zu schaffen; im Bereich zur Herzog-Wilhelm-Straße soll Rasen angelegt werden. Auf der neu gestalteten Fläche sind überdies 44 zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vorgesehen.

Ruhepol in der City: Die Pläne sehen vor, Büsche und Bäume zu pflanzen sowie Sitzgelegenheiten für die Passanten zu schaffen; im Bereich zur Herzog-Wilhelm-Straße soll Rasen angelegt werden. Auf der neu gestalteten Fläche sind überdies 44 zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vorgesehen.

(Foto: oh)

Das Baureferat will die Platzfläche künftig vor allem stärker vom Straßenlärm abschirmen. Das Baureferat plant mehr Bäume, hohe Gräser und Sträucher am Rand der Fahrbahnen zu pflanzen. Dann kann man auch Stühle aufstellen, die Möglichkeiten zum Verweilen bieten. In der Verwaltungssprache heißt das "konsumfreier Aufenthalt". Man muss also keine Gaststätte aufsuchen, wenn man sich etwas vom hektischen Stadtleben erholen will.

Der Bereich zwischen dem Tor und der Herzog-Wilhelm-Straße bis auf Höhe der Kreuzstraße ist bislang hauptsächlich ein Parkplatz für Liefer-, Handwerker - und andere Fahrzeuge gewesen. Fußgänger konnten sich hier und im Umfeld des 1967 errichteten Brunnens an der Herzog-Wilhem-Straße ("Die auffliegenden Vögel" von Karl Potzler ) kaum aufhalten. Das Baureferat will das ändern. Dafür wird die Fläche weitgehend entsiegelt, dafür werden Bäume angepflanzt und Rasen angelegt.

Der wegen der Arbeiten am U-Bahnhof abgebaute Brunnen "wird im Grünen neu inszeniert und mit Bänken zum Aufenthalt flankiert", heißt es dazu im Konzept des Baureferats. Es entstehe ein ruhiger Ort als Pendant zum lebhaften Platz vor dem Tor.

Auf die neu gestaltete Fläche kommen außerdem 44 zusätzliche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Außerdem ist eine MVG-Radstation mit zwölf Leihrädern vorgesehen. Für Radler wird der Radfahr-Streifen, vom Oberanger kommend, von 1,60 Meter auf 1,85 Meter verbreitert. Das auf dem neuen Areal geplante Leitsystem für Menschen mit Sehbehinderungen birgt allerdings Konfliktstoff. Diese Orientierung ist ein in den Boden eingelegtes Band aus dreizeiligem Kleinstein. Es führt um den Platz und bindet die U-Bahn-Abgänge, Aufzüge und Querungen zu den Trambahn-Haltestellen an.

Altstadt: Gemütlicher soll es werden: Die Platzfläche soll künftig auch stärker vor Straßenlärm geschützt werden.

Gemütlicher soll es werden: Die Platzfläche soll künftig auch stärker vor Straßenlärm geschützt werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Für den Arbeitskreis Mobilität des städtischen Behindertenbeirats besteht allerdings "erheblicher Änderungsbedarf" bei diesen Umbauplanungen, sagt der frühere CSU-Stadtrat Georg Kronawitter, Mitglied des Arbeitskreises. Man brauche für blinde Menschen "andere Bodenindikatoren" als die vom Baureferat vorgesehene Kleinstein-Pflasterung, heißt es in der Stellungnahme des Behindertenbeirats zur Vorlage des Baureferats. Auf Antrag des Beirats soll Bernhard Claus vom Bayerischen Blinden- und Sehbehinderten-Bund in der Stadtratssitzung am kommenden Dienstag darlegen können, dass man am Sendlinger-Tor-Platz nicht für Verwirrung sorgen darf. Das Baureferat setze nämlich weiter auf das Kleinstein-Pflaster, obwohl Claus bei früheren Gelegenheiten bereits dargelegt habe, dass es Sehbehinderten in der Fußgängerzone nicht bei der Orientierung helfe. Gerade bei U-Bahn-Abgängen stelle es sogar eine ernste Unfallgefahr dar.

Wann es mit der Neugestaltung des Sendlinger-Tor-Platzes losgeht, steht noch nicht fest. Wahrscheinlich ist der Zeitraum zwischen 2022 und 2024. Der Termin ist abhängig vom Baufortschritt am U-Bahnhof. Die Kosten für die Wiederherstellung der Oberfläche kalkuliert das Baureferat auf rund vier Millionen Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: