Russland und Demokratie:Kreml-Mann bleibt Bürgermeister in Sotschi

Der Putin-Mann Pachomow wird überwachen, wie die Olympia-Milliarden bis 2014 verteilt werden. Der Oppositionelle Nemzow spricht von "Betrug und Fälschung".

Der Kandidat der Kremlpartei Einiges Russland, Anatoli Pachomow, ist mit überwältigender Mehrheit als Bürgermeister der russischen Olympia-Stadt Sotschi im Amt bestätigt worden. Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass am Montagmorgen unter Berufung auf die Wahlkommission berichtete, kam Pachomow nach der Auszählung von etwa 80 Prozent der Stimmen auf 77 Prozent. Der Oppositionskandidat Boris Nemzow erhielt demnach 13,5 Prozent der Stimmen.

Russland und Demokratie: Der unterlegene Oppositionskandidat Boris Nemzow klagt über "Betrug und Fälschung". Vom neuen und alten Bürgermeister gibt es bislang keine Bilder.

Der unterlegene Oppositionskandidat Boris Nemzow klagt über "Betrug und Fälschung". Vom neuen und alten Bürgermeister gibt es bislang keine Bilder.

(Foto: Foto: AP)

Nemzow sprach am Sonntagabend von Wahlbetrug und kündigte an, das Ergebnis anzufechten. Die Behörden hätten Arbeiter zur Stimmabgabe für Pachomow gedrängt, sagte Nemzow der Nachrichtenagentur AP. 30.000 Menschen hätten "unter Druck, Erpressung und Drohungen" ihre Stimme abgegeben. "Das ist himmelschreiender Betrug und Fälschung", sagte Nemzow. Während des Wahlkampfs war der frühere Vizepremier mit Ammoniak-Gas attackiert worden.

Am Rand der Wahl wurde ein US-Journalist vorübergehend festgenommen. Keith Gessen, Autor des Magazins New Yorker, wurde nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti in einem Wahlbüro verhaftet, das er gemeinsam mit Nemzow besuchte.

Gessen habe weder einen Presseausweis noch eine Erlaubnis zur Wahlberichterstattung bei sich gehabt, erklärte demnach die örtliche Wahlkommission. Nemzows Büro teilte mit, der Journalist sei Opfer einer "bürokratischen Verwechslung" geworden.

Bürgermeister überwacht Verteilung von Milliarden

Vielen Einwohnern der Schwarzmeerstadt zufolge stand das Wahlergebnis bereits im Vorfeld fest. "Es hat keinen Wahlkampf gegeben", sagte der Anwalt Semjon Mironow. "Sie haben nur über den amtierenden Bürgermeister gesprochen und die anderen mit Dreck beworfen."

Die Wahl in dem Kurort war mit Spannung verfolgt worden, da die Olympischen Winterspiele 2014 als Prestige-Projekt der russischen Führung gelten. Dem Wahlsieger fällt eine Schlüsselrolle bei der Verwendung von zehn Milliarden Euro zu, die die Regierung für die Spiele in Sotschi investieren will.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: