Urlaubsplanung im Internet:Geht das auch einfacher?

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Abhängen in Costa Rica? Apps bieten Informationen zu Anreise, Wetter und Visabestimmungen. (Foto: mauritius images)

Die Reiseplanung im Internet kostet Zeit und viele Klicks. Start-ups versprechen eine schnellere Recherche auf nur einer Plattform. Aber dafür wollen sie auch etwas.

Von Moritz Schnorpfeil

Vor dem Traumurlaub steht für viele Reisende der Albtraum Urlaubsplanung. Wer Reisebüros und Pauschalveranstalter scheut, muss sich oft durch ein Dickicht an Informationsseiten und Vergleichsportalen kämpfen. Zwischen 120 und 160 Websitebesuche absolvieren solche Urlauber durchschnittlich während der Planung, so eine Auswertung des Reiseportals Expedia. Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen bestätigt den Trend: In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Online-Buchungen von 17 auf knapp 40 Prozent gestiegen. Zur Information und Inspiration hat das Internet sogar noch größere Bedeutung.

Der nervenraubende Prozess bis zur Buchung auf Dutzenden Websites soll bald einfacher werden. Im Idealfall genügt dann eine einzelne Plattform zur Planung - daran jedenfalls arbeiten mehrere Start-ups und einige große Anbieter. "Alles rund ums Reisen in einer einzigen App", das ist das Ziel von Patrick Haede, Mitgründer des Berliner Start-ups Mapify.

Für eine Reise durch Costa Rica sähe die Planung beispielsweise so aus: In der Inspirationsphase kann man sich durch die Reiseberichte anderer Mapify-Nutzer klicken, die bereits in Costa Rica waren und ihre Fotos zusammen mit kleinen Informationstexten geteilt haben. Automatisch erscheint eine Karte Costa Ricas, in der die geteilten Fotos und Routen übersichtlich lokalisiert sind. Mit einem Klick werden weitere Informationen etwa zu Anreise, Visabestimmungen, Wetter bereitgestellt. Leitungswasser in Costa Rica? Lieber nicht trinken! Wer mehrere Attraktionen zu einer individuellen Tour verbinden möchte, dem berechnet Mapify personalisierte Reiserouten. Daten zu Transportmöglichkeiten am Ort und nahegelegenen Unterkünften sind hier automatisch integriert. Und sogar die passenden Bus- oder Flugtickets und Unterkünfte können dank Schnittstellen zu entsprechenden Internetportalen bald auf der Plattform gebucht werden.

Noch ist Mapify vor allem ein soziales Netzwerk, auf dem Nutzer ihre Reisen mit anderen teilen. Doch in der jüngst eingeführten Planungsfunktion sieht Gründer Haede das eigentliche Potenzial. "Vor allem Reisende, die bislang Stunden über dem Lonely Planet und auf Reiseblogs geschmökert haben, sollen bei uns eine viel einfachere Alternative finden", sagt Haede. Ganz ähnlich klingt das bei Polarsteps, einer Konkurrenz-App aus den Niederlanden. Die Vision ist auch hier, "den völlig fragmentierten Buchungsprozess zu vereinfachen", so Gründer Koen Droste.

"Die Idee ist goldrichtig", sagt Vladimir Preveden, Partner und Tourismusexperte der Unternehmensberatung Roland Berger. Vor allem jüngere Reisende suchten bei ihren Trips nach individuellen Erfahrungen. "Die Reiseplanung ist mittlerweile hochkomplex. Jeder, der diesen Prozess vereinfachen kann, wird auf große Nachfrage stoßen", sagt Preveden. 2000 bis 3000 neue Nutzer gewinnt Mapify nach eigenen Angaben jede Woche. Polarsteps hat sogar bereits mehr als 500 000 Nutzer, immer mehr davon auch in Deutschland. Jeder neue Kunde ist für die Start-ups dabei Gold wert. Denn sie brauchen die Nutzer, um ihre Plattform mit neuen Fotos und Reiserouten zu füttern. Und irgendwann einmal wollen Mapify und Polarsteps dank Buchungsprovisionen, etwa bei der Unterkunftsvermittlung, und mit Werbeeinnahmen ja auch Geld verdienen.

Da verwundert es nicht, dass die ganz Großen der Branche das Thema ebenfalls im Visier haben. Schon 2016 hat Google mit seinem personalisierten Reiseplaner Google Trips einen ersten Versuch gewagt. Die App ruft Reisebuchungen aus dem Gmail-Konto der Nutzer ab und erstellt daraus einen Reiseplan. Zusätzlich gibt es Tipps zu lokalem Transport, möglichen Aktivitäten und ganz praktischen Dingen wie Gratis-Wlan.

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Auch beim Zimmervermittler Airbnb - selbst in Rekordzeit vom Start-up zum Tourismusriesen gewachsen - wissen sie um das Veränderungspotenzial der Branche. Seit 2016 kann man auf Airbnb "Erlebnisse" buchen, egal ob Surfunterricht oder Kulturspaziergang. Seit einigen Monaten können Airbnb-Nutzer in den USA auch Restaurants reservieren. Sogar in die Plattform integrierte Flugbuchungen könnten irgendwann möglich sein. "Das Ziel ist die Entwicklung hin zu einer ganzheitlichen Reise-Plattform", sagt Julian Trautwein, Airbnb-Pressesprecher.

Reisende sollten jedoch auf den neuen Plattformen auch vorsichtig sein. "Man darf nicht vergessen, dass das Geschäftsmodell die Datennutzung ist", sagt Felix Methmann, Reiserechtsexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Je mehr die Planung auf einer einzelnen Plattform zentralisiert werde, desto mehr Nutzerdaten erhalte diese Plattform. Wichtig sei deshalb, dass die Anbieter transparent über die Datennutzung informieren und bei Kundenfragen gut Auskunft geben.

Die vielen Reisefotos und Nutzerempfehlungen beeinflussen das Kundenverhalten

Auch rechtlich sieht Methmann Klärungsbedarf. Werden zwei unterschiedliche Arten von Reiseleistung, etwa die Beförderung und Beherbergung, für dieselbe Reise gebündelt, liegt eine Pauschalreise vor. Und Pauschalreisende sind rechtlich besonders geschützt: Bei Reisemängeln oder Insolvenz des Veranstalters können sie leichter Ansprüche geltend machen. Auf den neuen All-in-one-Plattformen ist je nach Aufbau des Buchungsvorgangs solcher Rechtsschutz jedoch nicht gegeben.

Letztlich sollten Kunden aber nicht nur auf ihre Daten und ihre Rechte aufpassen, sondern auch auf ihren Geldbeutel. Denn die ganzheitlichen Reiseplattformen vereinfachen nicht bloß die Buchung. Die vielen Reisefotos und Nutzerempfehlungen beeinflussen natürlich das Kundenverhalten. Deshalb könnten Hotels und andere Anbieter versuchen, Fake-Profile zu erstellen und sich selbst zu bewerten. Zwar beteuern Airbnb und Mapify, dass bei ihnen alle Beiträge auf Authentizität geprüft würden. Doch selbst dann: "Es geht darum, die Kunden viel früher zu gewinnen und länger zu halten", sagt Vladimir Preveden von Roland Berger. Das bedeutet, dass Aspekte des Reisens kommerzialisiert werden, die früher noch selbstorganisiert waren. Denn den Airbnb-Kulturspaziergang hätte man im Zweifelsfall ja auch eigenständig machen können - und kostenlos.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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