Urheberrecht:Grenzen für Digitalkonzerne

Die europäische Politik zeigt, dass sie dem Digitalkapitalismus Grenzen setzen kann.

Von Thomas Kirchner

So viel ist sicher nach der dann doch überraschend deutlichen Entscheidung des Europäischen Parlaments zum Urheberrecht: Das freie Internet wird es auch nach dieser Reform noch geben, die großen Konzerne werden weiterhin den Markt beherrschen und Milliarden verdienen mit ihren Diensten, die sehr viele Menschen glücklich machen. Es könnte nur, wenn alles gut geht, passieren, dass Google und Co. künftig ein kleines bisschen von diesem Geld an jene weitergeben müssen, die diese Maschinen füttern: Künstler, Autoren, Journalisten und andere "Lieferanten von Inhalten".

Das ist aus drei Gründen wichtig und richtig. Zum einen stärkt es die freie Presse, eine der Stützen der Demokratie, die im Zuge der Digitalisierung und der damit einhergehenden Kostenlos-Mentalität ins Wackeln geraten ist. Zum Zweiten schützt es jene, ohne deren kreativen Leistungen wir nicht leben können und wollen.

Der dritte Punkt ist vielleicht der wichtigste: Mit diesem Votum beweist die europäische Politik zum ersten Mal, dass sie in der Lage ist, dem Digitalkapitalismus Grenzen zu setzen. Diese Reform ist sicher nicht perfekt, das wissen ihre Urheber. Wie praktikabel sie sein kann, wird sich zeigen, wenn die Konzerne vor Gericht ziehen. Aber sie ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Sie sollte nicht der letzte sein.

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