Ach, manchmal gibt es doch nichts Schöneres als ein würdevolles Alterswerk. Vor allem, wenn es von jemandem kommt, der einst so jung und wild und wütend war wie Paul Weller. Das neue Album "True Meanings" (Parlophone) - fast nur akustische Gitarre und Stimme, ab und zu Streicher - klingt, als säße da ein älterer Herr am Fenster eines Holzhauses im englischen Hinterland, Blick ins Grüne, Tasse Tee, und sinniere in musikalischen Miniaturen über das Leben. Sehr viel Melancholie, behutsamer Gesang, introspektive Zeilen ("All the fears that kept you awake at night were strangely calmed"). Das schlafliedartige "Glide" singt Weller so leise, wie er vielleicht noch nie gesungen hat, fast nur ein Flüstern, gezupfte Gitarre, dann eine einsame Geige. "Gravity" klingt wie eine Schnulze aus den 40er-Jahren. "Bowie" handelt von Bowie, und Weller lehnt sich gesanglich elegant an ihn an. Gegen Ende des Albums wendet er den Blick nach vorn, in die Ewigkeit, "May Love Travel With You". All das ist so zart, dass es immer wieder an der Parodie entlangschrammt - aber Weller, der alte Fuchs, kriegt natürlich jedes Mal die Kurve, er knurrt eine Silbe, und sofort wird klar, wie viel Wucht da unter der Lieblichkeit lauert. Die Wucht lässt er diesmal nicht raus, aber natürlich hört man die 14 Songs anders, wenn man im Ohr hat, wie er früher geklungen hat oder immer noch klingen könnte (wenn er wollte). Eigentlich könnte Paul Weller jetzt gut aufhören, "True Meanings" wäre ein gelungener Schlussstrich.