Alpenvolleys Haching:Heimat wechsel dich

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Ist doch nett hier: Trainer Stefan Chrtianskys Team muss seine CEV-Cup-Auftritte in Unterhaching bestreiten. Wo mögliche Champions-League-Spiele stattfinden könnten, ist noch unklar. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Die Alpenvolleys ringen weiter um den Zuspruch des Publikums. Die für Innsbruck geplanten Heimspiele im CEV-Cup müssen sie auf Anordnung des europäischen Verbands alle in Unterhaching austragen.

Von Katrin Freiburghaus

Sie wollten keinen Ärger bei der Vorstellung ihrer Mannschaft für die kommende Volleyball-Saison. Die Frage an Sportdirektor Mihai Paduretu werde ja sowieso kommen, sagte der Pressesprecher der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching mit schicksalsergebenem Lächeln, dann könne er sie auch gleich selbst stellen: Warum stünden denn auch für die zweite Bundesliga-Saison so wenige Deutsche und Österreicher im Kader? Paduretu, der darauf gerne ungehalten reagiert, nahm das Angebot zur Deeskalation an. "Weil wir nicht mit deutschen Spielern arbeiten wollen", antwortete er ironisch - allgemeines Gelächter im Raum.

Tatsächlich seien "gestandene deutsche Spieler", die das Team voranbrächten, schlicht nicht erschwinglich gewesen. Mit Angreifer Tom Strohbach und Zuspieler Adam Kocian hatte es lange Verhandlungen gegeben, beide entschieden sich anders. "Wir hatten auch zu Hachinger Zeiten keinen Georg Grozer hier", wandte Paduretu ein. Die meisten deutschen Spieler aus der ersten Hachinger Erstliga-Phase hatten sich erst im Münchner Süden entscheidend weiterentwickelt.

Die Alpenvolleys kämpfen in Innsbruck wie Unterhaching um die Gunst des Publikums und wünschen sich dazu Identifikationsfiguren, wie sie die zweifellos starken Zugänge mit Ausnahme des österreichischen Liberos Florian Ringseis kaum sein können. Ihnen schwebt mit Hilfe ihrer zweiten Mannschaft, die sie kräftig verstärkten und der sie in Jürgen Pfletschinger einen erfahrenen Trainer an die Linie stellen, deshalb ein ähnliches Konzept vor. Die zweite Garnitur wurde folgerichtig in Alpenvolleys Haching II umbenannt und soll noch enger mit dem Profi-Team kooperieren. Mit Hristiyan Dimitrov aus der zweiten Mannschaft wurde ein Vorvertrag für 2019 geschlossen, mit Jonas Sagstetter, der im Erstliga-Team in der vergangenen Saison noch mehr Gast als Mannschaftsmitglied war, rechnet Coach Stefan Chrtiansky in dieser Saison fest. "Wenn aus einer zweiten Mannschaft jedes Jahr ein, zwei Spieler hochkommen, fördert das die Identifikation mit den Zuschauern in Unterhaching", hofft Paduretu.

Eine Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts würde keinem mehr helfen, heißt es beim TSV

Die doppelte Heimat der transnationalen Kooperation aus Tirol und Bayern bleibt demnach auch in der zweiten Saison ein Thema - und zum Leidwesen der Alpenvolleys nicht nur beim Werben um Zuschauer. Denn während sich die Volleyball Bundesliga (VBL) mit dem Spielort Innsbruck für einen Teil der Heimspiele mittlerweile angefreundet hat, machte der europäische Volleyballverband CEV in der vergangenen Woche einen einigermaßen überraschenden Rückzieher und kippte seine offenbar getätigte Zusage für Innsbruck als Austragungsort. Als Verein mit deutscher Lizenz müssen die Alpenvolleys im CEV-Cup, in den sie Ende November in der dritten Runde einsteigen werden, in Deutschland spielen.

"Es waren zwei Bestätigungen von der CEV da, dass die Spiele in Innsbruck stattfinden können", betonte Robert Langwieser, Vizepräsident des TSV Unterhaching. Man habe sich dennoch nicht beschwert, es sei alles umgeplant worden und man befinde sich in der komfortablen Situation, dass die Sponsoren in Innsbruck keine Regressforderungen gestellt hätten. VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung äußerte sich in einem schriftlichen Statement deutlich unwirscher. Zwar habe er Verständnis für die CEV, die es offenbar vermeiden wolle, einen Präzedenzfall zu schaffen. Allerdings habe auch die Liga bei der CEV angefragt und eine Zusage für Innsbruck bekommen. "Die Verärgerung darüber, dass es jetzt doch nicht klappt, teilen wir als VBL", stellte Jung klar.

Die relativ gelassene Reaktion der Alpenvolleys hat mehrere Gründe. Zum einen erlaubte die VBL ihnen entgegen der eigentlichen Absprache, als Ausgleich die potenziellen Heimspiele im DVV-Pokal in Tirol auszutragen. Sollte die Mannschaft sportlich gut abschneiden, wäre das für den Standort Tirol also ebenfalls attraktiv. Zum anderen lautet das erklärte Ziel Champions League. Und im Falle einer sportlichen Qualifikationen wären die Alpenvolleys dann erneut vom guten Willen der CEV abhängig. Dass in der Champions League in Innsbruck gespielt werden dürfe, hält Manager Hannes Kronthaler für unwahrscheinlich. Die Halle in Unterhaching aber ist zu klein. "Wenn wir dann eine größere bräuchten, hat man in Bayern Probleme", sagt er. Und für jemanden, der vorhat, eine Ausnahmeregelung zu beantragen, empfiehlt sich seit jeher nicht nur im Volleyball: möglichst wenig Ärger machen.

"Eine Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts" helfe ohnehin niemandem, sagte Langwieser, und Kronthaler ergänzte: "Es gibt nichts, was nur einen Nachteil hat." Denn bei allem Ärger suchen die Alpenvolleys in Bayern ja nicht nur Fans, sondern auch nach wie vor Sponsoren. Ein Europapokalspiel ist nicht die schlechteste Werbung. Und so leistet die CEV womöglich aus Versehen Entwicklungshilfe.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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