Landtagswahl in Bayern:Wenn es Prominente in die Politik zieht

Immer wieder versuchen Bekannte aus Film und Fernsehen, einen Platz im Landtag zu ergattern. Doch nur wenigen gelingt das - und nicht immer machen sie dort gute Erfahrungen.

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Schlagabtausch bayerischer Spitzenkandidaten geplatzt

Quelle: dpa

Rechtsanwalt, Landwirt oder Verwaltungsbeamter. Die meisten Landtagsabgeordneten haben einen Beruf, der für einen Abgeordneten nicht verblüffend ist. Doch immer wieder erhalten Quereinsteiger ein Mandat, die zuvor durch andere Berufe bekannt geworden sind. Auch heuer gibt es Promis, die gewählt werden wollen. Andere haben das bereits geschafft. Ein Überblick:

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Alexander Hold

Alexander Hold

Quelle: Sebastian Kahnert/dpa

Die meisten Wähler dürften Alexander Hold nur in schwarzer Robe kennen, als milde Hand des Gesetzes in der nach ihm benannten Gerichtsshow. Dabei sitzt der 56-Jährige im realen Leben neben seiner juristischen Tätigkeit seit zehn Jahren für die Freien Wähler im Stadtrat seiner Heimatstadt Kempten und kandidierte, wenn auch aussichtslos, im vergangenen Jahr für das Amt des Bundespräsidenten. Jetzt will er für die Freien Wähler in den Landtag - und verlässt sich nicht auf den Promi-Bonus. "Als ich das erste Mal für den Stadtrat kandidiert habe, haben mich schon viele Menschen gewählt", sagt Hold, "aber nach sechs Jahren waren es noch einmal 70 Prozent mehr Stimmen." Die, so die These des Fernsehrichters, kamen von Wählern, die wegen Holds Bekanntheit erst mal skeptisch waren, sich dann aber überzeugen ließen. "Das war für mich ein Beleg, dass die Menschen am Ende doch genau hinschauen, ob jemand nur Entertainment macht oder arbeitet."

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Matthias Matuschik

2. Flussfestival Wolfratshausen 2015

Quelle: SZ

Eigentlich wollte Matthias Matuschik seinen Job bei Bayern 3 an den Nagel hängen und ab nach Panama. So steht es bis heute auf seiner Website. Dabei hat der Kabarettist und Moderator ein neues Ziel: den Landtag. Matuschik ist das prominente Gesicht der Liste "mut", die Claudia Stamm, die Ex-Grüne, gegründet hat. "Klar steckt da Kalkül dahinter", sagt er, "aber es ist ja nicht verkehrt, wenn sich bekannte Gesichter für etwas engagieren. Besser für Politik als für Cola oder Tütensuppe." Anfragen von Firmen hat der Radiomoderator, Spitzname "Matuschke", keine bekommen, wohl aber von anderen Parteien. Die Piraten hatten bei ihm angeklopft, ebenso die Grünen und die SPD. Stattdessen die Kandidatur bei einer Partei, die in den Umfragen trotz Promi-Bonus weit unter den für einen Einzug nötigen fünf Prozent liegt. Schlecht fürs Ego? "Nein", sagt Matuschik, "ich würde auch nicht von einer Watschen sprechen, wenn wir die Hürde nicht packen." Schon zwei Prozent würden "mut" eine Parteienfinanzierung bringen, als Polster für die Europawahlen. Ein möglicher Kandidat: Matthias Matuschik.

(Archivbild aus dem Jahr 2015: Flussfestival Wolfratshausen)

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Alex Dorow

Alex Dorow

Quelle: Günther Reger

"Ich habe den Wechsel nie bereut", sagt Alex Dorow. Klar, einfach sei es nicht gewesen, plötzlich "vom Beobachter zum Beobachteten" zu werden, aber am Ende doch "ein spannender Prozess". Beobachtet wurde Dorow freilich schon in den Jahren davor, als Moderator der BR-Rundschau - bis er mit Ende 40 den dringenden Wunsch verspürte, "etwas Neues zu machen". Bei der Landtagswahl 2008 kandidierte Dorow auf der oberbayerischen Wahlliste der CSU. "Es ist anzunehmen, dass man mich auch wegen meiner Bekanntheit gefragt hat", gibt er zu, "aber hätte ich das Gefühl gehabt, dass man mich nur benutzt, hätte ich es gelassen." Geholfen hat ihm die Bekanntheit nur zum Teil: Dorow verpasste den Einzug in den Landtag. Und als er vier Jahre später für einen ausgeschiedenen CSU-Abgeordneten nachrückte, musste er erst mal ganz unten anfangen: "Man wird einfach da reingesteckt, wo gerade Bedarf ist. In meinem Fall war das der Ausschuss für Sozialpolitik, wo ich mich überhaupt nicht auskannte." Nach seinem Wiedereinzug 2013 durfte sich Dorow die Ausschüsse selbst aussuchen. Und er kandidiert bei den kommenden Landtagswahlen zum dritten Mal.

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Helmut Markwort

Helmut Markwort

Quelle: picture alliance / Sven Hoppe/dp

Journalisten schaffen es immer wieder in den bayerischen Landtag. In diesem Jahr versucht es Helmut Markwort für die FDP. In Anlehnung an den Slogan "Fakten, Fakten, Fakten" für das Magazin Focus, das er jahrelang geleitet hat, fährt er mit einem "Faktomobil" durch Bayern. 1968 war Markwort in die FDP eingetreten, jetzt wollte er zunächst "gemütlich" auf der Landesliste kandidieren, schreibt er auf seiner Webseite. Doch der Kreisvorsitzende überredete ihn zu einem Direktmandat: "Sein Hauptargument: Meine Bekanntheit durch Focus und zehn Jahre Sonntags-Stammtisch im BR könnten der FDP zusätzliche Stimmen bringen."

(Archivbild aus dem Jahr 2011)

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Claudia Jung

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Quelle: Manfred Esser

Den Landtag hinter sich hat die Schlagersängerin Claudia Jung. Unter ihrem bürgerlichen Namen Ute Singer wurde sie 2008 für die Freien Wähler gewählt. Im Rückblick beschrieb sie ihre Zeit im Landtag kritisch: "Das Plenum ist nur zum Durchwinken da", sagte sie dem Schlagersender Goldstar TV. Angst habe sie vor allem vor abwertenden Zwischenrufen wie "Sing lieber!" gehabt - die seien aber ausgeblieben. Während ihrer Zeit im Landtag veröffentlichte sie weiterhin Schlageralben. Der andere schlagersingende Landtagsabgeordnete zwischen 2008 und 2013, Tobias Thalhammer (damals FDP, kandidiert heute für die CSU), grenzte sich einmal deutlich von ihr ab: Er sei kein Schlagersänger, der Politik mache, sondern "ein schlagersingender Politiker". Thalhammer ist unter dem Namen "Toby" mit Songs wie "Knuddelschnubbel" oder derzeit mit "Verliebt in Oberschlesien" unterwegs. Großes Aufsehen erregte Jung erst 2013. Im Zuge der Verwandtenaffäre musste sie eine Geldauflage zahlen, weil sie ihren Stiefsohn von ihrer Mitarbeiterpauschale bezahlt hatte. Im selben Jahr wurde sie nicht wiedergewählt und trat in der Folge bei den Freien Wählern aus. Sie ist allerdings weiterhin Kreisrätin.

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Barbara Rütting

Barbara Rütting gibt Mandat zurück

Quelle: Frank Leonhardt/dpa

Eine politische Karriere habe sie nie interessiert, sagt Barbara Rütting. Dennoch zog die damals 76-jährige Schauspielerin 2008 für die Grünen in den Landtag ein. Mit großen Vorsätzen, die bald an der politischen Realität scheiterten: "Die Jahre waren frustrierend, weil so gut wie jeder meiner Anträge abgelehnt wurde", sagt Rütting, die auch an der damaligen Grünen-Fraktion kein gutes Haar lässt: "Ich war nur als Stimmenfängerin vorgesehen. Sie waren entsetzt, als ich gewählt wurde, es fielen Sätze wie ,Die alte Schachtel soll die Klappe halten, in anderthalb Jahren haben wir die fertig gemacht'." Gedauert hat es am Ende sechs Jahre. Die Politik habe sie "krank gemacht", so Rütting, die ihr Mandat schließlich niederlegte. Heute setzt sie sich für die tierfreundliche "V-Partei" ein, bei der ihre Vorschläge (etwa für ein Gesetz zum Sterbefasten) Gehör finden.

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Leslie Mandoki

Leslie Mandoki in München, 2017

Quelle: Johannes Simon

Nichts hilft einer Partei so viel wie ein gutes Erkennungsmerkmal. Ein Schnauzbart, wie der von Musikerlegende Leslie Mandoki, kam für die CSU im Wahlkampf 2013 wie gerufen. Ilse Aigner und Edmund Stoiber überredeten den Produzenten zu einer Kandidatur. "Als bayerischer Patriot habe ich Ja gesagt", sagt Mandoki. Dabei wurde er in Ungarn geboren, kam 1975 nach Jahren der politischen Unterdrückung als Flüchtling nach Deutschland. Seine Unterstützung für die CSU sah er eher als Dienst am Land, denn als Dienst an der Partei. "Ich habe nie Wahlkampf gemacht, es gab auch keine Plakate mit mir", sagt Mandoki. Dementsprechend erleichtert war er, als er den Sprung in den Landtag verpasste: "Wäre ich gewählt worden, hätte ich die Verpflichtung angenommen, aber ich weiß nicht, ob es außer dem Wähler irgendjemandem gefallen hätte." Er sei eben kein Berufspolitiker, sondern ein Rebell - wie alle guten Künstler.

© SZ vom 15.9.2018/bica
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