Proteste:Aktivisten besetzen Kohlekraftwerk

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Aktivisten hängen an einer Anlage auf dem Gelände des Braunkohlekraftwerks Niederaußem. Mit ihrer Aktion wollen sie den Protest im Hambacher Forst unterstützen. (Foto: dpa)
  • Aktivisten haben das RWE-Kraftwerk Niederaußem besetzt. Die Braunkohlegegner sind auf mehrere Bagger geklettert und bekunden ihre Solidarität mit den Waldbesetzern im Hambacher Forst.
  • Seit Freitag räumt die Polizei dort den Wald. Der Konzern RWE will ihn abholzen, um Braunkohle abzubauen.
  • Einige hundert Demonstranten versuchen, an den Beamten vorbei in den Hambacher Forst zu gelangen.

Die Proteste gegen den Braunkohleabbau gehen weiter: Am Samstagmorgen kletterten mehrere Aktivisten auf Bagger des Kraftwerks Niederaußem, banden sich dort fest und hängten Banner auf. Das Kraftwerk wird vom RWE-Konzern betrieben, die Polizei zog dort Einsatzkräfte zusammen. Sie sprach von neun, die Braunkohlegegner von mehr als 20 Aktivisten in Niederaußem.

In einer Mitteilung schreiben die Aktivisten, dass ihre Aktion Solidarität mit Braunkohlegegnern zeigen soll, die den einige Kilometer entfernten Hambacher Forst besetzen. Auch dort geht es um RWE: Der Konzern will den Wald abholzen, um Braunkohle abzubauen. Seit Jahren besetzen Aktivisten das Gebiet und haben dort regelrechte "Siedlungen" aus Baumhäusern errichtet. Immer wieder gerieten Polizei und Braunkohlegegner in der Vergangenheit aneinander.

Aktivisten sollen sich in Erdlöchern verstecken

Am Samstag setzte die Polizei den dritten Tag in Folge die Räumung der Baumhäuser im Hambacher Forst fort. Seit dem Morgen läuft die Räumung einer weiteren Siedlung mit dem Namen "Gallien". Mitarbeiter des Bauordnungsamtes hatten die Aktivisten mit Lautsprechern aufgefordert, die Baumhäuser zu verlassen.

Am Freitag hatte die Polizei begonnen, die Baumhaussiedlung "Oaktown" im Hambacher Forst zu räumen. Zwei Häuser seien inzwischen leer, sagte der Polizeisprecher. Die Räumung von "Oaktown" zieht sich allerdings hin, da es Hinweise gebe, dass sich Aktivisten in Erdlöchern verschanzt hätten, hieß es. Einige Protestler sollen sich auch mit Betonklötzen und anderen Vorrichtungen gegen die Räumung wehren.

Auch unterirdische Gänge bereiten den Einsatzkräften Probleme. Nach einer Suche mit Hilfe einer Teleskopkamera spürte die Feuerwehr am Samstag zwei Aktivisten in einem mindestens fünf Meter tiefen Tunnel auf. In den Schacht sei zunächst Frischluft gepumpt worden, weil die Luftwerte sich verschlechterten, sagte eine Sprecher der Feuerwehr Kerpen. Zu den beiden Personen sei eine Mikrofonleitung gelegt werden. Wie lange die Bergung dauern würde, war zunächst unklar. Auch die Grubenwehr ehemaliger Zechen wurde zurate gezogen. Die Experten hätten die "Stollen" geprüft und für einsturzgefährdet erklärt, sagte der Sprecher. Solange unklar sei, ob es weitere Gänge gebe und dort Aktivisten versteckt seien, könne auch kein schweres Räumgerät eingesetzt werden.

Inzwischen versuchen mehrere hundert Demonstranten, die sich unter dem Motto "Aktion Unterholz" zunächst in Köln gesammelt und dann gemeinsam auf den Weg zum Hambacher Forst gemacht hatten, in das Waldgebiet zu kommen. Die Demonstranten haben sich offenbar aufgeteilt, um an verschiedenen Stellen die Polizei zu umgehen, die das Waldgebiet abriegelt.

© SZ.de/dpa/vd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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