ARD-Musikwettbewerb:Violasieg mit Béla Bártok

Diyang Mei ARD-Musikwettbewerb

Unmittelbarkeit, Phrasierungslogik, Intonationspräzision und rhythmische Stabilität: Diyang Mei.

(Foto: Daniel Delang)

Der Chinese Diyang Mei begeistert mit Klangreichtum

Von Harald Eggebrecht

Was für ein Unterschied zwischen Semifinale und Endrunde bei den Violaspielern: die sechs Halbfinalisten hatten zusammen mit dem hochverlässlichen Münchner Kammerorchester im Prinzregententheater die magere Wahl zwischen dem schmalbrüstigen Violakonzert von Franz Anton Hoffmeister oder dem deutlich interessanteren Konzert von Carl Stamitz. Wenigstens entschädigte Konstantia Gourzis Auftragskomposition "Evening at The Window" mit überraschenden Klangaspekten der Viola, eine Ballade aus "six views" für Solobratsche. Mancher Semifinalist rettete sich aber in Stückwerk, auch in partiturferne Klangmarotten. Nur bei Diyang Mei wurde das ganze Stück in seinen heftigen aber auch zutiefst sanften Facetten gleichsam sichtbar. Es ist von einem Chagall-Gemälde inspiriert.

Dagegen dann im Herkulessaal beim Finale das wahrlich anspruchsvolle, vielgestaltige Konzert von Béla Bártok und Paul Hindemiths nachdenklich vielschichtiges "Schwanendreher"-Konzert, beides mit dem BR-Symphonieorchester unter Joseph Bastian, da konnten die drei Finalisten wirklich virtuoses Können und Gestaltungsfantasie zeigen.

Wie schon in den Vorrunden beeindruckte besonders der 24-jährige Diyang Mei aus China, der hier in München bei Hariolf Schlichtig studiert. Die Unmittelbarkeit des Zugriffs, das immer spannungsgeladene Musizieren, die Logik der Phrasierung, die rhythmische Stabilität und die staunenswerte Intonationspräzision prägten alle Auftritte Meis von Bach, Paganini, Reger über Brahms bis zu Ligeti, Hindemith und zum Ende Bártok. Auch aus dem Stamitz-Konzert schlug er Funken, artikulierte kraftvoll und sicher. Dagegen konnte die Aufführung des Hoffmeister-Stücks bei allem Einsatz von Yucheng Shi nichts ausrichten. Auch die geradezu lässige Darbietung des Japaners Takehiro Konoe konnte Hoffmeisters Musik ihre Einfallsärmlichkeit nicht austreiben. Vom Semifinale bleibt noch die mit besonderem Klangfarbensinn begabte Japanerin Aoi Murase in Erinnerung, auch wenn sie es nicht ins Finale schaffte.

Konoe begann mit Hindemiths schwierigem, mal vergrübelten, dann wieder ironisch zupackendem, insgesamt erzählerischen Konzert. Doch der sonst so flotte junge Mann wirkte ein wenig ausgelaugt vom Wettbewerb. So blieb das Stück mehr absolviert als präsentiert. Das gelang Yucheng Shi entschieden besser mit Witz, Kontrastwechseln, edlen Kantilenen und blankgeputzter Virtuosität. Hindemiths Stück nahm vitale Gestalt an. Doch wie Diyang Mei Bártoks letztes, unvollendetes Werk mit enormer Ernsthaftigkeit anging und bei allem instrumentalem Engagement nie die Übersicht verlor, sondern die drei Sätze ungemein plastisch und in lyrischen Passagen tonschön darstellte, das löste beim Publikum helle Begeisterung aus. So erntete Mei dessen Preis, die Auszeichnung für die beste Aufführung des Gourzi-Stücks und den ersten Preis des Wettbewerbs. Yucheng Shi, auch aus China, erhielt den zweiten und Takehiro Konoe den dritten Preis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: