Protest:Aufregung über AfD-Veranstaltung in Herrsching

Weil der Kulturverein der Partei das Kurparkschlösschen am Dienstagabend überlässt, tritt die langjährige Vorsitzende zurück. Ein Schüler organisiert eine Gegendemonstration, er erwartet hunderte Teilnehmer.

Von Carolin Fries

Der Herrschinger Kulturverein hat das Kurparkschlösschen für eine Wahlkampfveranstaltung an diesem Dienstag an den AfD-Kreisverband vermietet - und damit reichlich Aufregung in der Ammersee-Gemeinde verursacht. Am Montagabend trat überraschend die Vorsitzende des Kulturvereins, Margit Metz, zurück. "Ich habe einen Fehler gemacht und ziehe die Konsequenzen", informierte sie am Montagabend die knapp 130 Vereinsmitglieder. Die 68-Jährige hat den Verein knapp zwölf Jahre lang geleitet.

"Es ist nicht nachvollziehbar, wie der Mietvertrag zustande kommen konnte", sagt Bürgermeister Christian Schiller (parteifrei). Der Gemeinderat habe bereits vor geraumer Zeit einen Beschluss gefasst, wonach gemeindeeigene Liegenschaften nicht für Veranstaltungen an politische Parteien vermietet werden dürfen. Der Kulturverein als Mieter des Kurparkschlösschens habe darüber hinaus sämtliche Freiheiten. Er betreibt das Haus als Veranstaltungsort und ist zur Sicherung des wirtschaftlichen Betriebs auch auf Vermietungen angewiesen. "Ich dachte, wir könnten die AfD gar nicht ablehnen", sagte Metz am Montag der SZ. Selbst die Stadt München habe erst nachbessern müssen, um die AfD aus dem Rathaus auszusperren. Inzwischen ist sie klüger. "Wir hätten einfach sagen können, wir wollen die hier nicht."

Herrsching Kurparkschlösschen

Das Kurparkschlösschen gehört der Gemeinde, der Verein betreibt es.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Fehler wurde dem Kulturverein erst bewusst, als durchsickerte, dass Herrschinger Bürger eine Gegendemonstration planten. "Wir wollen ein Zeichen gegen die von Hetze und Diskriminierung geprägte Politik der AfD setzen", sagt Organisator Adrian Fuchs. Der 20 Jahre alter Schüler hat die Anti-AfD-Demo am vergangenen Dienstag im Landratsamt für 50 bis 800 Teilnehmer angemeldet. "Die Jugend in Herrsching ist gut organisiert. Als wir die Veranstaltungsankündigung gesehen haben, haben wir gleich überlegt, was wir machen können." Am gleichen Tag kündigte der Kulturverein der AfD den Mietvertrag per E-Mail und Einschreiben mit der Begründung, dass man nicht an politische Parteien vermiete. "Doch es war nicht mehr möglich, das zu stoppen", sagt Metz. Die AfD kündigte eine Klage und Schadensersatzforderungen an.

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Hebner aus Dießen spricht von einer "bodenlosen Frechheit". Im Kurparkschlösschen hätten schon diverse Veranstaltungen von Parteien stattgefunden. Er hat am Montagnachmittag eine einstweilige Verfügung am Amtsgericht in Starnberg abgeholt, wonach die Kündigung seitens des Vereins nicht wirksam ist. "Wir werden das durchziehen", sagte Hebner, der vom Kulturverein jetzt noch die Gerichts- und Anwaltskosten einklagen will. Die Veranstaltung der AfD ist auf 100 Teilnehmer begrenzt, weshalb eine Anmeldung erforderlich war. Die Gegendemonstranten um Adrian Fuchs rechnen mit mehreren Hundert Unterstützern, sie haben über Facebook geworben. "Wir wollen ganz klar Flagge zeigen."

Herrsching Ausstellung Pein

Margit Metz leitet den Kulturverein seit fast zwölf Jahren. "Eine wunderbare Zeit", wie sie sagt. Jetzt tritt sie zurück, weil sie einen Fehler gemacht hat.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Polizei in Herrsching hat bereits unterstützende Einsatzkräfte beim Polizeipräsidium angefordert, obwohl Einsatzleiter Thomas Müller nicht mit Ausschreitungen rechnet. "Wir gehen von einer friedlichen Veranstaltung mit Plakaten, Trillerpfeifen und Megafonen aus", sagte er. Dennoch sei das Personal womöglich knapp, weil am gleichen Abend im Landkreis Fürstenfeldbruck der AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen spricht. Auch dort ist eine Gegendemonstration geplant.

Im Landkreis Starnberg haben Bürger zuletzt im Mai 2017 gegen die AfD mobil gemacht. Damals trat der damalige Landeschef aus Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, in einer Gilchinger Wirtschaft auf. Auch hier waren es insbesondere Schüler des örtlichen Gymnasiums, die auf die Straße gingen.

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