Sportpolitik:"Die lachen sich tot"

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Die Welt-Anti-Doping-Agentur will ihren russischen Ableger begnadigen. Doch dieses Vorhaben stößt weltweit auf harsche Kritik. Auch, weil in der Schweiz gegen Hacker-Angriffe aus Russland auf die Wada-Zentrale ermittelt wird.

Noch ist die russische Anti- Doping-Agentur Rusada suspendiert wegen ihrer Verstrickung in Russlands Staatsdoping-Affäre. Doch die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hat nun die Aufhebung des Banns empfohlen, und die Empörung bei Athleten und Funktionären ist gewaltig. US-Dopingjäger Travis Tygart sagte der SZ: "Russland führt die Wada erneut vor und lacht sich tot dabei."

Tygart versteht auch nicht, warum "die Wada und das Internationale Olympische Komitee die Wiedereingliederung nicht an ein Ende der Bedrohung von Whistleblowern und der Cyber-Attacken" auf Wada-Zentren knüpfen. Damit bezieht er sich auf neue Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen zwei Russen wegen Hacker-Angriffen auf den Wada-Sitz in Lausanne. Dabei soll es sich um dieselben Spione handeln, die auch schon den Schweizer Nachrichtendienst beschäftigten, bestätigte die Berner Bundesbehörde.

Die Nationale Anti-Doping Agentur Nada nennt eine Wiederaufnahme der Rusada "nicht akzeptabel". Die ehemalige Kanutin Silke Kassner, Vize-Vorsitzende der Athletenkommission und Aufsichtsrätin der Nada, sagte: "Wir erwarten, dass die Wada ihre Kriterien nicht aufweicht." Scharfe Kritik kam auch aus England. In einem Brief an Wada-Präsident Craig Reedie protestierten britische Athleten, der angekündigte Schritt wäre "eine Katastrophe für den sauberen Sport". Kanada und die USA unterzeichneten das Schreiben.

Am Freitag hatte der Compliance-Prüfausschuss der Wada empfohlen, die Rusada dürfe nach drei Jahren auf die Aufhebung der Sperre hoffen. Die Wada-Exekutive wird sich damit am Donnerstag bei ihrer Sitzung auf den Seychellen befassen. Laut Wada sieht ihr Compliance-Gremium die letzten offenen Kriterien als von der Rusada erfüllt an: Das russische Sportministerium habe die im Zuge des Dopingskandals identifizierten Probleme anerkannt; zudem sei Russland bereit, unabhängigen Experten Zugang zum Moskauer Labor samt Daten und Proben zu gewähren. Kritiker entgegnen, belastendes Material dort sei längst beiseite geräumt.

© SZ vom 18.09.2018 / SZ, sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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