Erdwärme:Comeback der Geothermie angekündigt

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Großer Widerstand: Die Planungen für eine Geothermieanlage stießen in Puchheim auf viel Ablehnung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Daldrup AG will in zwei bis fünf Jahren in Puchheim ihre Anlage doch noch verwirklichen - ohne die Stadt, aber mit Unterstützung privater Investoren. Die Bürgerinitiative kündigt Widerstand an

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Firma Daldrup hält an dem Geothermie-Projekt in Puchheim fest. In ein paar Jahren werde man einen neuen Anlauf machen, gemeinsam mit privaten Investoren, erklärte der Pressesprecher des Unternehmens. Eine Kooperation der Daldrup AG und der Kommune hatten die Puchheimer per Bürgerentscheid im Juli mit fast einer Dreiviertel-Mehrheit gestoppt. "Wir werden weiter gegen eine solche Anlage kämpfen, egal, wer sie bauen will", kündigte Michael Peukert von der Bürgerinitiative an.

Die Daldrup AG habe das Projekt "auf der Zeitachse zwischen zwei und fünf Jahre nach hinten geschoben". Man wolle zuerst eine Anlage in der Gemeinde Neuried in Baden-Württemberg verwirklichen, sagte der Pressesprecher am Dienstag. Anschließend werde man das Puchheimer Vorhaben noch einmal angehen, ohne die Stadt. Im Unternehmen setzt man darauf, dass sich in der Zwischenzeit "die energiepolitische Landschaft" ändert und damit auch die Voraussetzungen in Puchheim.

Bis dahin hat Daldrup Zeit, weitere Investoren zu finden. "Wirtschaftlich ist es auf jeden Fall sinnvoll", betonte der Pressesprecher. Die Bürgerinitiative hatte in der Diskussion vor dem Plebiszit darauf gepocht, dass die Anlage sich für Daldrup nur rentiere, weil die Stadt sich mit fünf Millionen Euro beteiligt. Außerdem muss Daldrup über den Claim verfügen. Den haben bislang die Stadt und die Geysir Europe GmbH, eine Tochter der Daldrup & Söhne AG, gemeinsam. Der Bürgerentscheid verpflichtet die Kommune, alles zu tun, um Geothermie zu verhindern. Die Bürgerinitiative fordert deshalb von der Stadt, den Claim so lange wie möglich zu behalten, um eine Bohrung zu verhindern. Diese bergrechtliche Erlaubnis läuft am 31. Juli 2019 aus. Im bayerischen Wirtschaftsministerium sieht man derzeit keinen Grund, Stadt und Firma den Claim vorher zu entziehen. Die Kommune könnte auf ihren Anspruch verzichten, dann wäre Geysir Europe der Alleininhaber, sagte ein Sprecher. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) will einen solchen Antrag nicht stellen. "Wir lassen die Zeit verstreichen", sagte er der SZ.

Die Bürgerinitiative möchte außerdem, dass der Stadtrat den Flächennutzungsplan, in dem das Kraftwerk eingetragen ist, wieder ändert. Davon hält Seidl wenig. Daldrup werde sich einen anderen Standort suchen, weiter weg von der Wohnbebauung. Und einen Planung, die Geothermie im ganzen Stadtgebiet verbietet, wäre unzulässig.

Der Bürgerentscheid bindet den Stadtrat nur ein Jahr lang, allerdings haben Vertreter mehrerer Fraktionen versichert, Geothermie sei für sie mittelfristig kein Thema. "Für mich als Bürgermeister ist klar, dass die Bürger kein Vertrauen in die Technik haben, deswegen ist es nicht sinnvoll weiterzumachen", sagt Seidl. Allenfalls wenn ein Projekt in einer anderen Landkreis-Kommune sowie die Anlage in Poing einige Zeit mit Erfolg laufe, ließe sich das Vertrauen wieder herstellen. Die Mikrobeben in Poing hatten die Puchheimer im vergangenen Herbst alarmiert.

Für Daldrup ist indes nicht nur Puchheim, sondern auch Neuried ein schwieriges Pflaster. Die badische Kommune hatte sich zunächst an einer Fördergesellschaft beteiligt, dann hatte der Gemeinderat den Rückzug angetreten. In Sachen Kommunikation und Transparenz sei es in der Vergangenheit nicht so gelaufen, wie man das erhofft habe, hieß es aus dem Rathaus. Und auch am Oberrheingraben gibt es eine Bürgerinitiative gegen Geothermie.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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