Ärger um Bauprojekt:Anwohner am Vogelgarten sind verstimmt

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Die VR-Bank plant 35 Wohnungen auf 4000 Quadratmetern, die Nachbarn fürchten den Verkehr und den Schatten der Häuser

Von Horst Kramer, Altomünster

Ein Neubaugebiet der Volksbank Raiffeisenbank im Herzen Altomünsters erhitzt die Gemüter. Das Finanzinstitut überarbeitet nun die umstrittenen Pläne. Seit Monaten schon gärt es am Vogelgarten, einer kleinen Stichstraße östlich des Klostergeländes. Dort liegt ein rund 4000 Quadratmeter großes Baugebiet. Auf dem Gelände stand früher einmal eine Gärtnerei. Die Volksbank Raiffeisenbank Dachau plant dort eine kleine Siedlung, von der die Anwohner befürchten, das sie ihr Leben von Grund auf verändert.

Auf einer Versammlung im Altomünsterer Rathaus, zu dem Bürgermeister Anton Kerle (CSU) im Juli eingeladen hatte, stellte das Finanzinstitut ihr Konzept vor. Angedacht sind zweigeschossige Häuser mit Dach, in denen insgesamt 35 Wohnungen und eine Tiefgarage mit 50 Stellplätzen untergebracht werden sollen. Die VR-Bank wolle "bezahlbaren Wohnraum schaffen", erklärt sie. Doch die Anwohner sind wenig begeistert von den Plänen.

Einige monierten, dass das jetzige Konzept früheren Planungen widerspreche: So sollten 2015 und 2016 eine kleine Eigenheimsiedlung mit fünf bis sechs Einfamilienhäusern am Vogelgarten entstehen. Doch der damalige Bauherr verlor anscheinend das Interesse an dem Projekt, die Bank sprang ein und setzte auf eine dichtere Bebauung. Übrigens ganz im Sinne von Bürgermeister Kerle. "Normalverdiener können sich ein Eigenheim bei den Grundstückspreisen in unserer Region gar nicht mehr leisten", sagte Kerle. Doch auch diese Menschen benötigen Wohnungen, "zum Beispiel Erzieherinnen für unsere Kindergärten oder Mitarbeiter im Rathaus." Ein Argument, das die künftigen Nachbarn durchaus nachvollziehen können.

Das Problem ist für sie jedoch die Umsetzung, vor allem den Straßenverkehr, der durch 70 bis 80 neue Einwohner entsteht. "Unsere Straße ist sowieso schon sehr eng. Durch parkende Autos und den zusätzlichen Verkehr sind Gefahrensituationen programmiert", fürchtet Markus Zieglwallner, der gegenüber der ehemaligen Gärtnerei wohnt. So gibt es in der kleinen Straße keinen Bürgersteig. Andere Anwohner haben Angst, dass die Wohnqualität leidet. Rainer Fuhrmann von der Leopold-Schweiger-Straße hat sich ausgerechnet, dass ihm die neuen Nachbarn direkt in den Garten schauen könnten. Außerdem fürchtet er, dass die neuen Häuser mit einer Firsthöhe von 12,50 Meter ihm die Sonne wegnehmen könnten. "Solch hohe Bauten an herausgehobener Stelle passen nicht zu Altomünster", klagt er.

Thomas Jocham aus Arnbach sorgt sich indes generell um die Entwicklung Altomünsters: "Ich bin mit meiner Familie hierher gezogen, weil ich im ländlichen Raum leben wollte." Jetzt befürchtet er eine Verstädterung der Marktgemeinde. Das neue Baugebiet könne zum "Präzedenzfall" für die Kommune werden. Eine Idee, die Bürgermeister Anton Kerle gar nicht abstreitet: "Wir kommen angesichts des Bevölkerungsdrucks im Großraum München gar nicht umhin, Baulücken mit Mehrgeschosswohnungen zu schließen."

Ebenfalls skeptisch scheint die Brauerei Kapplerbräu den Planungen gegenüber zu stehen. Sie war auf der Anwohnerversammlung durch einen Anwalt vertreten, dem es unter anderem um Emissionsfragen ging. Kerle verweist auf die bestehenden Genehmigungen, an denen sich durch das Baugebiet nichts ändere.

Einige Bürger warfen Kerle eine zu große Nähe zur VR-Bank vor. Bis zu seiner Wahl arbeitete der Bürgermeister in führender Position für das Dachauer Geldinstitut. Doch Kerle wies das zurück: "Ich habe mich mein Leben lang immer an die Complianceregeln gehalten!" Er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass ihm ein regionaler Bauherr lieber ist als ein externer Entwickler: "Ein anderer Bauträger würde vermutlich ganz anders vorgehen."

Die Dachauer Bank will sich nun auf die Kritiker zubewegen. "Aufgrund von Einwänden der Nachbarn wird die Planung überarbeitet und zu gegebener Zeit erneut vorgelegt", heißt es in einer Mitteilung. Kerle jedenfalls würde es bedauern, wenn die Geschosswohnungspläne aufgegeben würden. "Wir stehen immer noch ganz am Anfang des (...) Verfahrens." Er hofft, das Vorhaben noch im Herbst dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit vorlegen zu können.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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