DFB:Grindels Plan

Ein Bekenntnis oder ein Last-Minute-Schachzug? Kurz vor der EM-Vergabe will der Fußball-Verband eine "Menschenrechtsstrategie" in seiner Satzung verankern. Ob das die Uefa-Exekutive, die das Turnier vergibt, tatsächlich beeindruckt?

Bekenntnis oder Last-Minute-Schachzug? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird als einer der ersten Nationalverbände eine "Menschenrechtsstrategie" in seine Satzung aufnehmen. Das teilte der Verband am Montag mit. Den Anstoß dazu gab die Bewerbung um die Fußball-EM 2024, für die von der Europäischen Fußball-Union Uefa spezifische Menschenrechtsanforderungen gestellt worden waren. Bei der Vergabe des Turniers an diesem Donnerstag in Nyon konkurriert der DFB mit der Türkei. Die Uefa hatte in ihrem Prüfbericht jüngst das "Fehlen eines Aktionsplans in Sachen Menschenrechte" in der Bewerbung des türkischen Verbands TFF als "problematisch" eingestuft.

"Im DFB und in seinen rund 25 000 Vereinen werden jeden Tag Werte wie Respekt, Vielfalt, Fair Play und Solidarität gelebt", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Wir wollen in Zukunft weiterhin und verstärkt unseren Beitrag zur Achtung und Förderung der Menschenrechte leisten, wie wir es beispielsweise während der Weltmeisterschaft in Russland durch zahlreiche Begegnungen mit engagierten Menschen getan haben." Die Strategie soll mit internen und externen Experten erarbeitet, 2019 veröffentlicht und dann auf dem nächsten DFB-Bundestag in die Satzung aufgenommen werden.

Inwieweit das pünktlich zur EM-Entscheidung verkündete Vorhaben die 18-köpfige Uefa-Exekutive beeindruckt, die das Turnier vergibt, ist jedoch offen. Präsident Aleksander Ceferin vermied es im ZDF, über die politische Situation in der Türkei zu sprechen: "Das Einzige, was ich dazu sage, ist, dass wir das natürlich im Auge haben und die Bewerbung ganz genau überprüfen", sagte der Slowene. Entscheidend seien letztlich wirtschaftliche Erwägungen. "Für die Entwicklung des Fußballs und für die Uefa ist es sehr wichtig, so viel wie möglich mit dem Turnier zu verdienen, um das Geld dann an alle Verbände in Europa zu verteilen."

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