Naturkatastrophe:Hunderte Tote bei Erdbeben und Tsunami in Indonesien

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Nach dem Erdbeben werden Patienten dieses Krankenhauses in Palu im Freien behandelt. (Foto: AFP)
  • Ein Tsunami hat die Stadt Palu in Indonesien getroffen.
  • Die Rede war zunächst von "vielen Opfern", inzwischen spricht die Regierung von "mindestens 384 Toten". Vor der Flutwelle erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,4 die Region.
  • Schon 2004 hatte ein Tsunami in Indonesien für schwerste Verwüstungen gesorgt.

Von Arne Perras, Singapur

Viele Bewohner von Palu hatten sich nach der Tsunami-Warnung auf das Parkdeck der "Grand Mall" geflüchtet, es gibt eine wackelige Handy-Aufnahme von dort oben, die eingefangen hat, wie die große Welle vom Meer aus auf das Ufer zuläuft und dann alles mitreißt, was der bis zu drei Meter hohen Flut nicht standhalten kann.

Die große Moschee von Palu bleibt stehen, doch das Dach samt seiner leuchtenden grünen Kuppel ist zu diesem Zeitpunkt längst eingebrochen, weil kurz zuvor ein Erbeben der Stärke 7,4 die Region erschütterte.

Rettungsarbeiten sind kompliziert

Dieses Beben vor der Küste der Insel Sulawesi hatte gegen 18 Uhr Ortszeit die tödliche Flutwelle ausgelöst. Das Epizentrum lag in etwa 10 Kilometer Tiefe und 80 Kilometer nördlich der Stadt Palu. Die Behörden hatten zunächst eine Tsunami-Warnung ausgegeben, später aber wieder zurückgezogen.

Verwirrende Nachrichten, die auch mit den speziellen geographischen und geologischen Gegebenheiten zusammenhängen, die es Experten offenbar schwer machten, die genauen Folgen des Bebens abzuschätzen. Normalerweise entstehen Tsunamis bei stärkeren vertikalen Bewegungen während eines Bebens, in diesem Falle war offenbar eher mit Verschiebungen in horizontaler Richtung zu rechnen.

Dennoch traf eine große Welle die Stadt Palu. "Dies kam definitiv überraschend", sagte der Geophysiker Baptiste Gombert von der Universität Oxford im Gespräch mit "National Geographic".

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Am Morgen danach ist immer noch ungewiss, wie viele Menschen durch die Katastrophe gestorben sind. Die Regierung spricht derzeit von mindestens 384 Toten.

Zunächst gab es nur kleine Ausschnitte, die eine Ahnung von dem Grauen vermittelten, im Krankenhaus von Palu zählte der Direktor mindestens 30 Leichen, die er gesehen habe, es galt als sehr wahrscheinlich, dass die Zahlen im Laufe des Tages noch steigen würden. Vor der Klinik lagerten dutzende Verletzte im Freien und erhofften Hilfe.

Im TV-Sender Metro beschreibt eine Zeugin namens Wantry die verzweifelte Lage: "Viele Leute warten am Airport auf Unterstützung, viele Verletzte haben noch keine Hilfe, sie wollen alle weg aus Palu, aber noch gibt es kein Flugzeug, die Straße ist auch kaputt und gesperrt. "

Die Rettungsarbeiten sind kompliziert, weil die Landebahn des Flughafens von Palu durch das Beben teils beschädigt ist und vorerst geschlossen blieb. Der Staat schickte Helikopter in das Katastrophengebiet, der koordinierende Minister Wiranto hatte Freitagnacht eine Krisensitzung einberufen, die Regierung prüft, ob nicht zumindest Hercules-Transportflugzeuge auf den noch intakten 2000 Metern des Flughafens von Palu landen könnten, um Rettungsmaterial und Medizin einzufliegen. "Der Lufttransport ist nun ganz entscheidend und wichtig", sagte Wiranto, nur auf diesem Wege könne es gelingen, schnelle Hilfe für die Betroffenen zu leisten.

Erneut hat es also Indonesien getroffen

Palu ist die Hauptstadt der Provinz Zentralsulawesi und hat etwa 350 000 Einwohner, dort hat die Flut nun auch eine große Brücke mit gelben Rundbögen überspült und zerstört. Aus dem Bezirk Donggala gibt es Videoaufnahmen von ähnlich schweren Verwüstungen.

Wieder hat es also Indonesien getroffen, das schon beim verheerenden Tsunami 2004 die meisten Todesopfer zu beklagen hatte. Damals hatte ein Beben der Stärke 9,3 die Flut ausgelöst. Der Inselstaat Indonesien mit 250 Millionen Einwohnern liegt am so genannten "Pazifischen Feuerring", wo besonders viele Vulkane aktiv sind und es immer wieder große Erdbeben gibt, was auch die Gefahr von Tsunamis mit sich bringt.

Seit dem Jahr 2004 sind die Bewohner der Region besser vorbereitet, es gibt Notfallpläne und genaue Anweisungen, sich umgehend auf höher liegende Plätze zu flüchten, wenn ein solcher Alarm kommt. Damals war das noch ganz anders, alle schienen ahnungslos, auch in den Touristenzentren von Thailand, wo es tausende westliche Touristen traf.

Die betroffenen Länder - Sri Lanka, Thailand und vor allem Indonesien - hatten keine Vorsorge getroffen für den Fall einer so großen Katastrophe, und so starben am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 nahezu 230000 Menschen in der gewaltigen Flut, vor allem in Aceh, im Norden Sumatras. Die nun getroffene Insel Sulawesi, die auf der Karte durch ihre spinnenförmigen Umrisse leicht zu erkennen ist, liegt mehr als 2000 Kilometer weiter östlich.

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