Kommentar:Alles, was recht ist

Die Podiumsdiskussionen mit den Landtagskandidaten zeigen, dass die Wohnungskrise das drängendste Problem in der Region ist. Nur einer hat das nicht verstanden

Von Lars Brunckhorst

Mehr als 800 Teilnehmer und Tausende Zuschauer bei den Livestreams - die beiden Diskussionsrunden von Volkshochschulen, Süddeutscher Zeitung und Münchner Merkur in Unterschleißheim und Taufkirchen zur Landtagswahl haben ein großes Echo gefunden. Und sie haben gezeigt: Die Menschen sind weder politikmüde noch sind sie auf jenes Thema fokussiert, das seit Monaten die öffentlichen Debatten beherrscht und vor allem einer Partei in die Hände spielt - die Flüchtlingspolitik.

Zu dem Dauerthema gab es in beiden Runden so gut wie keine Fragen aus dem Publikum. Statt dessen interessieren sich die Wähler für die Lösung der wirklichen Probleme im Großraum München: den Verkehrsinfarkt, die Landschaftszerstörung und - ganz besonders - die Wohnungskrise. Wo und wie sollen wir jetzt und in Zukunft angesichts horrend steigender Immobilienpreise und Mieten leben? Das fragen sich alle, die nicht Spitzenverdiener oder Millionenerben sind. In Unterschleißheim hatten am Montagabend einige Kandidaten darauf durchaus probate Antworten - nur einer verstand die Sorge offenkundig nicht.

Auf das Plädoyer der Grünen Claudia Köhler für eine sozialgerechte Bodennutzung - also die Teilhabe der Gemeinschaft an privaten Spekulationsgewinnen - sprach Nikolaus Kraus von Kommunismus. Das ist ebensolcher Unsinn wie der Vorschlag seiner Kollegin Ilse Ertl vor zwei Wochen in Taufkirchen, wer hier keine bezahlbare Wohnung finde, solle doch nach Wunsiedel ziehen. Beiden sei ein Blick in die Bayerische Verfassung empfohlen. Dort steht im Artikel 106: "Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung." In Artikel 161 heißt es überdies: "Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen." Es ist nicht bekannt, dass die Verfassung von Kommunisten geschrieben wurde.

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