Au:Aus dem Leben einer starken Frau

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24 Schülerinnen der Theresia-Gerhardinger-Mädchenrealschule setzen der Gründerin ein Denkmal: Sie schreiben ein Buch über die Ordensfrau. Bei dem Projekt unterstützt sie die Schriftstellerin Carola Kupfer

Von Dirk Wagner, Au

Gerade mal drei Tage lebte die Ordensschwester Theresia Gerhardinger im Dezember 1839 in dem Haus am Mariahilfplatz. Trotzdem preist eine große Tafel an der Hauswand dieses Ereignis. Ein Haus weiter, am Mariahilfplatz 13, ist sogar die katholische Mädchenrealschule nach der Gründerin der Ordensgemeinschaft Arme Schulschwestern von Unserer Lieben Frau benannt. Immerhin hatte Gerhardinger hier gewirkt und sich unter anderem für die Schulbildung von Mädchen eingesetzt. Ein weiteres Denkmal setzt ihr darum nun eine Schulklasse jener Realschule in der Au. In einem Buch, das die 24 Schülerinnen bis Ende Februar fertigstellen, erlebt ein Mädchen die Au zu Lebzeiten von Gerhardinger.

Teamwork: Die Schülerinnen Emma, Helena und Hanna (von links) schreiben mit Hilfe von Carola Kupfer ein Buch über die Ordensschwester und Schulgründerin Theresia Gerhardinger. (Foto: Robert Haas)

Womit das Buch, das die Schülerinnen im Rahmen eines von der Regensburger Schriftstellerin Carola Kupfer unterstützten Schulprojekts gemeinsam schreiben, keine Biografie der Ordensschwester ist. Ihr Wirken und die historischen Umstände bilden nur die Kulisse einer Geschichte, die ein wenig Liebesgeschichte und ein wenig Krimi sein soll. Trotzdem will solche Kulisse gut recherchiert sein, weswegen die Schülerinnen auch die Schwestern der benachbarten Ordensgemeinschaft befragen. Für den Krimigehalt wollen sie zudem eine Polizeistation besuchen, um im Archiv zu prüfen, wie so ein Polizeiapparat zur Zeit Gerhardingers aussah.

Seit 2009 unterstützt die in Regensburg lebende Schriftstellerin Carola Kupfer solche Buchprojekte, wie sie es nennt, bei denen Schüler einen Plot ersinnen und diesen dann als Erzählung ausarbeiten. (Foto: Robert Haas)

Stets wagen die Schülerinnen dabei einen Vergleich mit der Zeit, in der sie selbst leben. Vor allem, wenn es um Fragen geht, die die soziale Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft betreffen. Etwa, dass Frauen immer noch weniger für die gleiche Arbeit verdienen als Männer. Eine der beiden Lehrerinnen, die das Projekt begleiten, weist darauf hin, dass Geschichte zumeist als Geschichte der Männer erzählt wird. Auch darauf wollen die jungen Autorinnen nun mit ihrer Erzählung reagieren, die das Leben von Frauen in der Geschichte berücksichtigt.

Seit 2009 unterstützt die in Regensburg lebende Schriftstellerin Carola Kupfer solche Buchprojekte, wie sie es nennt, bei denen Schüler einen Plot ersinnen und diesen dann als Erzählung ausarbeiten. Das verlangt Kompromissfreudigkeit und Teamwork. Beides wird im Buchprojekt trainiert. Zumal beispielsweise die Schülerinnen der Theresia Gerhardinger-Realschule den gemeinsam abgestimmten Handlungsfaden nun in acht Kleingruppen parallel schreiben. Jede Gruppe schreibt dabei eines von acht Kapiteln. "Da muss man sich schon darüber verständigen, ob jemand in der Erzählung grüne oder blaue Augen hat", sagt Kupfer. Zum ersten Mal findet das Projekt in München statt. Das Ergebnis wird das 26. von Schülern geschriebene Buch sein, das der Verleger Wolfgang Schröck-Schmidt in seiner Edition veröffentlicht. Kupfer hatte ihn 2010 dafür gewinnen können. Mittlerweile wurde das gut kalkulierte Projekt schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Begeistert erinnert Schröck-Schmidt dabei an Situationen wie die, als ein Hauptschüler einmal stellvertretend für seine Klasse einen Preis in Stuttgart entgegennahm und dabei ausrief: "Schaut her, Gymnasiasten. Wir können auch was!"

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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