Deutsche Buchpreis:Eine Auszeichnung und was sie bedeutet

German Book Prize 2018

Die Schriftstellerin Inger-Maria Mahlke, geboren 1977 in Hamburg, wurde mit ihrem Debüt "Silberfischchen" bekannt. Den Deutschen Buchpreis bekommt sie nun für ihren vierten Roman.

(Foto: Getty Images)
  • Die Schriftstellerin Inger-Maria Mahlke ist für ihren Roman "Archipel" mit dem Deutschen Buchpreis 2018 ausgezeichnet worden.
  • Das im Rowohlt-Verlag erschienene Werk spielt auf Teneriffa und zeichnet ein Sittengemälde dreier kanarischer Familien von 1919 bis heute.
  • Der Deutsche Buchpreis soll der Preis sein, der verbindet, was sich oft ausschließt: Verkaufserfolg und literarische Qualität. Es ist ihm oft genug gelungen.

Von Felix Stephan

Der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an die Autorin Inger-Maria Mahlke und ihren Roman "Archipel". Der Roman erzählt die Geschichte der Insel Teneriffa zwischen 1919 und 2015 am Beispiel einer Familie, in der sich der langsame, stete Verfall sowohl der spanischen Insel als auch des ganzen Landes spiegelt. Bemerkenswert ist die dramaturgische Struktur des Romans: Mahlke erzählt die Geschichte chronologisch rückwärts.

Bemerkenswert war nun aber auch ihre Dankesrede, die sie vor allem der ehemaligen Rowohlt-Verlegerin Barbara Laugwitz widmete. Laugwitz wurde kürzlich entlassen, wogegen zahlreiche Autoren des Verlags Protest einlegten. Unter den großen deutschen Literaturpreisen ist der Deutsche Buchpreis zwar der jüngste, es ist aber auch der Preis, der die höchsten Verkaufszahlen mit sich bringt.

Anders als Frankreich und England die mit dem Prix Goncourt und dem Booker Prize jeweils ausdrücklich den besten Roman der Saison auszeichnen, ist die Preislandschaft in Deutschland fragmentierter. Der Georg-Büchner-Preis zum Beispiel gilt als renommierteste Auszeichnung, wird aber nicht für einzelne Bücher, sondern für Gesamtwerke verliehen, und kann deshalb auch an Autoren und Autorinnen gehen, deren wichtigste Arbeiten schon ein paar Buchhandelszyklen zurückliegen.

Preise mit verschiedenen Schwerpunkten

Zahlreiche andere Preise geben sich selbst Schwerpunkte, um ihre Entscheidungen nachvollziehbarer zu machen, und zeichnen etwa Romane über den Osten aus, das beste Nature Writing oder Debüts. Den Realitäten der literarischen Produktion gegenüber ist das sicher der gemäßere Ansatz. Als Kaufanreiz aber funktioniert Komplexitätsanhäufung erstens nur im Kunstmarkt und zweitens auch dort eigentlich vor allem als Behauptung.

Der Buchmarkt verhält sich in dieser Hinsicht eher wie das Silicon Valley: Das meiste Geld fließt jenen Unternehmen zu, die ohnehin schon führend sind, und die, sobald der Wert des Unternehmens die Milliarden-Dollar-Grenze überschritten hat, den schönen Namen "Einhorn" verliehen bekommen. Auch im deutschen Buchhandel sind Einhörner im Grunde gern gesehen, weil Bücher mit Einhörnern tendenziell häufiger gekauft werden als Bücher ohne. Der Deutsche Buchpreis soll der Preis sein, der verbindet, was sich oft ausschließt: Verkaufserfolg und literarische Qualität. Es ist ihm oft genug gelungen.

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Inger-Maria Mahlke - 'Archipel'

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Inger-Maria Mahlkes Teneriffa-Roman "Archipel" zeugt von der Sprachkraft seiner Autorin. Aber er leidet daran, dass er beides zugleich sein will: Die Geschichte zweier Familien und die Chronik einer Insel.

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