Unfälle mit Rasenmähern:Gefahr im Gras

Lesezeit: 2 min

  • Verletzungen mit dem Rasenmäher sind eine ernste Gefahr für Kleingärtner.
  • Amerikanische Forscher haben 50 000 solcher Unfälle ausgewertet.
  • Sie stellten fest, auch nach Jahren der Warnungen sinkt die Zahl der entsprechenden Verletzungen nicht.

Von Werner Bartens

Die "gmahde Wiesn" ist die wohl beliebteste Vorstellung des Bayern von der Welt. Schließlich ist damit nicht nur ein botanisches Paradies auf Erden gemeint, in dem der Rasen die Form einer Kurzhaardackelfrisur aufweist, sondern auch ein einfach zu erreichendes Ziel, leichtes Spiel eben.

Jetzt, da die letzte Mahd ansteht, bevor der Rasen mehrere Monate seine Länge beibehält, gilt es jedoch, traurige Bilanz zu ziehen: Nach wie vor stellen Verletzungen mit dem Rasenmäher eine große Gefahr für Kleingärtner dar. Entsprechende Notfälle werden auch nach Jahren der Warnungen nicht weniger.

Bei jeder fünften Verletzung droht die Amputation

Gerade haben Notärzte und Chirurgen aus Baltimore mehr als 50 000 Unfälle mit dem Rasenmäher ausgewertet. Im Fachmagazin Public Health Reports zeigen sie, dass Schnittwunden fast die Hälfte der Verletzungen ausmachten. Bei 22 Prozent kam es zu Knochenbrüchen; jedem fünften Unfallopfer mussten gar Gliedmaßen amputiert werden. Zu zwei Dritteln waren Finger und Hände betroffen, ansonsten Zehen und Füße, aber auch Augen- und Gesichtsverletzungen kamen vor.

Weil Rasenmähen als verbliebene Domäne unverstellter Männlichkeit gilt, sind Männer dreimal so oft von Unfällen betroffen wie Frauen. Kinder erleiden zwar selten Verletzungen, diese sind aber oft besonders schwer. Gartenarbeit und Rasenmähen werden als harmloser Freizeitspaß angesehen, zu oft wird mit bloßen Händen verklumptes Gras aus dem Bereich der scharfen Messer entfernt.

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"Wohlmeinende Erwachsene sind sich der Gefahr nicht bewusst und Kindern müssen dann Finger oder Füße amputiert werden", sagt Deborah Schwengel, Leiterin der aktuellen Studie, in der New York Times. "Wir arbeiten mit Ingenieuren daran, dass Rasenmäher so sicher sind, dass keine Hände oder Füße mehr abgeschnitten werden."

Die Uniklinik Erlangen berichtete 2015, dass dort einem vierjährigen Mädchen gerade noch der Fuß gerettet werden konnte, nachdem ihm bei einem Rasenmäherunfall der linke Unterschenkel abgetrennt worden war. "Die Erhaltung des schwer verletzten Beines stand lange Zeit auf der Kippe", erinnert sich der Plastische Chirurg Raymund Horch.

Aktuellen Analysen zufolge ereignen sich in den USA jedes Jahr bis zu 80 000 Verletzungen mit Rasenmähern. Krankenkassendaten lassen in Deutschland mehr als 7000 Unfälle jährlich vermuten, Tendenz: gleichbleibend.

Das Risiko hängt nicht am Rasenmähertyp

Ob Benziner, Elektromäher oder Roboter - alle Modelle haben ihre Tücken. Auch ein Aufsitzmäher, wie ihn sich Sachsen-Anhalts scheidender Ministerpräsident Wolfgang Böhmer 2011 zum Abschied wünschte, birgt Gefahren, wenn man sich mit Hand oder Fuß im Bereich der Messer zu schaffen macht, die vielleicht gerade blockiert sind, aber jederzeit wieder losrotieren können.

Der Rasenschnitt mit der Sense mag Tradition und Umweltschutz vereinen, aber die Technik will gelernt sein: Nicht zufällig versinnbildlicht der Sensenmann ein jähes Ende. Und manchmal kommt es eben auch beim Rasenmähen zu Todesfällen, wie die Fachwelt weiß. Die bodenständige Bevölkerung ahnt offenbar schon lange von diesem Risiko, lautet doch ein Vers in einem Volkslied: "Es ist ein Schnitter, der heißt Tod"

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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