Neuperlach:Plaza mit Wasserspielen

Von Neuperlacher Bürgern und Schülern der Werner-von-Siemens-Realschule kommen viele Vorschläge für die Gestaltung der Freiflächen inmitten des Stadtteilzentrums am Hanns-Seidel-Platz. Allerdings werden nicht alle umsetzbar sein

Von Julian Raff, Neuperlach

Während im Südosteck des Hanns-Seidel-Platzes die Wohnblöcke wachsen, gibt es bei der Freifläche inmitten des neuen Stadtteilzentrums noch kreativen Spielraum. Eine Gelegenheit zum Mitreden und Gestalten nutzten bei goldenem Oktoberwetter kaum ein halbes Dutzend Neuperlacher. Die Planer konnten dennoch zahlreiche Anregungen aufnehmen, zumal sich zuvor Neuntklässler der Werner-von-Siemens-Realschule Gedanken über den Platz gemacht hatten. Wie Landschaftsarchitektin Gunhild Brandhoff lobte, hatten sie dabei nicht nur ihre eigenen Wünsche im Blick.

Brandhoffs Siegerentwurf eines Planerwettbewerbs gliedert den Freiraum dreifach: Eine "Plaza" im Norden, nahe der U-Bahn gelegen, bildet das Entree für Fußgänger und Radfahrer, sowie den Vorplatz des künftigen Kultur- und Bürgerzentrums. Vom Balkon, der die Plaza südlich abschließt, blickt man etwa vier Meter hinab in einen als Theatron gestalteten Tiefhof. Die südlich gegenüber liegenden Treppen dienen bei Veranstaltungen als Sitzränge. Zugleich funktioniert der Tiefhof als Zugang ins Verteilergeschoss der U-Bahnstation. Südlich schließt sich ein Park mit Raum für Kunst-, Sport und Spiel an. Der Westteil der Fläche, über den zwei der aufgeständerten Wohngebäude ragen, wird zum Marktplatz mit ebenerdigen Geschäften fürs Viertel.

Neuperlach: Kreativer Spielraum: Zu einem lebendigen Quartier soll sich das neue Stadtteilzentrum am Hanns-Seidel-Platz entwickeln.

Kreativer Spielraum: Zu einem lebendigen Quartier soll sich das neue Stadtteilzentrum am Hanns-Seidel-Platz entwickeln.

(Foto: Catherina Hess)

Östlich schließen sich die halboffenen Wohnhöfe der gerade entstehenden Gebäude an. Im Detail lässt der Entwurf Raum für diverse sportliche oder kulturelle Nutzungen, wobei sich die Ideen der Realschüler nicht auf Skateanlagen oder ähnlich Altersspezifisches beschränkten, sondern leicht mit anderen Nutzungsansprüchen in Einklang zu bringen sein dürften. Öffentliches Wlan zum Beispiel sollte ja heute schon generationenübergreifend zum Standard eines neuen Stadtplatzes gehören. Mit einem Bachlauf, Kaskaden, einem Brunnen, oder gar einem naturnahen Ententeich, zeichneten und bastelten die Schüler aufs Platzmodell, was auch sonst auf kaum einer Bürgerwunschliste zu neuen Plätzen fehlt, oft aber an technische Grenzen stößt. Hier sieht Brandhoff aber gute Chancen auf Wasserspiele, da die zweistöckigen Tiefgaragen nicht unter den Platz ragen, so dass dessen Statik ein Gewässer vertragen dürfte. Vorausschauend, was den Klimawandel angeht, erscheint der Planerin die Forderung nach Trinkwasserbrunnen, wie sie nun ja auch der Stadtrat stadtweitweit fördern will.

Nicht ganz unumstritten blieb dagegen die Vorstellung vom neuen Hanns-Seidel-Platz als Freiluftbühne für Konzerte, Open-Air-Kino und allerlei Veranstaltungen. Schließlich werde der Platz ja von einem Quartier umgeben, dessen neue Bewohner teils über eine halbe Million Euro für ihre Wohnung bezahlt hätten und - zu Recht oder nicht - Ruhe erwarten, gab ein Anwohner zu bedenken. "Wer ins Kulturquadrat zieht, sollte auch Kultur aushalten", merkte der Vizevorsitzende des Bezirksausschusses, Kurt Damaschke (SPD), an.

Neuperlach: Mit Kultur, Geschäften und viel Grün - so jedenfalls wünschen es sich die Neuperlacher.

Mit Kultur, Geschäften und viel Grün - so jedenfalls wünschen es sich die Neuperlacher.

(Foto: Catherina Hess)

Auf jeden Fall, darin herrschte Einigkeit unter den Teilnehmern, wüssten die Neu-Neuperlacher, was auf sie zukommt, schließlich werde ein lebendiges Quartier beworben. Ruhiger hätte es der für die Gesamtplanung verantwortliche Architekt Roland Dieterle lieber westlich des Platzes, an der Thomas-Dehler-Straße, für deren Verkehrsberuhigung er leidenschaftlich eintrat. Dieterle forderte, neue Lösungen für ein harmonischeres Miteinander von Autofahrern und Fußgängern, Anwohnern und Passanten nach dem etwa in Dänemark bewährten Prinzip des "Reallabors" für ein Jahr zu erproben.

Gleich auf Dauer anzulegen wäre dagegen der vorgeschlagene kleine Wald auf dem Platz, von der Runde schnell "neuer Perlacher Forst" getauft. Eine radikale, aber charmante Idee, fanden sowohl Brandhoff, als auch die städtische Grünflächen-Expertin Uta Gerhardt. Selbst wenn es am Ende nur für ein paar Baumgruppen reichen sollte, versprach Brandhoff den Neuperlachern jedenfalls eine "grüne Mitte", egal, wie lange sie aufs fertige Gesamtensemble mit Kulturbürgerhaus noch warten müssen.

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