TuS Fürstenfeldbruck:Mit freundlichen Empfehlungen

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Wieder obenauf: Fürstenfeldbrucks Handballer um Matthias Hild, rechts, dreimaliger Torschütze gegen den TV Willstätt. (Foto: Günther Reger)

Die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck zeigen eine Woche nach der unerklärlichen Niederlage beim TSV Neuhausen/Filder eine Reaktion und siegen 33:27 gegen den TV Willstätt.

Von Matthias Schmid, Fürstenfeldbruck

Die Buben interessierten sich nicht sonderlich für die Nachbetrachtung des Spiels, sie tobten sich lieber auf einer Weichbodenmatte aus, indem sie diese in eine überdimensionierte Luftmatratze verwandelten. Auf dieser sprangen sie am Samstagabend fast in Dauerschleife, zu dritt taten sie das, zu viert und auch zu fünft, und schlitterten hochbeglückt über das Parkett der Wittelsbacher-Halle hinweg, während sich Johannes Stumpf mithilfe eines speziellen Wässerchens mühsam das Harz von den Händen schrubbte. Der Spielmacher des TuS Fürstenfeldbruck sah die Jungs in seinem Rücken nicht, aber es hätte nicht viel gefehlt und er und seine Mitspieler hätten mitgetollt - so erleichtert waren sie nach dem 33:27-Sieg gegen den TV Willstätt, durch den sie sich mit 10:4 Punkten in der Spitzengruppe der 3. Liga festsetzen konnten.

"Wir wollten diesmal über 60 Minuten fokussiert bleiben", sagt Johannes Stumpf

Es war kein normales Spiel für die Brucker Handballer gegen den Aufsteiger aus Südbaden gewesen. Es war das erste Spiel nach der unerklärlichen Niederlage beim TSV Neuhausen/Filder, wo sie in der zweiten Hälfte einen komfortablen Sieben-Tore-Vorsprung noch auf groteske Weise verspielt hatten. "Wir wollten diesmal über 60 Minuten Gas geben und fokussiert bleiben", sagte Stumpf. Das klappte zunächst auch so, wie sie sich das wünschten. Aus einer sehr kompromisslosen Deckung heraus provozierten sie immer wieder Fehler des überforderten Gegners, sodass die Mannschaft von Martin Wild rasch führte. 5:1 blinkte es nach sieben Minuten von der Anzeigetafel herab, wenig später waren sie schon auf acht Tore enteilt: 14:6. Neben zahlreichen Tempogegenstößen waren auch im Positionsangriff hübsch herausgespielte Tore dabei. So spielte Korbinian Lex einmal Rechtsaußen Felix Aigner hinter dem Rücken an, so dass dieser keine Mühe mehr hatte, Willstätts Torhüter Gunther Zölle zu überwinden. Zölle musste kurz vor der Pause sein Tor verlassen, nachdem die Schiedsrichterin ihm die rote Karte nach einer ziemlich rabiaten Attacke gegen Felix Augner entgegengestreckt hatte. Bruck lag mit sieben Toren vorn.

War da nicht was? Richtig, in Neuhausen schmolz der Vorsprung ziemlich schnell zusammen. Auch diesmal kamen die Brucker eher ermattet als erfrischt aus der Kabine, es wirkte so, als hätte jemand ihnen Baldrian in die Getränke gemischt. Frederik Hartz, der am Ende als erfolgreichster Werfer auf elf Tore kam, passte den Ball unbedrängt ins Aus. Lex tat es ihm nach. Die Fehler häuften sich, und die Gäste merkten, dass doch noch was möglich war an diesem Abend, plötzlich waren sie wieder auf drei Tore heran (18:21). Würden die Brucker womöglich ein Déjà-vu erleben? Solche Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum, gab Johannes Stumpf hinterher zu. "Ich habe daran gedacht, weil plötzlich bei uns wieder dieser Schlendrian im Spiel war", sagte der 24-Jährige. Auch Wild registrierte von draußen, dass seine Spieler die Körperspannung verloren hatte. Er nahm eine Auszeit, um seine Akteure wieder aufzurichten. Und es muss eine denkwürdige Ansprache gewesen sein, denn der TuS kam wie verwandelt zurück, obwohl dieselben Spieler aufliefen. "Es war eigentlich eine ganz normale Auszeit", verriet Stumpf, der am Ende sechs Mal traf. Es waren keine emotionalen Worte, die Wild wählte, "ich habe lediglich klare taktische Empfehlungen ausgesprochen", erzählte der Trainer hinterher.

Zum Beispiel, wie sie die Willstätter Deckung ausspielen könnten, die von einer defensiven 6:0-Formation auf eine aggressivere 3:2:1-Variante umgestellt hatte. Das gelang mit der Hereinnahme von Linksaußen Alexander Horner oder Sebastian Meinzer im Rückraum ganz gut. Die Brucker vergrößerten den Vorsprung wieder und konnten nach 60 Minuten im warmen Applaus der Fans baden.

Der TuS steht mit 10:4 Punkten in der Spitzengruppe der Liga. Nur auswärts läuft es noch nicht

"Wir können mit dem Saisonstart zufrieden sein", findet Stumpf. In eigener Halle noch unbesiegt, verlor der TuS zuletzt lediglich seine beiden Auswärtsspiele. "Da müssen wir wieder liefern", sagte der Spielmacher. Sein Trainer will die Situation nicht überbewerten, von einer Auswärtsschwäche will er schon gar nicht sprechen, auch wenn er gesteht, dass das zurzeit das große Thema sei: Wie bekommen sie auch in fremder Halle ihre Wucht und ihre Raffinesse aufs Parkett? "Wir müssen auswärts einfach wieder selbstverständlicher auftreten", fordert Wild. Vielleicht sollten sie im Training einfach mal wieder zu Buben werden und kreischend auf der Weichbodenmatte herumtollen.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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