Bericht des Weltwirtschaftsforums:Warum Deutschlands Wirtschaft besser ist als ihr Ruf

Vorführung eines humanoiden Roboters zur Unterstützung von Arbeitern durch das KIT Karlsruhe Institu

Auf der Cebit (hier eine Vorführung des KIT Karlsruhe Institut of Technology) zeigt sich jedes Jahr, wie innovationsfreudig die deutsche Wirtschaft ist.

(Foto: imago/Chris Emil Janßen)

Behäbig? Zögerlich? Rückständig? Das gilt vielleicht für die Autoindustrie. Doch ein Bericht des Weltwirtschaftsforums zeigt: Deutschland ist mehr als nur Autos. Es gibt viele "hidden champions".

Kommentar von Caspar Busse

Es wird viel geklagt in Deutschland: Das Ausbildungssystem sei schlecht, die Schulen in ungenügendem Zustand, heißt es. In die Infrastruktur müsse mehr investiert werden, die Energiewende komme nur langsam voran. Und auch beim Internet hinke Deutschland hinterher, der Ausbau schneller Datenverbindungen lasse sehr zu wünschen übrig, ganze Landstriche seien noch nicht an das Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden. All diese Klagen sind auch durchaus berechtigt, denn einiges liegt hierzulande im Argen.

Und doch ist Deutschland besser als sein Ruf. Die Bundesrepublik schneidet im jüngsten und vielbeachteten Report zur weltweiten Wettbewerbsfähigkeit des Weltwirtschaftsforums in Genf sehr gut ab. Deutschland liegt in dem Ranking auf Platz drei, hinter den USA und Singapur, bei Innovationen ist die deutsche Wirtschaft sogar ganz vorne, Weltmeister! Die Ergebnisse des Rankings, das durchaus ernst zu nehmen ist, mögen für manche überraschend sein, aber sie zeigen, auf welchem stabilem Fundament die Wirtschaftsentwicklung noch immer steht.

Die deutsche Wirtschaft ist deutlich mehr als Autos

Deutschland als behäbiges Industrieland, das bald den Anschluss verliert? Das kann vielleicht für die Autoindustrie und deren Zulieferer gelten, zweifellos der wichtigste Wirtschaftszweig, denn die Hersteller sind bei der Elektromobilität mittlerweile sehr in der Defensive und verlieren möglicherweise den Anschluss. Aber die deutsche Wirtschaft ist deutlich mehr als Autos. Sie wird nicht nur von weltweit erfolgreichen Konzernen aus ganz verschiedene Branchen getragen, wie Siemens, BASF, Bayer, der Deutschen Post oder Adidas. Sie besteht vor allem auch aus einer sehr breiten Basis mittelgroßer und großer Unternehmen, dem berühmten Mittelstand, den es in dieser Form nur in wenigen Industrienationen gibt. Hier finden sich nach wie vor viele Stars im Verborgenen, sogenannte "hidden champions", die in ihrem Sektor weltweit führend sind. Das fällt nur nicht so auf, weil sie nicht so spektakulär und auf Massenmärkten tätig sind wie Facebook, Amazon, Apple oder Google.

Unterschätzt wird vor allem das Thema Industrie 4.0, also die Digitalisierung der gesamten Produktionsabläufe. Hier hat Deutschland mit seiner starken Maschinenbauindustrie viele Möglichkeiten. Nicht umsonst loben die Forscher der Studie das hohe Ausbildungsniveau in Deutschland, die gesamtwirtschaftliche und finanzielle Stabilität des Landes und die Geschäftsdynamik. Innovationen ließen sich in Deutschland besonders schnell umsetzen, heißt es anerkennend.

Das Ergebnis des Rankings ist erfreulich. Hohe Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit kann Arbeitsplätze sichern und damit den Wohlstand aller garantieren. Es wäre aber grundlegend falsch, sich darauf auszuruhen. Deutschland muss weiter und rasch investieren, vor allem in die Infrastruktur, die Bildung und in schnelles Internet, die Politik muss schnell handeln und nicht lamentieren. Denn ein Vorsprung ist schnell dahin - und das weltweite Klima wird angesichts von Handelsstreitigkeiten, zunehmendem Populismus und einem drohenden Wirtschaftsabschwung immer rauer.

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