Freisinger Westtangente:Es wird teurer und es dauert länger

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Geologische Besonderheiten unterhalb des Tunnels machen weitere Untersuchungen erforderlich. Was das bedeutet, weiß Tiefbauamtsleiter Franz Piller noch nicht

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Bau der Westtangente wird sich möglicherweise um mehrere Monate verzögern und damit vermutlich noch einmal teurer werden. Schuld daran sind unerwartete geologische Besonderheiten im Boden unterhalb des Tunnelbauwerks, die aktuell weitere Untersuchungen erforderlich machen. Bis diese abgeschlossen und ausgewertet sind, kann Projektleiter Franz Piller, oberster Herr über den Bau der Umgehungsstraße, weder zur Dauer der Verzögerung, noch zu den daraus erwachsenden Mehrkosten Genaueres sagen: "Jede Zahl, die ich jetzt nenne, ist definitiv falsch."

"Noch" sei man "im Ansatz", hatte Piller bei seinem Bericht in der Freisinger Stadtratssitzung im Juli zu den Kosten gesagt, doch die Betonung auf dem Wort "noch" ließ schon damals keinen Zweifel, dass die derzeit kalkulierten 98,4 Millionen Euro wohl nicht zu halten sein werden. Was dem Projektleiter derzeit unruhige Nächte beschert, sind Besonderheiten im Untergrund südlich von dem Schachtbauwerk an der Giggenhauser Straße und nördlich der Moosach - beziehungsweise ist es eigentlich das Fehlen einer geologischen Besonderheit, das den Tunnelbauexperten der Stadt und der TU München Kopfzerbrechen bereitet.

Vor dem Baubeginn für die Westtangente im Mai 2015 hatte die Stadt Freising die Technische Universität bekanntlich beauftragt, umfassende Erkundungsbohrungen im Bereich des künftigen Vöttinger Tunnels anzustellen. Dieser soll in dem Bereich zwischen Giggenhauser Straße und Moosach in der sogenannten Deckelbauweise entstehen.

Grob vereinfacht heißt das, dass entlang der künftigen Trasse zunächst zwei parallele Bohrpfahlreihen in den Boden gesetzt werden, zwischen die dann ein "Deckel" gelegt wird. Zwischen den so entstandenen Wänden und unterhalb dieses Deckels wird dann mit einem rechteckigen Querschnitt der Tunnel in den Boden gegraben, wie Piller erläutert.

Allerdings muss dann auch noch für eine Sohle des Tunnels gesorgt werden - und genau dazu hatte die von der TU durchgeführte Erkundung des Untergrunds zunächst eine frohe Botschaft erbracht: Die Experten der Uni hatten bei ihren Bohrungen in etwa 23 Metern Tiefe einen so genannten natürlichen "Stauer" gefunden, eine stark verdichtete, gut zwei Meter dicke Tonschicht, die das Grundwasser von unten abhält.

Bis dahin wäre also alles gut gewesen - hätten die Tunnelbauer bei ihren Arbeiten im Frühsommer nicht eine böse Überraschung erlebt: Nur acht Meter von der ursprünglichen Fundstelle entfernt, sei die natürliche Grundwasserbarriere "plötzlich weg" gewesen, schildert Piller mit immer noch leichtem Unglauben in der Stimme: "Ein wunderbarer Stauer und kurz vor der Moosach ist der komplett weg." Vorgefunden habe man stattdessen eine durchlässige Schicht aus Sand und Kies, die den Grundwasserstrom nicht blockiere und sogar wie ein artesischer Brunnen funktionieren könnte.

Um des Problems irgendwie Herr zu werden, sollen und werden Piller zufolge nun zusätzliche Erkundungsbohrungen durchgeführt, die ersten beiden sind bereits angelaufen. Die Experten der TU versuchen dabei, noch genauer zu ermitteln, wie der Untergrund in dem fraglichen Bereich denn nun beschaffen ist.

Ist der "Stauer" tatsächlich nirgends mehr zu finden, gibt es laut Piller "technische Möglichkeiten", damit umzugehen. So könnte unter der künftigen Tunnelsohle beispielsweise mit einer Zementsuspension abgedichtet werden, es gibt spezielle Maschinen, die in solchen Fällen zum Einsatz kommen können - all diese Fragen gilt es nun so schnell wie möglich zu klären, um dann auch konkrete Aussagen zum zeitlichen und finanziellen Aufwand treffen zu können. Zwölf zusätzliche Bohrungen habe die TU vorgesehen, sollte der Boden sich nun als einigermaßen homogen erweisen, könnten gegebenenfalls auch acht reichen, so Pillers Hoffnung.

Denn auch die Bohrungen fressen Zeit - und genau die hat er zur Vorlage von belastbaren Zahlen vor allem mit Blick auf die anstehenden Haushaltsberatungen im Freisinger Stadtrat eigentlich nicht mehr. Die beginnen üblicherweise im November, in knapp zwei Wochen also. Sicher ist derzeit aber nur: "Jeder Monat Verzögerung kostet sehr viel Geld, jede zusätzliche technische Maßnahme auch. Aber wir können ja nicht einfach irgendeine Luftnummer in den Haushalt schreiben", so Piller.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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