Mazedonien:Ende eines bizarren Streits

Das Wörtchen "Nord" bedeutet einen großen Unterschied auf dem Balkan.

Von Peter Münch

Politik braucht einen klaren Kompass, doch manchmal droht die Nadel verrücktzuspielen. Zum Beispiel bei diesem kleinen Land in Südosteuropa, das eigentlich gern zum Westen gehören will, aber sich dazu erst einmal im Norden verorten muss. Kein Wunder also, dass sich die Politik in Mazedonien seit Jahren im Kreis dreht.

Dabei hängt das Schicksal des Landes letztlich nur noch an vier Buchstaben: Wenn aus Mazedonien Nord-Mazedonien wird, wie es die Griechen fordern und wie es das Parlament in Skopje nun fürs Erste abgesegnet hat, ist der Weg zur Mitgliedschaft in Nato und EU geöffnet. So einfach kann das also gehen - doch dass darum so zäh gerungen wird, darf als abschreckendes Beispiel dafür gelten, wie abgründig heute noch, oder eher: heute wieder, mitten in Europa die Politik wird, wenn sie sich statt von der Ratio von nationalistischen Aufwallungen leiten lässt.

Dass der Makedonier-König Alexander der Große mehr als 2300 Jahre nach dem Untergang seines Reichs wieder in den Mittelpunkt eines politischen Konflikts geraten konnte, zeigt, wie bizarr der Namensstreit zwischen Griechenland und Mazedonien stets gewesen ist. Dennoch hat er drei Jahrzehnte lang die Entwicklung Mazedoniens behindert. Nun wird es höchste Zeit, sich endlich um die Zukunft zu kümmern.

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